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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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und gab den Blick auf einen See frei. Das Gewässer erstreckte sich über mehrere Kilometer in alle Richtungen. Crest und Tesma waren am Rand einer sichelförmigen Bucht herausgekommen, die zwischen Wald und See eingebettet und frei von Bäumen war.
    Im Licht der gelben Sonne schimmerten die Anlagen der Schatzjäger golden. Die Aussicht auf eine Mahlzeit und ein richtiges Getränk unterdrückte Crests Verlangen, zum See zu laufen und daraus zu trinken.
    Die Siedlung bestand aus etwa dreißig Häusern. Auf die Distanz wirkten die Bauten wie wuchtige Kuppeln, zwischen denen sandige Pisten ins Zentrum führten. Der ganze Uferstreifen war von einem hohen Zaun umgeben.
    Die gesamte Siedlung sah aus, als ob die Bewohner sie gerade verlassen hätten. Dabei wusste Crest, dass außer Golath, Liszog und Zerft noch nie ein Unither hier gewesen war. Offenbar hatten die drei Schatzjäger eine Geistersiedlung errichtet, von der sie hofften, dass sie eines Tages von Artgenossen bewohnt wurde. Es war absurd: Drei einsame Vertriebene schufen eine Traumwelt, die ihnen ein Gefühl von Heimat geben sollte. Dabei hatten sie nur vergessen, dass kein Unither freiwillig seinen Planeten verlassen würde.
    »Gibt es eine Absicherung?«, fragte Crest. Tesma sah ihn fragend an. »Ich meine Schutzschirme, Elektrosperren oder Ähnliches, abgesehen von der Umzäunung«, fügte er hinzu.
    »Nein, im Normalfall nicht«, antwortete sie. »Gegen die Fauna des Planeten hat der Zaun bisher immer gereicht. Ich habe von Golath gehört, dass es irgendwo einen Schutzschirmprojektor geben soll, der im Ernstfall auf eine gefährdete Stelle an der Peripherie ausgerichtet werden kann.«
    »Das heißt, wir spazieren da ungehindert hinein?«
    »Ja und auch wieder hinaus. Das war den Unithern egal. Du weißt ja, was im Urwald wartet.«
    Crest nickte. Und ob er das wusste. Freiwillig würde er die Strapazen des Feuchtwaldes nicht noch einmal auf sich nehmen. Da konnte er die Unither gut verstehen. Sie brauchten ihre Gefangene nicht einzusperren, der unwegsame Urwald war Grenze genug.
    Tesma ging zum nächstgelegenen Tor im Zaun.
    Crest hatte befürchtet, dass ein elektronisches Schloss über den Zugang wachen würde, doch es war nur ein einfacher mechanischer Riegel aus widerstandsfähigem Verbundstahl. Weder die Säuresprüher mit ihrer chemischen Waffe noch die sechsbeinigen Monster mit ihren Mandibeln konnten etwas gegen diesen Mechanismus ausrichten. Mit brachialer Gewalt war ihm nicht beizukommen, und die nötige Feinmotorik fehlte den Tieren dieses Planeten.
    Mit flinken Fingern betätigte Tesma die leicht zu durchschauende Mechanik. Das Tor schwang zur Seite. Crest trat hinter ihr hindurch und fand sich in einer Märchenwelt wieder – einer unithischen Märchenwelt.
    Die runden Bauten, deren Oberfläche aus der Distanz glatt gewirkt hatte, erwiesen sich als verspielte Gebäude, die grob an Jurten erinnerten. Crest hatte ähnliche Unterkünfte auf der Erde zum ersten Mal gesehen, am Rand der Wüste Gobi. Aber es gab einen gravierenden Unterschied. Während die Jurten auf der Erde aus einem mit Wollfilz, imprägniertem Segeltuch und Baumwolle umgebenen Holzgerüst gefertigt wurden, bestanden die hiesigen Bauwerke aus widerstandsfähigem Plastbeton.
    Wahrscheinlich hatten die Unither die Häuser von riesigen robotgesteuerten 3-D-Druckern erbauen lassen, wie sie normalerweise bei der Kolonisierung von neuen Welten eingesetzt wurden. Die Drucker verwendeten dabei das pulverisierte Gestein der Umgebung, um es einzuschmelzen und daraus Schicht für Schicht die Gebäude zu erstellen. Damit war Plastbeton billig und kam ohne den Import von Baumaterial aus.
    An den Außenwänden der gedrungenen Bauten ragten Skulpturen von Unithern in herrischen Posen hervor. Daneben verzierten religiöse Sprüche die Wände. Die meisten handelten von der Genesis der alten Unither – Religion für Bewohner, die es nicht gab und nie geben würde.
    Hinter jeder Wüste findet sich ein Weidenschössling, für jeden, der guten Glaubens ist und den Göttern Tribut zollt, war da in einem dunkleren Gelb zu lesen. Diene der Gemeinschaft, und die Savanne wird dich ausspeien auf deinem sternenumflorten Weg nach Norden.
    »Wir begrüßen die Neuankömmlinge!« Die Stimme dröhnte über die Straße.
    Erschrocken suchte Crest nach dem Urheber der Laute, aber niemand war zu sehen. Die Straße war so leer wie zuvor.
    »Wir begrüßen ...«
    Crest rannte die letzten Meter zum nächstgelegenen Haus.

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