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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Isle of Skye. Als sie erfuhren, dass Lekoche Kuntata ein waschechter Massai war, gerieten sie vollkommen aus dem Häuschen. Bereitwillig erzählte ihnen der Junge vom Stammesleben und blühte seinerseits auf dabei. Kein Wunder; dies war das erste Mal seit Monaten, dass er sich wie ein normaler Mensch mit anderen unterhalten konnte, noch dazu über ein Thema, bei dem er der Fachmann war.
    Falls seine parapsychische Gabe nie wieder zurückkehrte – würde er sie vermissen?
    Schwerlich, dachte Caroline.
    Bei ihr selbst lag die Sache diametral anders. Ihr Talent war über eineinhalb Jahrzehnte lang ein unveräußerlicher Teil von ihr gewesen. Gewiss hatte sie es manchmal als Bürde empfunden und oft wochenlang nicht eingesetzt. Nun aber war es weg und an seine Stelle eine beklemmende Leere getreten. Schlagartig zu erblinden, das Gehör oder den Geruchssinn zu verlieren konnte nicht schlimmer sein. Dass auch ihre Erkältung auf einmal wie weggeblasen war, tröstete sie kein bisschen.
    Die Gesellschaft der Studentinnen von der Hebrideninsel nötigte ihr ab, Haltung zu bewahren, sonst hätte Caroline ihrer Verzweiflung freien Lauf gelassen. Allerdings steuerte sie praktisch nichts zum Gespräch bei. Sie fühlte sich zu mies, um preiszugeben, dass sie schon ausgiebig auf der Isle of Skye gewandert war, weil ihr Vater dort eine Blockhütte besaß, nur wenige Kilometer von Dunvegan Castle entfernt, dem Stammsitz der MacLeods. Stattdessen brütete sie vor sich hin und fiel in einen unerquicklichen Halbschlaf.
     
    Um die Mittagszeit meldete sich Sicherheitskoordinator Mercant wieder. Er verstand sofort Carolines Andeutungen, dass sie nicht ungehindert telefonieren konnte. Stattdessen übermittelte er ihr ein auf den aktuellen Stand gebrachtes Dossier. Daraus ging hervor, dass über Noirs Aufenthaltsort oder Zukunftsabsichten weiterhin Unklarheit herrschte. Wieder einmal hatte das Phantom, der Schattenkönig von Chittagong, erfolgreich alle Spuren getilgt.
    Dafür gab es interessante Obduktionsberichte. Die gerichtsmedizinische Sektion von Kathrin Hornfelder und ihrem Sohn Nelson hatte bei beiden als Todesursache vitales Organversagen ergeben, ausgelöst durch einen anaphylaktischen Schock nach jeweils mehreren Bienenstichen. Überdies war beider Gesundheit durch eine heimtückische, vererbte Stoffwechselstörung stark angegriffen gewesen.
    Jonathan Gilgrich im Center for Alternative Technology von Llwyngwern hatte sich an einer Erdnuss verschluckt, worauf sein von mehreren vorangegangenen Infarkten geschwächtes Herz endgültig ausgesetzt hatte. Auch der Avantgardekünstler Predrag Žbanić. aus Sarajevo hätte nicht mehr sehr lange zu leben gehabt; er hatte seine Leberzirrhose vor seinem gesamten Umfeld geheim gehalten, obwohl sie weniger aus Alkoholmissbrauch als einer chronischen Virushepatitis resultierte.
    Dazwischen war im polnischen Kattowice die hochbetagte Malgorzata Pawelczyk den Folgen eines Sturzes vom Balkon ihrer Wohnung erlegen. Bei der Doyenne des Kattowitzer Wyspiański-Theaters, die eine Zeit lang einem gewissen Andrzej Czarny Schauspiel- und Pantomimenunterricht gegeben hatte, war progressive Muskeldystropie im Endstadium festgestellt worden. Trotzdem hatte sie es irgendwie geschafft, über das Geländer zu klettern ...
    Es wird immer verrückter, fand Caroline. Warum tötete André Noir Todgeweihte? Verstand er seine Mordserie etwa als Sterbehilfe?
    Ob das Muster auf sämtliche »Unglücksfälle« zutraf, ließ sich nicht verifizieren. Darüber, wie es um die Lebenserwartung seiner Eltern bestellt gewesen war, gab es keine Angaben, und bei den Papadopoulos-Zwillingen hatten deren einflussreiche Angehörige eine Autopsie verhindert.
    Wenigstens hatte die zyprische Polizei mit keinem Wort erwähnt, dass Kommissar Kyriakides irgendwelche Beschwerden gegen Caroline Frank eingereicht hätte. Würde ihm der peinliche Vorfall eine Lehre sein? Sie bezweifelte es. Manche Leute, insbesondere solche mit Y-Chromosomen, änderten sich nie.
     
    Der Eurocity hielt nicht in Haymarket, dem Bahnhof im Westen von Edinburgh, unweit des Murrayfield-Stadions. Bei der Durchfahrt sah Caroline Menschenmassen, die fast ausnahmslos schwarz und silbern gestreifte Kleidung trugen. Viele schwangen Fahnen in denselben Farben oder Transparente. Ultimate Barbarians, stand darauf oder simpel UB 4 thee oder Go U-Baa-Baas! Letzteres wurde auch von Hunderten Kehlen als Schlachtruf skandiert.
    »Schaut sehr nach einem Heimspiel aus«,

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