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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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besser ankommen würde.
    Die Moderatorin schwebte über die Bühne, vermutlich von einem Traktorstrahl getragen, was bei Rhino gemischte Erinnerungen weckte. »Als dritten Gang«, sagte sie, »offeriert Ihnen das Le Cirque ... Kaviar. Allerdings stammt er von einem Fisch, der nie in irdischen Gewässern schwamm, sondern in jenen einer Welt, die viele Hundert Lichtjahre von der unsrigen trennen. Genießen Sie die erste, dem Element Wasser zugeordnete, außerirdische Spezialität des heutigen, denkwürdigen Abends!«
    Rhino war elektrisiert. Die Ferronen lieferten keinen Kaviar, das hätte er gewusst. Außerdem lag ihre Heimatwelt nicht Hunderte von Lichtjahren von der Erde entfernt, sondern nur siebenundzwanzig. Kam er etwa von den Schiffen der Naats? Aber diese anzuzapfen, hatte Rhino selbst schon vor Längerem versucht und bei Adams auf Granit gebissen. Seinem Erzrivalen konnte es nicht besser ergangen sein. Adams, die gesamte Führung der Union, war unbestechlich, von den Naats gar nicht zu reden.
    Aus deren Raumschiffen etwas stehlen könnten höchstens Teleporter, jedoch auch nur in geringen Mengen; abgesehen davon, dass Sid González derzeit außer Gefecht war, Gucky mit Thora verschollen und Tako Kakuta und Ras Tschubai über jeden Verdacht erhaben waren. Rhino wusste dank seiner Kontakte, dass es noch weitere Mutanten gab, die über Teleportergaben verfügten – aber nur in Ansätzen, die nicht für einen Diebstahl gereicht hätten. Schon gar nicht für mehrere.
    Fast gleichzeitig mit der dritten Vorspeise kam Ariane Colas an Rhinos Tisch. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. »Da bist du ja! Gerade richtig.« Er rückte ihr den Stuhl zurecht. »Es gibt extraterrestrischen Kaviar. Du siehst übrigens phantastisch aus.« Das entsprach nur teilweise der Wahrheit. Ihr sündhaft teures Abendkleid stand Ariane ganz ausgezeichnet, und das aufwendige Make-up war farblich perfekt abgestimmt. Aber selbst die überreichlich aufgetragene Schminke konnte nicht gänzlich verdecken, dass die Mutantin ungewöhnlich blass war. »Fühlst du dich wohl, meine Liebe?«
    »Mittelprächtig. Egal, ich funktioniere.« Sie blickte auf ihren Teller. »Sieht hübsch aus.«
    Die handwarmen Buchweizenblinis, eine klassische Beilage zu Kaviar, waren ebenfalls sternförmig geschnitten, jedoch proportioniert wie fünfarmige Seesterne. Eine filigrane Muschelschale aus gefrorener Sahne enthielt die Eier. Sie glichen in Größe und heller Färbung dem Almas-Kaviar, der von 60 bis 80 Jahre alten Beluga-Stören stammte, mittlerweile kaum noch zu bekommen und entsprechend teuer war.
    »Die Molekularküche hat aus allem Möglichen etwas hergestellt, was wie Kaviar aussah«, sagte Rhino. »Schon Ende des vorigen Jahrhunderts kreierte Ferran Adriá im Restaurant El Bulli durch sogenannte Sphärisierung, das ist ein kontrolliertes Gelieren, seinen viel gepriesenen Melonenkaviar. Kügelchen mit flüssigem Kern. Lustige Spielerei.« Er nahm den Perlmuttlöffel, lud eine kleine Portion auf und führte sie in den Mund. »Aha, recht salzig. Damit lässt sich einiges überdecken. Was meinst du?«
    Ariane folgte seinem Beispiel. »Hm ... intensiv. Aber Fischeier sind nicht so mein Fall.«
    Rhino neigte sich zu ihr und raunte eindringlich: »Du weißt, was ich von dir hören will.«
    »Natürlich.« Die Mutantin schloss die Augen und horchte in sich hinein. Ihre Nasenflügel vibrierten leicht. »Ich fürchte, das wird dir nicht gefallen.«
    »Sag schon!«
    »Diese Speise ist echt. Nicht von der Erde.«
    »Bist du sicher?«
    »Sie enthält mehrere mir vollkommen unbekannte Komponenten und wurde, abgesehen vom beigefügten Salz, definitiv nicht chemisch behandelt.«
    »Verd...« Rhino winkte einen Kellner herbei und orderte Wodka. Den brauchte er jetzt. Dann fragte er Ariane: »Auch nicht pasteurisiert?«
    »Nein.«
    »Erkennst du vielleicht Spuren von Borax?«
    »Natriumborat?«
    »Ja. Iranische und russische Produzenten fügen Kaviar, der für europäische Abnehmer bestimmt ist, zur Konservierung Borax hinzu. In den USA ist das verboten.« Falls Simon Wu in dieser Richtung getrickst hätte ...
    »Kein Borax.«
    Rhino zerraufte sich die Perücke.
     
    Die nächsten Gänge – eine weitere kalte Vorspeise, klare und gebundene Suppe, schließlich Seeigelrogen in der Stachelschale – waren samt und sonders deliziös und von höchstem Qualitätsniveau. Der Chef des Le Cirque verstand sein Handwerk, keine Frage.
    Trotzdem aß Rhino wenig und Ariane fast gar

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