PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
ihm tanzten dunkelrote Lichter.
Sie hatten ihn fast eingeholt.
Das sollte sein Fluchtversuch gewesen sein?
Jetzt war ohnehin alles egal. Crest riss das Werkzeug mit der Taschenlampe hoch, dorthin, wo die roten Lichter glommen. Er hatte Liszog oder maximal Golath erwartet, da der Schacht für Zerft nicht breit genug war, aber was da einherstampfte, ließ ihn erstarren. Ein Käfer, der beinahe die gesamte Breite des Rohrs ausnahm, stakste auf seinen sechs Beinen auf Crest zu. Das Tier machte keine Anstalten anzuhalten.
Zurück! Das Surren des Absperrgitters kam näher, und dann war Crest vorbei. Noch drei Kabinen, dann wäre er über seiner Kabine ...
Schneller!
Er flüchtete vor dem Käfer, aber dieser war auf einmal verschwunden.
Crest schlug sich auf die Stirn. Der Käfer musste am Energiegitter zu den inneren Bereichen des Schiffs abgebogen sein – und damit war das Ding eindeutig ein Wartungsroboter. Der Derengar hechtete vorwärts.
Das Gitter!
Ein Meter, zwei Meter, die Abzweigung ...
... und das intakte Ionisierungsgitter. Im Hintergrund verschwand der Käfer in den Tiefen des Transitionstriebwerks. Aber immerhin wusste Crest jetzt, dass der Käfer das Gitter abschalten konnte. Also auf ein Neues!
Dieses Mal kam er gut zwanzig Meter weiter bis zu einem Knick im Lüftungsschacht, der eineinhalb Meter höher weiterführte. Bei einem letzten Blick zurück erkannte er gut die Krümmung des Schachts, die der Außenhülle der IQUESKEL folgte.
»Arkonide!« Es war Zerfts Stimme, sie klang gedehnt.
Direkt hinter ihm. Der Unither musste in Crests Zelle unter dem Lüftungsschacht mit der fehlenden Abdeckung stehen.
»Lefkin!«, rief Zerft. »Komm raus, ich kann dich riechen.«
Crest stockte mitten in der Bewegung. Was, wenn das stimmte? Bereits auf der TIA'IR hatten die Schatzsucher dies behauptet. Nein, es konnte nicht sein; der Luftstrom verteilte seinen Geruch in den Kabinen, die zwischen ihm und Zerft lagen. Außerdem kam der Großteil der Luft aus dem Schacht hinter dem Gitter, und dort verzweigte das Röhrensystem.
Zerft blufft, stellte der Extrasinn fest.
Crest hielt den Atem an. Langsam glitt er auf den Boden zurück.
Von Zerft war nichts mehr zu hören. Wahrscheinlich überlegte der bullige Unither, wie er Crest folgen konnte – oder er rief Liszog, der schmächtig genug war, um ihm nachzuklettern.
Der Derengar wartete, aber nichts rührte sich. Er richtete sich auf ...
... und schlug im gleichen Moment der Länge nach hin. Der Boden des Lüftungsschachts zerbarst, und eine Faust mit einer schweren Spitzhacke erschien in dem Loch. Der behaarte Handrücken sagte alles: Zerft hatte ihn gefunden.
»Du wirst es wohl nie lernen, Arkonide.« In den tadelnden Worten schwang Verachtung mit, ebenso eine Spur Sarkasmus.
Eine zweite Hand tastete durch das Loch, fand Crests Bein und zerrte daran. Der Arkonide trat mit dem anderen Fuß nach dem Unither. Ein leises Stöhnen zeigte ihm zwar, dass er getroffen hatte, aber der Griff lockerte sich nicht. Zentimeterweise glitt er auf das Loch zu, das die Spitzhacke geschaffen hatte und das sich unter seinem Gewicht weitete.
Seine Hände rutschten an den glatten Wänden ab, sosehr sich auch dagegen sperrte. Zerfts Kraft hatte Crest nichts entgegenzusetzen, das war ihm in dem Moment klar, als er mit den Füßen voraus aus dem Lüftungsrohr fiel – direkt vor Zerft auf den Boden. Im nächsten Augenblick war der Unither über ihm, die Faust zum Schlag weit ausgeholt.
»Zerft!« Der Schrei durchbrach die Stille. »Lass ihn los!«
Aber Golaths Ausruf kam zu spät.
7.
»Ich gehe ja schon!« En'Imh versuchte, die Hände der beiden Sicherheitsleute abzuschütteln, doch sie lockerten nicht einmal ihren Griff. Wie Roboter umklammerten sie seine Oberarme und schoben ihn vor sich her. »Nehmt eure dreckigen Pfoten weg! Ich werde euch nicht davonlaufen.«
Die beiden fanden es nicht einmal der Mühe wert, ihm zu antworten. So verhielten sie sich bereits die ganze Zeit über. Sie hatten lediglich »Mitkommen!« gebrüllt, ohne ihm mehr zu sagen. Sie waren um einen ganzen Kopf größer als er – und sie waren bestimmt trainierter. Da machte er sich nichts vor.
Deshalb kam eine Flucht gar nicht infrage. Wohin hätte er sich denn wenden sollen? Schließlich hatten sie ihn schon einmal aufgespürt, und es würde ihnen ein zweites Mal ebenso gelingen. Auf Dauer konnte sich niemand auf einem Asteroiden wie Tinios verstecken.
Aber wie ihn die beiden behandelten, war
Weitere Kostenlose Bücher