Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Schlitz spähen konnte. Da lag Arianes Handtasche mit dem unermüdlichen Saxofonisten. Jedoch sah Rhino weder Schuhe noch Beine, noch irgendeinen sonstigen Zipfel der Mutantin. Hatte sie die Tasche vergessen und war aufs Zimmer gegangen? Aber dann hätte sie ihm Bescheid gesagt, und außerdem: Weshalb war die Klotür von innen abgeschlossen?
    Rhino brach der Schweiß aus. Es war sehr warm in diesem femininen Allerheiligsten; die Luft war trotz der bullernden Lüftungsanlage gesättigt von einer Mischung aus verschiedenen, schweren Parfüms und etlichen Nicht-ganz-so-wohl-Gerüchen. Aus der Kabine vor ihm drang ein Hauch von ... Lebkuchengewürzen?
    Wie auch immer. Rhino legte sich, ohne Rücksicht auf sein weißes Smokingjackett zu nehmen, seitlich auf den Fliesenboden. Ächzend streckte er den Arm aus, tastete nach Arianes Handtasche und bekam den Lederriemen zu fassen.
    » ¡Madre de Dios! Was ist hier los?« Eine Putzfrau unverkennbar mexikanischer Herkunft stiefelte auf Rhino zu, Besen und Wischmob drohend vor sich schwingend wie Lanze und Schwert. »Mein Herr, was erlauben Sie sich?«
    Sein Versuch, sich aufzurichten, scheiterte daran, dass sich die Handtasche im Spalt unter der Klotür verkeilte. In gekrümmter Haltung strahlte er die erboste Ritterin der Reinlichkeit an, sich der Peinlichkeit seiner Situation nur allzu bewusst. »Ich suche meine Freundin. Ihr gehört diese Tasche.« Endlich bekam er das perlenbesetzte Designerteil frei. »Ich kann es beweisen, wenn Sie wünschen, ihr Pod hat meine Anrufe gespeichert. Sie selbst ist spurlos verschwunden.«
    »Erzählen Sie diese Geschichte der Security.« Ehe Rhino es verhindern konnte, hatte sie einen roten Knopf an ihrem Hüftgürtel gedrückt. »Lo siento, pero ... Wenn ich einen solchen Vorfall nicht melde, bekomme ich selbst gröbste Schwierigkeiten.« Sie hielt ihn mit ihrem Antischmutzarsenal in Schach. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Trübselig gehorchte er. Dieser Abend, diese Nacht, der ganze Ausflug entwickelte sich zu einem einzigen Desaster.

15.
    All das und all das
     
    »Wir brauchen Doktor Haggard«, sagte Caroline Frank. »Er muss uns helfen, uns untersuchen. Herausfinden, was mit uns los ist.«
    »Haggard ist in Edinburgh, wie Sie wissen«, erinnerte Allan D. Mercant. »Wegen des Rugby-Spiels. Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie mit etwas Glück noch rechtzeitig zum Ankick in ...« Er sah zur Seite. »Sieben Stunden. Wollen Sie vorab mit Fulkar oder Manoli sprechen?«
    Caroline überlegte kurz, dann verneinte sie. »Eine Ferndiagnose würde nicht viel bringen, und Edinburgh liegt jedenfalls näher als Terrania. Aber bitte informieren Sie die beiden Ärzte bei Gelegenheit davon, dass Lekoches und meine Parafähigkeiten streiken.«
    »Das werde ich.« Mercants Gesicht auf dem Pod nahm einen aufmunternden Ausdruck an. »Einstweilen kommen Sie zurecht?«
    »Ja. Sicher.« Sie spürte einen Kloß im Hals. »Natürlich wurmt mich, dass mir Noir erneut entwischt ist und ich ihn derzeit nicht aufspüren kann. Er hatte einen Privathubschrauber gechartert und war über alle Berge, bevor ich wieder klar denken konnte.«
    »Nicht Ihre Schuld. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie taten Ihr Möglichstes.«
    »Und das war leider zu wenig. Aber ich schwöre Ihnen, irgendwann kriege ich den Schuft!« Zwangsoptimismus, der jeder Grundlage entbehrte. Sie hatte keinen Anhaltspunkt, zu welchem Ziel André Noir unterwegs war. Die Liste der Decknamen mit relativ wahrscheinlichen Bezügen zu seiner wahren Identität war erschöpft.
    Als hätte er ihre Gedanken mitverfolgt, sagte Mercant: »Meine Spezialisten sind gerade dabei, nochmals sämtliche vorliegenden Daten zu sichten. Der Reihe nach treffen die angeforderten Bulletins der jeweiligen mit den Todesfällen befassten Polizeidienststellen ein. Ich geben Ihnen sofort Bescheid, falls sich bei unserer Analyse eine Spur herauskristallisieren sollte oder wenn wir sonstige neue Erkenntnisse gewonnen haben. Jetzt machen Sie sich einmal ohne Hast auf die Reise gen Norden, nach Schottland.«
    Da sämtliche Flüge nach Edinburgh oder Glasgow hoffnungslos überbucht waren, wohl wegen des Rugby-Matches, nahmen sie den Eurocity-Zug. Alles in allem würden sie damit ohnehin nicht viel länger unterwegs sein.
    Sie ergatterten zwei Plätze an einem Tisch in der ersten Klasse. Ihnen gegenüber saßen zwei junge Frauen; wie sich bald herausstellte, Studentinnen der Ethnologie an der Gälischen Universität Sabhal Mór Ostaig auf der

Weitere Kostenlose Bücher