Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
ermögliche ich die Vergangenheit und sichere so die Zukunft der Menschheit.
    Das klingt paradox und ist nichtsdestotrotz wahr: In den kommenden drei, vier Tagen entscheidet sich, was vor fünfundfünfzig-tausend Jahren geschehen sein wird. Oder, wie es Deshan Apian, mein treuer Chronist, weiland aus anderem Anlass formuliert hat: Wir Lemurer sind das, was wir waren. Und heute schaffen wir das Fundament dafür, was wir in Zukunft sein werden.
    Ja, liebes Diarium, einziger Vertrauter und Beichtvater, der du mir den guten Deshan ersetzt, seit er ebenfalls auf große Fahrt ging: Noch in dieser Woche erreichen wir den alles entscheidenden Wendepunkt unserer phantastischen, die gesamte Menschheitsgeschichte einschließenden Reise. Eines der beiden dafür unbedingt benötigten Instrumente befindet sich bereits in meinem Besitz. Das zweite wird demnächst aufgefunden werden. Ob es mir gelingt, es in meine Hand zu bekommen und für meine Zwecke einzusetzen, ist nur eine Frage der Zeit.
    Aber ist nicht alles »nur« eine Frage der Zeit?
    Die Ausgangsposition könnte ich mir gar nicht besser wünschen. Alle Voraussetzungen sind gegeben, alle Entwicklungen optimal in Gang gesetzt. Sämtliche Kugeln rollen wie auf einer schiefen Ebene, nein: wie in einem Trichter, fast zwangsläufig dorthin, wohin sie sollen. Meinen eigenen Part habe ich so angelegt, dass ich jederzeit eingreifen kann, jedoch niemand in mir den Drahtzieher vermuten würde. Ich will mir nicht schmeicheln, war eigentlich immer zu vernünftig für übertriebene Eitelkeit, ebenso wie, nebenbei bemerkt, für unverhältnismäßige Bescheidenheit. Doch kann meine Tarnung mit Fug und Recht als perfekt bezeichnet werden. Im Gegensatz zu damals, als ich notgedrungen die charismatische Führerfigur mimen musste - zeitweise sogar zwei auf einmal! - habe ich es jetzt und hier nicht nötig, eine Position in der ersten Reihe einzunehmen. Dank eines langfristig, bedachtsam und unauffällig aufgebauten Netzwerks von Beziehungen bin ich einflussreich genug. Man glaubt, mich und meine Motive zu kennen; manche meinen sogar, mich derentwegen verlachen zu können.
    Sollen sie, nur zu! Herzlich gern, gute Unterhaltung! Niemand durchschaut mich, keiner und keine ahnt, was und wer wirklich in mir steckt. Ich verberge mich in aller Öffentlichkeit, nehme selbst im intimsten Rahmen meine Maske nicht ab. Entwickle schon lange keinen persönlichen Ehrgeiz mehr, ordne alles dem höheren, höchsten Zweck unter, verfolge meine Karriere ausschließlich nach diesem Gesichtspunkt. Bin mir wichtig - jedoch nur, was meine Schlüsselrolle im Kampf um das Überleben der Menschheit betrifft.
    Halte diese meine Worte fest, o Diarium: Ich maße mir nicht an, die Welt oder gar das Universum retten zu können; mein Volk hingegen, mit all seinen mannigfaltigen Ablegern, sehr wohl. Und deshalb muss ich es versuchen.
    Bloß noch drei, vier Tage...
    Ich wäre kein Mensch, lechzte, hungerte, schmachtete ich nicht der finalen Entscheidung entgegen. Nach außen hin spiele ich den Gelassenen, mit seinem Dasein als Nebenfigur Zufriedenen. Innerlich vibriere ich vor Aufregung. Um nicht zu schreien, schreibe ich. Ich bemühe mich, Disziplin und kühlen Kopf zu bewahren; mich gerade, auf Kurs, im Zaum zu halten; mich zu beruhigen, indem ich mir wieder und wieder einschärfe, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt, ich ganz im Gegenteil höchst zuversichtlich sein darf. Die Zeit und ihre Gesetze stehen auf meiner Seite. Das Ereignis, auf das es ankommt, von dem alles, wirklich alles abhängt, muss und wird eintreten. Unweigerlich, da es bereits eingetreten ist - und den Impuls für alles Folgende gegeben, die kausale Kettenreaktion erst ausgelöst hat.
    Vielleicht irre ich mich. Vielleicht kommt doch alles ganz anders. Oder exakt wie geplant - und stellt sich trotzdem als fataler Fehler heraus. Wir werden sehen, und zwar bald.
    Die Zeit, als Zukunft wie auch Vergangenheit, wird es uns weisen.

Rätsel über Rätsel
    25./26. April 1321 NGZ, Akon-System
    »Rhodanos. Endlich!«
    Die Hauptzentrale der PALENQUE war geräumig, zehn Meter hoch und zwanzig im Durchmesser. Auch wenn alle Stationen voll besetzt arbeiteten und einige zusätzliche Besatzungsmitglieder sowie zwei der Sondergäste herumstanden, bekam man normalerweise nie das Gefühl, in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein. Jetzt aber war es plötzlich sehr eng geworden, geradezu beklemmend, und die Zentrale schien auf einmal überfüllt.
    Eine einzige

Weitere Kostenlose Bücher