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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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sind bereits recht nah. Sie patrouillieren in dem Korridor draußen vor dem Hangarschott. Bislang scheinen sie uns nicht hier zu vermuten, aber ...« Sie musste nicht weitersprechen.
    Crest schien seine Schlafwandlerhaltung für einen kurzen Moment abzulegen. Fragend sah der Arkonide zu Rhodan. »Aber welche Alternative haben wir? Die Kapitulation? Damit würden wir unseren Tod besiegeln – und den der Gefangenen jenseits des Kraftfelds. Von der Situation auf Rayold I ganz zu schweigen.«
    » Sie sind unsere Alternative«, sagte Tschubai schwach. »Mit Ihrer Kenntnis dieses Schiffes sind Sie für uns ein gewaltiger Vorteil. Wo immer uns die Naats auch finden, Sie wissen stets ein neues, nahe gelegenes Versteck.«
    »Bislang«, erwiderte Crest betont. »Aber Rhodan hat recht, wenn er Ihnen Erschöpfung attestiert, Tschubai. Wir können uns nicht auf Ihre Gabe verlassen, denn dadurch betrieben wir Raubbau an Ihrer Kondition. Nein, Rhodan. Es muss anders geschehen.«
    »Dem stimme ich zu.« Rhodan sah sich um, blickte in die Gesichter seiner Begleiter.
    Anne stöhnte leise. »Aber welche Option haben wir?« Crest traf genau ins Schwarze, wenn er von der Ausweglosigkeit ihrer Situation sprach. Ergaben sie sich, waren sie und die Gefangenen so tot wie der Naat.
    Wer er wohl war – vor dem Angriff auf Rayold I? Ob daheim eine Familie auf ihn wartet? Sie schluckte trocken. Eine unsichtbare Hand schien ihr die Kehle zuzudrücken. Der Soldat war tot, und sie wusste absolut nichts über ihn und das Leben, das sie ihm genommen hatte.
    Sie war in den US-amerikanischen Südstaaten aufgewachsen. Ein Kind aus erzkonservativem, zutiefst gottesfürchtigem Haus. Zwar hatte sie schon vor über zehn Jahren mit ihrer Vergangenheit im Umfeld der elterlichen Mega-Church gebrochen, doch das änderte nichts daran, dass ihr die Erinnerungen an die Lehren nun wieder in den Sinn strömten wie Wasser durch einen porös gewordenen Damm an Louisianas Küste. Erinnerungen an Predigten über Todsünden und eine Ewigkeit im Feuer der Hölle.
    Du sollst nicht töten. Vier Worte, nicht mehr als das. Anne hatte ihr Seelenheil verwirkt, weil schon vier Worte zu viel an Anweisungen für sie gewesen waren.
    Nein , maßregelte sie sich sofort. So darfst du nicht denken! Das ist der Weg in den Wahnsinn. Tatjana hat recht: Es musste sein. Hör auf deinen Instinkt.
    Doch da war kein Instinkt mehr. Als gäbe es nur noch Zweifel. Als hätte sie auch ihre Selbstsicherheit aus sich herausgewürgt – irgendwann während der Flucht.
    Denn der Naat war tot. Daran würden auch Perry Rhodans Wunderpläne nichts mehr ändern.
    Rhodan klatschte in die Hände. »Wir drehen den Spieß um«, sagte er, und es klang wie die Antwort auf Crests Frage von vorhin. »Wir ändern unsere Taktik. Und zwar gründlich.«
    Tschubai hob eine Braue. »Wie meinst du das, Perry?«
    Rhodan lächelte grimmig. »Wir fliehen nicht mehr. Wir gehen zurück.«
     
    »Erzähl mir vom Tod!«, bat Novaal. Er saß rücklings an der nackten Felswand, die behandschuhte Rechte um den Tarkanchar geschlossen, und sah zum Sternenhimmel. Das eigenartige Schauspiel von vorhin war vorüber, der Energieschirm zurückgekehrt. Er verbreitete sein schwaches Licht, das die karge Ödnis namens Rayold I in eine unheimlich anmutende Atmosphäre tauchte. Dies, fand Novaal, war der perfekte Ort für Geschichten über das Sterben. »Erzähl mir von deinem.«
    Grek 691 klang ernster als sonst, obwohl das auch Novaals Einbildung entspringen mochte. Der Tod ist kalt, sagte der Datengeist. Und einsam. Ganz egal, was sie dir vorher alles erzählen – er ist einsam. Jeder stirbt für sich allein.
    »Geschah es hier auf Rayold I?«
    Novaal wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem er begonnen hatte, mit der Stimme in seinem Kopf zu sprechen. Zeit hatte jegliche Bedeutung verloren. Denn mit jedem Häppchen Information, das er dem toten Soldaten entlockte, spürte er, wie er sich einer Wahrheit näherte, die von entscheidender Bedeutung sein mochte. Arkoniden – so hatte Grek 691 es gesagt. Die Stickstoffer, die er so hasste, nannten sich selbst Arkoniden.
    Ich weiß wenig über die politischen Entscheidungen und Strategien der Befehlshaber, sagte der Datengeist. Ich hatte einen Auftrag, und im einen Moment war ich noch da, im nächsten nicht mehr. Niemand stirbt mit Fanfarenklängen und großem Theater. Nicht im Krieg.
    »Im Krieg worum?«, hakte Novaal nach. Er glaubte inzwischen zu verstehen, wie er den

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