PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Anachronismus, die lebende Lemurerin aus einer Zeit, die über 50.000 Jahre zurücklag, war kaum noch zu sehen. Wenn sie nicht schlief oder sich geradezu aufopfernd um die Lemurer kümmerte, unterzog sie sich Hypnoschulungen, weil es nicht ausreichte, die Sterne nur zu sehen; man musste auch verstehen, was man sah, meinte sie, und in dieser Hinsicht gab Pearl ihr völlig Recht.
Soeben hatten sie nach einem kurzen, erfreulich ereignislosen Flug Akon erreicht. Drei äußerlich ähnliche, je doch grundverschiedene Kugelraumer hatten eine Parkposition am Rand des »Blauen Systems« bezogen: neben der PALENQUE das mit 215 Metern Durchmesser etwas größere akonische Forschungsschiff LAS-TOOR sowie Tolots deutlich kleinere, jedoch weit schlagkräftigere HALUT.
»Ich hoffe, ihr gestattet, dass wir uns nun, da die Formalitäten erledigt sind, in den Besprechungsraum zurückziehen?«, fragte Perry Rhodan. »Tolot und ich sollten dringend unseren Informationsstand abgleichen, bevor wir Kontakt mit dem Regierenden Rat der Akonen aufnehmen.«
»Ja, selbstverständlich.« Pearl nickte; sie konnte ihren Blick kaum vom Idol ihrer Kindheit abwenden. »Fühlt euch wie, äh... na, wie auch immer. Jedenfalls, ich habe keinerlei Einwände dagegen.« Sie spürte, dass sie errötete.
Dumme Pute, schalt sie sich, nun reiß dich endlich zusammen!
»Ich schon«, erklang eine rauchige Frauenstimme.
Aller Augen wandten sich der Sprecherin zu, die lässig an Kossas Funkpult lehnte. Die mandeläugige, braunhäutige Schönheit war selbst in dieser illustren Runde schwer zu übersehen. Sie trug einen extravaganten Freizeitanzug, dessen Oberfläche wie eine saftig grüne Wiese aus fingerlangen Grashalmen wogte. In unregelmäßigen Abständen blühten an immer anderen Stellen bunte Blumen auf; damit nicht genug, wurde sie von Bienen, Libellen und fluoreszierenden Schmetterlingen umschwirrt. Auf ihren Schultern spazierten winzige Marschiere-Viels hin und her, und in ihrem hoch aufgetürmten Haar zwitscherten Vögel.
»Eniva ta Drorar, Netzwerkspezialistin der LAS-TOOR«, stellte sie sich mit einer leichten Verbeugung dem Haluter vor. »Ich befinde mich sozusagen als Austausch-Geisel in diesem dreckigen fliegenden Narrenkäfig.« Ihr näselnder, aristokratisch-arroganter Tonfall und der beleidigende Inhalt ihrer Äußerung wurden entscheidend dadurch entschärft, dass sie mit Alemaheyu Kossa Händchen hielt. »Oder, wenn man so will, als inoffizielle Botschafterin meines Volkes. Welches naturgemäß an der ganzen Affäre größtes Interesse hat. Soll heißen: Ich wäre, erlaubt mir die Bitte, bei eurem Gespräche gern die Dritte.«
»Von mir aus allemal«, sagte Rhodan. »Wir haben nichts zu verbergen. Nicht wahr, Tolotos?«
Täuschte sich Pearl, oder deutete da ein Unterton in Perrys Stimme an, dass er die Frage ernster meinte, als sie klang? Ein Hauch von Misstrauen, der leiseste Anflug einer Unstimmigkeit?
»Selbstverständlich nicht.«
»Gut. Danke. Ich möchte, wenn es euch nichts ausmacht, auch Solina Tormas zuziehen, sofern sie sich wach genug dafür fühlt.«
Das war rasch eruiert. Die Historikerin erklärte via Kabinenfunk, dass sie mehr als bloß ein paar Stunden Schlaf opfern würde, um diesem Briefing beiwohnen zu können.
Pearl Laneaux fühlte Eifersucht in sich auflodern. Lächerlich, irrational, und unbegründet dazu: Sie war schließlich über alles, was sie nicht ohnehin selbst miterlebt hatte, bestens informiert worden, teils von Perry, teils von Sharita. Außerdem durfte sie momentan die
Brücke gar nicht verlassen.
Trotzdem rief sie den beiden Aktivatorträgern und der mobilen Frühlingswiese, nachdem sie Richtung Besprechungsraum verschwunden waren, in Gedanken hinterher: Glaubt bloß nicht, dass ich ums Verrecken ebenfalls dabei sein will. Non, messieurs, je ne veux pas!
»Wer fängt an?«
»Du, Rhodanos.«
»Gut. Da in der Galaxis ausnahmsweise einmal relative Ruhe herrscht und meines Wissens das Universum derzeit weder binnen eines verlängerten Wochenendes gerettet noch geerbt werden kann oder will, habe ich mich auf eine Art Goodwill-Tour in eines der letzten Niemandslande der Milchstraße begeben: den Ochent-Sektor.«
»Grenzt an die Einflussbereiche verschiedener Blues-Völker und der Akonen, hat sich aber bislang als viel zu uneinladend erwiesen, um Begehrlichkeiten zu wecken. Kaum lebenstragende Welten, hohe Häufigkeit von Hyperstürmen, strategischer Wert gleich null. Weiter!«
»In den letzten
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