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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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fürchterlichen Baggerbestie hätte aufnehmen können.
    Duani hatte ihre Brille aufgesetzt und das Licht ihrer Fackel abermals verändert. Nun glomm es rötlich braun und so schwach, dass Boryk nicht viel sah außer trügerischen, sich bei jedem Schritt verändernden Schatten. Aber zu mehr, als neben oder, an engen Stellen, hinter ihr her zu trotten, war er ohnehin nicht imstande.
    Sie drangen tiefer in die Höhle vor. Nachdem Duani mit einem abgegriffenen Zauberbrettchen, wie es im Dorf nur der Majittri besaß, gefuchtelt hatte, war ein doppelt mannshohes, sehr eckiges Felsstück zur Seite geglitten. Nun folgten sie einer sich spiralförmig aufwärts windenden Rampe. Der Untergrund war glatter noch als der fest gestampfte Lehm des Festplatzes, sodass sie trotz Boryks lädiertem Knöchel flott weiterkamen. Ab und zu stapelte sich undefinierbares Gerümpel an den speckigen Wänden, aber sie hatten
    wenig Mühe, sich daran vorbei zu zwängen.
    Unvermittelt erweiterte sich der Gang zu einer Halle, um ein Vielfaches größer als das Versammlungshaus im Dorf. Hunderte, nein tausende winzige, bunte Kerzen illuminierten diesen Raum. Boryk hielt den Atem an. Schöneres hätte er sich sein Lebtag nicht vorzustellen vermocht. Musiken erklangen, zwanzig, dreißig verschiedene zugleich. Gerüche überwältigten ihn, solche von schmorenden Wurzeln, simmernden Kräutern, brutzelndem Protein, und dazu eine Palette gänzlich unbekannter Aromen.
    »Jaja, ich weiß schon. Viel zu gedrängt, viel zu stickig, viel zu laut«, sagte Duani, die ihre Brille abgenommen hatte und sich mit den hübsch kräftigen Fingern die Augen rieb. »Tut mir Leid, aber das ist das Optimum, das wir dem Silbernen Berg abringen konnten.«
    Die Halle war bedeutend höher als breit und lang. Boryk erkannte, dass die hier lebenden Menschen sich, da die Horizontale nicht ausreichend Platz für ein Dorf bot, notgedrungen vertikal orientiert hatten. Die Behausungen türmten sich zellenartig übereinander wie die Waben in den Honigstöcken seiner fernen Heimat. Nur dass hier an Stelle der Kanülen, welche die süße, träge Flüssigkeit abtransportierten, fadenscheinige Leitern die Stockwerke verbanden. Duani bugsierte ihn, immer darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen, über unzählbar viele, bedenklich schwankende Sprossen in ihr privates Quartier. Es lag im obersten Viertel des bunt erleuchteten, senkrechten Dorfes und war viel kleiner als Mamas Hütte.
    »Glaub nicht, dass mir nicht aufgefallen wäre, wie du den Matekten beeinflusst hast«, sagte Duani, sobald sie den schweren Eingangsvorhang hinter ihnen zugezogen und Licht gemacht hatte. »Wie auch immer du das angestellt hast - komm nicht einmal auf die Idee, es bei mir zu versuchen, Jungchen! Selbst wenn es dir gelänge -ich werde es hinterher merken und dich jagen, bis ich dich erwischt und dir jedes Haar einzeln ausgezupft habe, kapiert?«
    Boryk nickte heftig. Eine solche Vergeltung wollte er keinesfalls provozieren, zumal ihm die Härchen an manchen, besonders empfindlichen Körperstellen erst vor kurzem gesprossen waren.
    Er fiel auf die Liege, die von Teppichen bedeckt war, viel feiner gewebt, als es die kunstvollsten Weberinnen des Dorfes bewerkstelligen hätten können. »Durst. Hunger«, japste er. »Und mein Fuß tut so weh... «
    Duani gab ihm Medizin, die intensiv nach Waldbeeren schmeckte, und einen herrlich kühlen, erfrischenden Saft. Davon trank er zweieinhalb große Gläser. Dann schmierte sie seinen Knöchel mit Salbe ein und legte ihm einen Verband an. Gleich fühlte sich Boryk viel besser. Er sah sich in der kleinen Hütte um und konnte nirgends eine Feuerstelle entdecken. Das beunruhigte ihn ein wenig. Wo kochte die Espechl?
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Duani: »Ich besorge uns jetzt was zu essen. Magst du roten Eintopf? Oder lieber Süßriegel?«
    »Kann ich beides haben?«
    Sie lachte glockenhell, dann tippte sie auf ihrem Zauberbrettchen herum. Was tat sie da? Boryk platzte fast vor Neugierde. Dutzende Fragen hätte er gewusst, doch er war zu müde, um sie zu stellen. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Nur sein knurrender Magen verhinderte, dass er auf der Stelle einschlief.
    Er wartete schweigend, während Duani die Stiefel auszog und die Jacke ablegte. Darunter trug sie ein olivgrünes, ärmelloses, eng anliegendes Leibchen. Boryk bemühte sich, nicht auf die spitzen Brüste zu starren, die sich darunter abzeichneten. Er schrak zusammen, als ein lautes Summen

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