PR NEO 0045 – Mutanten in Not
heraus.
Santino wippte auf seinen Fersen. »Wollt ihr euch noch abschmusen, oder kann ich endlich meine Hebel in Bewegung setzen?«
Die ganze Nacht lang wurde in Las Vegas nach Ariane Colas gefahndet. Nicht nur im Le Cirque oder den anderen Restaurants, Bistros und Cafeterien des Bellagio -Hotelkomplexes. Überall, bis hinaus zu den Rändern der Sündenstadt, wo die Wüste mit jedem Windstoß probierte, das ihr abgetrotzte Gebiet zurückzuerobern.
Vergeblich.
»Gehen Sie Hinweisen auf seltsame Gerüche nach«, sagte Rhino, nachdem er lang mit sich gerungen hatte.
»Hä?«
»Ich könnte Ihnen das erklären, Sir, aber Sie würden mir nicht glauben. Geben Sie's einfach als zusätzliches Suchkriterium ein.«
»Mir ist schon alles egal«, gestand Santino, sichtlich ungern. »Okay, ist eingefügt. Und jetzt? – Nichts, genauso wenig wie zuvor.«
»Wie viele Überwachungskameras beobachten die Straßen von Vegas?«
»Mehr als eine pro Kopf der Gesamtbevölkerung. Inklusive der Laufkundschaft.«
»Und?«
»Nichts. Ihre Freundin wurde seit Stunden nirgends mehr gesichtet. Oder gerochen«, fügte Santino hinzu, pikiert die Lippen aufstülpend.
»Ergo befindet Ariane sich noch im Haus.«
»Ja wo denn, bitte?« Der Sicherheitschef des Bellagio rang die Hände. »Wir haben alles eingesetzt, was wir haben. Infrarotscanner, Bewegungsmelder, dieses neue Dings, das angeblich Zellkernschwingungen erkennt. Lauter Fehlalarme. In unserem Hotel irren jede Nacht Hunderte Leute herum, die vor Spaß am Leben ihre Zimmernummer vergessen haben. Den zuständigen Stewards habe ich schon vor Stunden Feuer unter dem Arsch gemacht, denen entgeht keine Kakerlake. Ihre Gespielin ...«
»Sie ist nicht meine Gespielin«, warf Rhino ein.
»Wie auch immer sie zu Ihnen steht, von meinem Radar ist sie verschwunden. Ich kümmere mich jetzt wieder um meine eigentliche Aufgabe. Elektronisch unterstützter Kartenzähler an Tisch vierunddreißig«, schnauzte Santino einem seiner Untergebenen zu. »Kasinobetrug nach dem weidlich bekannten, statutarisch verbotenen Schema. Hopsnehmen, den bisherigen Gewinn beschlagnahmen. Gebt ihm einen Tritt in den Hintern, und raus mit ihm auf den Strip!«
»Wo ist Ariane?«, insistierte Rhino.
»Für mich gibt es keine Ariane. Und wenn Sie nicht wollen, dass Sie ebenfalls als verschollen eingetragen werden, gehen Sie mir besser schleunigst aus den Augen!«
Rhino putzte sich im Bad seines Zimmers die Zähne, wusch sich das Gesicht, zog Schlafkleidung an, legte sich ins Bett ... und blieb, grübelnd, eingekerkert in seine Gedanken, hellwach, bis der Morgen graute.
Wo ist Ariane?
Und als er sich endlich entspannte, hinderte ihn das Klappern der Klimaanlage am Einschlafen. Eigentlich eine Schande für ein Luxushotel wie das Bellagio! Unter anderen Umständen hätte er sich lauthals beschwert.
Das Fiese daran war, dass das metallische Geklapper und Gepoche immer für einige Minuten verstummte, nur um dann erst recht wieder einzusetzen. Und rhythmisch noch dazu: Fast wie ein Schlagzeug oder ...
Plötzlich saß Rhino hochkant im Bett. Was aus den Lüftungsschlitzen drang, klang exakt wie der Rhythmus des Refrains von Bowies »The Stars Are Out Tonight«: Bububupuu, bububupuu ... Konnte das Zufall sein?
Er schob den Tisch zur Wand, kletterte darauf und schrie durchs Gitter: »Ariane! Ariane, bist du das? Kannst du mich hören? Wo steckst du? Ariane!« Er bildete sich ein, ein leises, entferntes Schluchzen zu hören. »Gib mir ein Zeichen! Hör auf zu klopfen. Gut. Und jetzt klopf wieder ...« Tatatatapp, tatatatapp. Kein Zweifel möglich. »Alle Wetter, Mädchen, bitte vergib mir, dass ich so lange auf der Leitung gestanden habe. Halt durch, ich hole dich da raus!«
Kaum in Hose und Hemd geschlüpft, rief er in der Sicherheitszentrale an und verlangte Santino. »Sie werden glauben, ich veräpple Sie, aber es ist mir bitterernst, Sonny. Ich schwöre Ihnen, meine Begleiterin steckt irgendwo in einem Lüftungsschacht fest. Nein, ich bin stocknüchtern. Und ich hafte für sämtliche Unkosten, nur kommen Sie schnell!«
»Ich habe hier ja schon viel erlebt, aber so etwas ...« Santino konnte nach wie vor nicht fassen, wo sie Ariane Colas gefunden hatten.
Es war ein ganz schöner Aufwand nötig gewesen, sie zu befreien. Wände mussten aufgebrochen, Stahlrohre mit Schweißbrennern und Trennschleifern zerschnitten werden. Colas war an einer Stelle eingeklemmt gewesen, zu der auch für den dünnsten und
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