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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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in die Schwerelosigkeit gewesen sein sollte.
    Neue Lebenslust erfüllte ihn, als er in den Seitengang wechselte, fröhlich pfeifend durch die Stollen schritt und schließlich die Leitern zu Duanis Behausung im vertikalen Dorf empor kletterte. Wenn sie überrascht war, ihn wiederzusehen, bemühte sie sich rechtschaffen, sich es nicht anmerken zu lassen.
    »Na, wie war's?«, fragte sie nur trocken.
    Doch das Funkeln in ihren wunderschönen Augen strafte sie Lügen. Und nachdem sie gemeinsam roten Eintopf und Süßriegel geschmaust hatten und die Zeit zum Schlafengehen gekommen war, bot sie ihm das Bett an und legte sich zu ihm.
    Irgendwie kam Boryk nicht dazu, Duani das Amulett zu überreichen. Zuerst vergaß er es einfach, wohl im Trubel der frischen Verliebtheit. Sie waren sich gegenseitig Geschenk genug. Und nachträglich erschien es ihm nicht mehr angebracht. Außerdem begann er sich daran zu gewöhnen. Obwohl es recht schwer an seiner Brust baumelte, legte er es so gut wie niemals ab.
    Er blieb zwei Wochen bei Duani, ließ sich von ihr und dem Matekten in die Geheimnisse des Silbernen Bergs einweihen. Der Alte beäugte ihn anfangs ein wenig kritisch, doch schon nach kurzer Zeit legte sich sein Argwohn, und sie wurden gute Freunde. Boryk versprach zurückzukommen, sobald er seine Verhältnisse im Garten Ehedem geordnet hatte.
    Und das tat er. Als er drei Monate später zurückkehrte, den schnaufenden Fosse im Schlepptau, trug er keine kurze Hose, sondern eine lange aus dem feinsten Leder, das die Gerberei am Fluss je produziert hatte. Darüber ein kunstvoll besticktes Hemd und eine Jacke mit den Insignien sowohl des Maffans als auch des Majittris von Ehedem. So herausgeputzt, hielt er um Duanis Hand an; nach einer Bedenkzeit von genau einer Minute gab sie ihm das Jawort.
    Und dabei hatte er nicht im Mindesten nachgeholfen. Ehrlich!
    Auch in Zukunft hielt er sich strikt an ihr Verbot, seine Gabe bei ihr anzuwenden. Selbst wenn sie, Sturköpfe einer wie der andere, sich stritten und Duani sich den vernünftigsten Argumenten unzugänglich gab, sah er davon ab, sie seinem Willen zu unterjochen. Sie versöhnten sich ja auch rasch.
    Bei den übrigen Himmelsbewohnern war Boryk weniger zimperlich. Wenn er es für nötig erachtete, setzte er seine Macht ein, jedoch in Maßen, und immer erst nach reiflicher Überlegung. Die Geschehnisse am See Geneset waren ihm eine Lehre gewesen. Obwohl er sich nicht länger deswegen innerlich selbst zerfleischte, dachte er doch stets mit Schaudern daran zurück, an den Rausch ebenso wie an den nachfolgenden Kater.
    Außerdem lernte er mit der Zeit, seine einzigartige Fähigkeit immer besser zu kontrollieren. Manchmal glaubte er fast, das Amulett der traurigen Göttin unterstütze ihn dabei. Oder lag es an seiner sehr glücklichen und befriedigenden Beziehung mit Duani, dass er sich ausgeglichener fühlte denn je?
    Jedenfalls dachte er jetzt, auch wenn er nicht fieberte, viel klarer und zielorientierter. Umgekehrt übermannte ihn, wenn er seine Gabe einsetzte, die Gluthitze nicht mehr so eruptiv. Vielmehr vermochte er sie nahezu beliebig zu dosieren. Auch die Nachwirkungen gestalteten sich entsprechend angenehmer.
    Duani und er feierten zwei Hochzeiten, eine im Silbernen Berg, mit Fosse als Boryks Beistand, die andere im Garten Ehedem, wobei der Matekten als Duanis Brautführer fungierte. Danach bauten sie sich eine Hütte etwa auf halbem Weg zwischen den beiden Siedlungen. So konnten sie hier wie dort ihren Pflichten nachgehen. Kein halbes Jahr war seit der Vermählung vergangen, als der Matekten aus Altersgründen zurücktrat und Boryk zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Er vereinte nun alle drei höchsten Ämter des Himmels in seiner Person.
    Er sollte sich, nicht zuletzt dank Duanis tatkräftiger Hilfe, als ihrer würdig erweisen. Sie förderten den Kontakt zwischen Flachländern und Bergvolk, wenn auch gemächlich; sie begingen nicht den Fehler, die Leute zu überfordern, indem sie das soziale Gefüge überhastet umkrempelten. In seiner Eigenschaft als Majittri hob Boryk die Beschränkungen für den Umgang mit den Zwielichtigen auf und schuf diverse Möglichkeiten für kulturellen Austausch. Aber niemand wurde gezwungen, davon Gebrauch zu machen.
    Auch das Mannwerdungsritual wurde reformiert, die sinnlose Fasterei und Prügelei abgeschafft. Dafür machte Boryk klar, dass er es gern sah, wenn die Jungmänner die Queste auch tatsächlich absolvierten. Gut ausgerüstet, bepackt mit

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