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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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alles Recht dazu, dumme Dinge zu machen.
    Sie gähnte und streckte sich ausgiebig, bevor sie sich einen Kaffee nahm – eigentlich schmeckt das Zeug grausig; aber wenn es alle anderen Leute auch trinken, dann wird's schon einen Sinn haben – und auf die Veranda hinaustrat.
    Es roch frisch. Ein wenig nach Salz, ein wenig nach Blattwerk. Sue bereute es, keine Jacke angezogen zu haben, denn es war bitterkalt.
    Quiniu stand am Geländer. Sie wandte ihr den Rücken zu und starrte in Richtung der Stadt, über einen Großteil des Geländes des Lakeside Institute hinweg. – Hatte sie vor zu springen? Sue hielt den Atem an. Wie konnte John bloß so verantwortungslos sein, die Halbarkonidin hier draußen allein zu lassen! Sie mochte sich bei einem Sturz zehn Meter in die Tiefe den Hals brechen!
    »Quiniu?«
    Die Frau zuckte zusammen, gab aber keinen Ton von sich. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
    »Du erinnerst dich ... gestern Abend ... und vor einigen Wochen ... Wir haben miteinander geredet, haben uns gut verstanden.«
    Sie redete irgendetwas daher. Hauptsache war, dass sich Quiniu wieder an ihre Stimme gewöhnte. Sie hatte ihr bereits einmal das Leben gerettet, damals, in Begleitung von Perry Rhodan und Reginald Bull. Und von Thora, die die schwer verletzte Frau hatte zurücklassen wollen.
    Schwarze Haut. Ein blauer Haarflaum. Silberne Iriden. Selbst ihr Körperinneres fühlt sich anders an als das von Menschen ...
    Quiniu reagierte weder auf ihre Worte noch auf ihre Gegenwart. Doch als Sue nach ihrem Oberarm griff und sie sachte ins Innere des Gebäudes führte, leistete sie keinerlei Widerstand. Sie starrte bloß verträumt vor sich hin und bewegte den Mund, als wollte sie etwas sagen.
    »Lass uns einen Spaziergang machen. Es wird Zeit, dass du aus diesem Loch rauskommst und weg bist von diesem bösen Mann.« Sue zeigte John Marshall die Zunge, als sie an seinem Arbeitsplatz vorbeikamen. Er schüttelte den Kopf, grinste dann und winkte ihnen zum Abschied, nachdem sie sich ausgehbereit gemacht hatten.
    Vor dem Tor warteten riesige, muskelbepackte Kleiderkästen, wie immer. Leute, die für die Sicherheit John Marshalls und der anderen Großkopfeten im Lakeside Institute verantwortlich waren. Dann war da die diensthabende Krankenschwester, Typus unbefriedigte Schabracke, die einige Sperenzchen machte, bevor sie sich davon überzeugen ließ, dass John Marshall Quinius Ausgang guthieß.
    Hinaus ins Freie, nur weg von hier! Tief durchatmen, die Strahlen der höher steigenden Sonne genießen.
    »Ziehen wir die Schuhe aus?«, fragte Sue. »Ach so, du redest ja nicht mit mir!« Sie beugte sich zu den Füßen ihrer Begleiterin hinab und löste die Verschlüsse der Turnschuhe, bevor sie sich selbst von ihren Stiefeln trennte und vorsichtig das Gras betastete. Es fühlte sich gut an. Insekten, die sie nicht kannte, surrten umher, eine kühle Windbö machte sie frösteln.
    »Gefällt dir das, Quiniu?« Sue tat ein paar Schritte, tänzelte, sprang hoch in die Luft, grätschte und versuchte eine Drehung um 360 Grad, plumpste zu Boden. Beinahe wäre es ihr gelungen! Sie musste lachen, voll Freude und Übermut. Ihr Gleichgewichtsgefühl wurde immer besser, dank des neuen Armes und der neu hergestellten Symmetrie ihres Körpers.
    Ihre weiße Hose färbte sich grasgrün, doch das war ihr einerlei. Sie fühlte sich lebendig wie schon lange nicht mehr. Sue musste diesem Gefühl tief in ihrem Bauch nachgeben, musste lachen. Ohne zu wissen, warum. Es war die pure Lebenslust, die sie dazu brachte, Quiniu mit sich zu schleppen, immer schneller zu laufen, den Weg in eine künstlich angelegte Senke hinab, laut keuchend, mit brennenden Lungen, mit Sternen vor den Augen. Es war so schön, frei und unabhängig zu sein!
    Die Halbarkonidin gab keinen Ton von sich. Irgendwann riss sie sich los, als sie Sues Tempo nicht mehr mithalten konnte, und blieb zurück, während Sue Purzelbäume schlug, vorbei an zwei alten Zauseln mit schneeweißen Haaren, zwei Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats im Lakeside Institute, vorbei an einem Ferronen, dessen rostrotes Haar wie das eines Post-Punks seitlich nach links und nach rechts wegstand.
    Sue rollte weiter, kam auf die Beine, rieb sich trotz der Kälte im Gras wie ein junger Hund. Lachte. Kehrte zu Quiniu zurück, die verloren dastand und ihr entgegenblickte.
    »Weißt du, was ich da mache? – Ich habe Spaß! Ich genieße das Leben.« Sie packte die Halbarkonidin wieder beim Arm und folgte

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