PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
steckte fest. Mit ihren Mitteln kam sie nicht weiter.
Es war an der Zeit, die Kollegen um Hilfe zu bitten. »Syntron«, sagte sie. »Verbindung zum HistNet!«
Die Holos mit dem störrischen Brief rutschten zur Seite und machten für ein neues Platz, das Markenzeichen von HistNet. Das Logo, ein Stift, der von einer unsichtbaren Hand über die Seite eines Buchs geführt wurde und Zeichen in einer Fantasiesprache hinterließ, hing lange Sekunden über dem Schreibtisch. Der Stift füllte die Seite und begann eine zweite.
Hatte man sie ertappt? Die Beteiligung am HistNet wurde auf Drorah - und vielen anderen Welten der Milchstraße - nicht gern gesehen. Das HistNet war, wie der Name bereits erkennen ließ, eine terranische Erfindung und damit automatisch eine potenzielle Teufelei. Und HistNet kannte keine Zugangsbeschränkungen. Jeder Bewohner der Milchstraße konnte es benutzen, seine Ansichten, Meinungen und Erkenntnisse mit anderen austauschen. Und natürlich konnte jeder in HistNet unbemerkt »lauschen«, was genau der Grund war, warum die offiziellen Stellen Akons es nicht mochten: Der Feind hörte mit.
Wieso sich von anderen in die Karten sehen lassen? Es war viel klüger, selbst unerkannt »mitzuhören« und nützliche Informationen in die eigene Arbeit zu integrieren, als sich selbst aktiv zu beteiligen. Demnach hatte Solina wie alle anderen Historiker an ihrem Institut lediglich einen lesenden Zugriff erhalten. Wie alle anderen nutzte sie ihn eifrig. Doch im Gegensatz zu allen anderen hatte sie den ihren »aufgebohrt«.
Es war ihr nicht schwer gefallen. Niemand hielt Historiker, die sich mit so etwas Weltfremden wie der Vergangenheit beschäftigten, für potenzielle Hacker. Entsprechend nachlässig hatte man die Zugänge abgesichert. Gleich in der zweiten Woche hatte sie die Zugangssperre geknackt und sich seitdem die neue Freiheit ausgiebig zunutze gemacht.
Eine gute Historikerin wusste sich eben in jeder Lebenslage zu helfen.
Der Stift im Logo von HistNet beschrieb eine weitere Seite, sprang in die Höhe, als sie sich selbsttätig umblätterte, und machte sich
wieder von neuem an die Arbeit.
Noch immer keine Verbindung. Es musste an der abgeschiedenen Position der LAS-TOOR liegen. Der Ochent-Nebel war energetisch unberechenbar; eben erst war das Schiff einem Hypersturm ausgewichen, der sich seine Bahn durch den Sektor brach. Vielleicht noch ein letzter Ausläufer.
Hoffentlich...
Die Lage auf der LAS-TOOR war für Solina wesentlich heikler als am Institut. Das Institut mit seinen Dutzenden Fakultäten war ein Ort der Anonymität, eine Stadt innerhalb der Hauptstadt Drorahs, ohne feste Grenzen. Dort wurde man einfach übersehen; der ohnehin vernachlässigbar tröpfelnde Datenstrom, der sie mit dem HistNet verband, verließ das Institut über eine Vielzahl von ständig wechselnden Leitungen und Funkverbindungen. Die LASTOÖR war im Vergleich dazu ein winziger Weiler, um den man einen Hochenergiezaun gezogen hatte, damit niemand ihn verlassen konnte. Das Schiff war für seine Besatzung von 42 Personen großzügig bemessen, aber das half wenig: Es war ein Mikrokosmos. Jeder kannte jeden und hatte ein genaues Auge für Eigenheiten oder Unregelmäßigkeiten. Und alle Daten, die den Raumer erreichten oder verließen, gingen durch eine einzige Hyperantenne.
In der ersten Zeit hatte sich Solina nicht getraut, den Syntron der LAS-TOOR zu manipulieren. Geduld!, hatte sie sich gepredigt. Die paar Monate wirst du auch ohne können. Es ist das Risiko nicht wert.
Von wegen. Es waren keine zwei Wochen vergangen, da fühlte So-lina sich wie ein Fisch, den man ans Trockene gezogen hatte und der verzweifelt nach Luft schnappte. Sie kam einfach nicht weiter. Keine der Quellen, an denen sie arbeitete, wollte sich ihren Bemühungen beugen. Und gleichzeitig spürte sie, dass sie nur einen winzigen Fingerzeig brauchte, einen Hinweis von einem qualifizierten Kollegen hier und dort, um ans Ziel zu gelangen. Außerdem vermisste sie die Gesellschaft. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass die körperlosen Wesen, die das HistNet bevölkerten, ihr näher waren als die Menschen, mit denen sie in dieser Stahlzelle durch das All kutschierte.
Nur um der Arbeit willen, hatte sie sich gesagt. Akon braucht gute Arbeit! Dann hatte sie sich an den Hack ihres Lebens gemacht. Einige lange Tage hatte sie gebraucht, bis der Zugang stand. Tage, an denen sie jedes Mal weiche Knie bekommen hatte, wenn sie die extravagante Gestalt Eniva ta
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