PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
auf den Monden erschienen Symbole, die Verteidigungsstellungen mit überschweren Kanonen darstellten. Das Opfer der SHYDAR war nicht umsonst gewesen, denn deren Ortungsergebnisse hatten ihnen vitale Informationen zur Stärke des Feindes gebracht. Und um die Wehrhaftigkeit der Topsiderfestung noch weiter zu verdeutlichen, schaltete Novaal deren 61 Kriegsschiffe in die Darstellung dazu. »Unsere Aufgabe ist, diese Expansion zu stoppen.«
Betretenes Schweigen legte sich über den Raum.
Der junge Inkmoon, der offenbar nicht gewusst hatte, wohin man ihn und sein Schiff geschickt hatte, fing sich als Erster. »Aber ... aber wir haben keine Chance. Wir haben zwar weit bessere Schiffe als die Topsider, aber die Echsen sind in der Übermacht. Sie haben eine Festung, haben sich eingegraben!«
»Das Imperium würde seine treuen Naatsoldaten niemals auf eine aussichtslose Mission schicken!«, entgegnete Novaal. Jedem im Raum musste klar sein, dass das Sarkasmus war. Trotzdem würde Sergh da Teffron, der nach dem Angriff vielleicht die Aufzeichnung der Besprechung begutachten würde, ihn nicht bemerken.
»Die Topsider fordern das Imperium bereits viel zu lange heraus«, fuhr Novaal fort. »Sie glauben, es sei müde und verbraucht. Doch sie ahnen nicht, mit wem sie es zu tun haben. Nicht mit verweichlichten Arkoniden, sondern mit Naats!«
Zustimmendes Gebrüll brandete auf. Novaal stellte sich vor, wie da Teffron die Kinnlade bei diesen ketzerischen Worten herunterklappen würde. Der Gedanke erfüllte ihn mit grimmiger Zufriedenheit.
»Und nun zu meiner Variante.« Auf dem Taktikdisplay erschien die Keilformation seiner Flotte samt den beiden Frachtern, die sich langsam zu einer Sichel weitete, deren Öffnung auf den Feind zeigte. »Wir werden die Topsider schlagen!«
Er erläuterte den Kommandanten seinen Plan. Er würde es versuchen, nicht für Sayoaard und schon gar nicht für da Teffron, sondern für die Ehre der Ehrlosen und für alle Naats, die ihm anvertraut waren.
5.
Der Abschied
Tresk-Takuhn
Die JARIS-VAKAR, ein schnelles Kurierschiff, das vom Äußeren her den 150-Meter-Kampfschiffen ähnelte, aber längst nicht so schwer bewaffnet war, stand mit blinkenden Positionslichtern abflugbereit hinter der Tat-01 im Hangar. Entladene Container, voll mit elektronischem Equipment vom Geheimdienst und Fresspaketen für die Soldaten aus der Heimat, stapelten sich dahinter. Alle siebzig Teilnehmer der archäologischen Expedition, einschließlich der beiden Topsiderinnen Tisla-Lehergh und Emkhar-Tuur, waren inzwischen an Bord. Nur der Expeditionsleiter Hisab-Benkh musste noch an Bord gehen, aber Tresk-Takuhn sah den Freund neben der Tat-01 auf ihn warten.
Tresk-Takuhn hatte extra für den Abschied seine Paradeuniform ausgewählt, während Hisab-Benkh einen seiner üblichen schmuddeligen Archäologenoveralls angezogen hatte. Das beigefarbene Kleidungsstück mit den unzähligen Taschen betonte seine Leibesfülle, sodass er wie ein riesiger Sack voll Getreidespelzen aussah. Obwohl die Schwerkraft in der gesamten Festung auf Topsid-Niveau eingestellt war, schnaufte er wie eine Dampfmaschine, und seine Gesichtsschuppen hatten eine ungesunde Braunfärbung angenommen.
»Verschwinde endlich!«, sagte Tresk-Takuhn freundschaftlich und klopfte Hisab-Benkh auf die Schulter. »Bevor die Arkoniden dir zuvorkommen.«
Hisab-Benkh machte keine Anstalten, die Geste zu erwidern. Er stand nur stocksteif da und rührte sich nicht. Erst als er Tresk-Takuhns fragenden Blick bemerkte, sagte er leise: »Wir werden uns nicht wiedersehen.«
»Wieso? Ich habe dich auf Topsid angekündigt.« Tresk-Takuhn wich einen Schritt zurück, aber gleichzeitig versuchte er, Hisab-Benkh mit einer Duftwolke zu beruhigen. »Ein vertrottelter, weltfremder Wissenschaftler, harmlos und guten Willens, aber zuweilen ungeschickt. Man wird dir nichts tun. Du weißt, wie Militärs und Politiker sind. Sie halten alle Übrigen für Blinde, die zu feige und zu dumm sind, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist.« Er bleckte die Zähne, um dem Freund zu zeigen, wie lächerlich dessen Angst vor dem Despotat war.
»Ich sorge mich nicht um mein eigenes Schicksal«, sagte Hisab-Benkh, ohne auf seine Argumente einzugehen.
Was bedrückte ihn sonst? Das Schicksal von Grek-487? Hisab-Benkh ließ den Kopf vorschnellen. Er züngelte heftig, also hatte er die Aufmunterung verstanden. Aber anstatt weiterzusprechen, kramte er zwei Terk-Stangen aus einer Seitentasche und hielt
Weitere Kostenlose Bücher