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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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machen, als könnte keiner vom anderen lernen. So vielfältig und veränderlich die kulturell geprägten Lebensweisen sein mochten, die Erfahrung verriet Crest, dass es viel mehr Gemeinsamkeiten gab, als populationsgenetische Unterschiede suggerieren wollten. Das galt nicht nur für Arkoniden und Arkonidenabkömmlinge, sondern auch für so exotische Wesen wie Swoon oder Unither.
    Die Rüsselwesen mochten anders aussehen als Arkoniden, doch ihre Mentalität unterschied sich nicht gravierend. Ihre Gemeinschaftsorientierung war für Arkoniden zwar etwas sonderbar, doch galt das nicht ebenso für die Mitglieder eines arkonidischen Khasurns? Die Adelsfamilien hielten zusammen, wenn ein äußerer Gegner auftrat. Die Unither sahen das genauso, deshalb war es die größte Strafe, aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden – so wie für die drei Getriebenen an Bord der IQUESKEL.
    Je offener man die Vergleiche anstellte, ob durch Strukturanalysen, historische Längsschnitte oder interkulturelle Vergleiche über die conditio humana , wie die Menschen sagen würden, desto bewusster wurde einem, dass die Dimensionen des Menschlichen für alle Völker galten.
    Crest hatte auch das Auf und Ab in der Entstehung rechtlicher Traditionen überall gefunden. Ob das Pendel nun Richtung Demokratie oder Diktatur ausschlug und die Entscheidung beeinflusste, was Recht und was Unrecht darstellte – die Schnittmenge zwischen Arkoniden, Swoon und Topsidern war bedeutend größer, als man vermuten konnte.
    Was er jedoch bedauerte, war der Verlust von bereits errungenen Freiheiten. Mit der Machtübernahme des Regenten feierten Praktiken aus den archaischen Perioden fröhliche Urstände. Der Überwachungsstaat mit seinem Denunziantentum und dem generellen Misstrauen in alle Bürger lauerte an jeder Ecke. Seine Handlanger wie der Emporkömmling Sergh da Teffron bildeten nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten Adeligen hatten sich inzwischen mit dem Regime arrangiert, und das war besonders bitter.
    Die letzten Oppositionellen wurden einer nach dem anderen mundtot gemacht. Wer sich den Mund nicht verbieten ließ, wurde systematisch observiert. Irgendetwas blieb immer hängen, und wenn es nur eine Bagatelle aus der Vergangenheit war, eine Jugendsünde oder eine intime Kleinigkeit, die niemanden etwas anging.
    Auch Crest hatte es letztlich erwischt. Schon bezahlte Vortragsreihen waren abgesagt worden, die Honorare hatte man zurückgefordert. Wenn er nach dem Grund gefragt hatte, waren Ausreden gefolgt, oder er hatte überhaupt nichts vom Veranstalter gehört. Freunde hatten begonnen, ihn zu meiden, hatten sich verleugnen lassen oder hatten seine Anrufe von Avataren beantworten lassen. Dabei wäre es so wichtig gewesen, ein Gegengewicht zum Regenten zu bilden.
    Diese Chance war vertan. Noch schlimmer, jetzt musste er sich mit Unithern herumschlagen, die zum Glück nicht wussten, welchen Fang sie in Wirklichkeit gemacht hatten.
    Er fragte sich, ob eines der Rüsselwesen noch am Leben war. Aber das war unwahrscheinlich. Speziell Zerft hätte alles darangesetzt, die beiden Flüchtlinge wieder einzufangen. Der bullige Unither schien sich einen besonderen Spaß daraus zu machen, körperlich Unterlegene zu demütigen. An Golath wollte Crest gar nicht denken. Wenn dieser sich an Tesma für die Stiefelattacke rächte ...
    Crest merkte, dass die scharrenden Geräusche aufgehört hatten. Vorsichtig spähte er hinunter, wo die Prozession der sechsbeinigen Monster entlangmarschiert war.
    Der Pfad war leer. Nichts deutete mehr auf die unüberwindliche Meute hin. Auch in der Ferne glommen keine Facettenaugen mehr im Mondlicht.
    Erleichtert lehnte er sich zurück. Die Anspannung forderte nun doch ihren Tribut. Außerdem war er allen Willensanstrengungen zum Trotz nicht mehr der Jüngste. Noch ehe der Morgen graute, schlief er ein.
     
    »Lefkin!«
    Crest blinzelte. Vor dem blaugrauen Himmel zeichnete sich ein Gesicht ab, das von silbrig weißen Haaren eingerahmt wurde. Tesma!
    »Wir sollten aufbrechen.« Unruhig sah sie sich um.
    »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie und blickte ernst drein. »Auf einmal war da so ein Grollen ...«
    »Von einem Tier?« Crest erinnerte sich noch mit Schrecken an die Armee der Sechsbeinigen.
    »Nein, ich denke eher, es war der Vulkan.«
    Wie zur Bestätigung rollte ein Donnerschlag über sie hinweg. Crest versuchte, die Nebelwand zu durchdringen, hinter der er den Doppelvulkan wusste, aber der Anblick blieb ihm

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