PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
Abscheu in ihren wunderschönen Augen sehen, weil sie etwas tut, was ihr zutiefst zuwider ist.
Theta kam auf ihn zu, und ihre helle Haut schien von innen heraus zu glühen. Im ersten Moment wollte er sie von sich stoßen, wollte sich die Scham und ihr die Erniedrigung ersparen, doch er tat es nicht. Er ließ es geschehen, dass sie ihre Arme ausstreckte und ihn an den Wangen fasste, dass sie sein Gesicht heranzog, bis ihrer beider Lippen sich beinahe berührten. Ihr warmer Atem strich über sein Gesicht.
»Wovor hast du Angst?«, flüsterte die junge Frau.
»Ich habe keine Angst«, gab er zurück. Seine Stimme klang rau.
Theta schloss die Augen und drängte sich an ihn. Er spürte die Wärme ihres Körpers durch seine Kleidung hindurch, ließ die Hände über die glatte, weiche Haut ihres Rückens gleiten; erst zögerlich, dann immer fordernder.
»Zeig es mir«, hauchte sie in sein Ohr. »Zeig mir, dass du keine Angst hast.«
Sergh da Teffron packte sie und hob sie hoch. Theta schlang die Beine um seine Hüften. Ihr Duft erinnerte ihn an etwas, das er längst vergessen geglaubt hatte. Plötzlich war er wieder auf Arkon, auf der einzigen Welt im Universum, die ihm je etwas bedeutet hatte. Er schaute auf die Trichter und Türme der Hauptstadt hinab, spürte das in ihnen pulsierende Leben, und er wusste, dass diese Bilder die letzten waren, die er sehen wollte, wenn er eines Tages starb.
»Woran denkst du?«, hörte er Theta aus weiter Ferne fragen.
An die Heimat, wollte er antworten. An den schönsten Ort, den sich ein Arkonide erträumen kann.
Doch der Kloß in seinem Hals machte ihn stumm. Und als Theta seine Lippen mit den ihren verschloss, waren Worte nicht mehr nötig.
12.
In der Kabine war es unerträglich schwül. Perry Rhodan brach der Schweiß aus, kaum, dass er die Schwelle des bis zur Decke mit allerlei Plunder vollgestopften Raums überschritten hatte. In einer Ecke stapelten sich Holzkisten mit Kleidungsstücken. Daneben lagen – säuberlich geglättet und aufgeschichtet – Verpackungsfolien, wie man sie zum Schutz von Frachtcontainern verwendete. An den Wänden hingen fleckige Teppiche, teilweise mehrfach übereinander. Dafür war der Boden mit unzähligen Plastikflocken übersät, die bei jedem Schritt hochgewirbelt wurden und dann langsam nach unten sanken.
Rhodan sah Säcke mit Kabelresten, Drahtspulen in allen Größen, leere Glasflaschen, Rohrstücke, jede Menge Bauschutt und Elektroschrott sowie mindestens zwei Dutzend Objekte, die er auf den ersten Blick unmöglich identifizieren konnte. Die Kabine hatte weit mehr Ähnlichkeit mit einer Mülldeponie als mit der Heimstatt eines intelligenten Lebewesens.
Im Hintergrund des Raums stand eine Art Bett. Es war über und über mit Kissen bedeckt, und in seiner Mitte ruhte eine Gestalt, die sich so sehr von allen Missk unterschied, die Rhodan bisher gesehen hatte, dass er zunächst nicht glauben wollte, es tatsächlich mit Veram zu tun zu haben. Einzig die sechs Arme, die wie verdorrte Äste an der Seite des aufgeblähten Körpers ruhten, deuteten darauf hin, dass es sich hier wirklich um eine Missk handelte.
Verams riesiger Schädel sah aus wie ein zu prall aufgeblasener Ballon. Die fast schwarze Haut war straff gespannt und von zahllosen grauen Äderchen durchzogen. Zwei ebenfalls schwarze Augen lagen wie riesige Murmeln in flachen Vertiefungen. Als sie sich nun auf Rhodan richteten, hatte der Terraner für eine Sekunde die irreale Befürchtung, dass sie herausrollen und zu Boden fallen würden.
»Veram ist sehr krank«, sagte Shy leise. »Sie hat nicht mehr viele Tage.«
»Das tut mir leid.«
»Warum?«, fragte der kleine Missk. »Sie ist fünf Jahre und vier Monate alt. So alt werden nur wenige.«
»Ich ...«, setzte Rhodan an, schüttelte dann aber den Kopf. »Sollten wir sie nicht lieber in Ruhe lassen? Vielleicht können wir später wiederkommen, wenn ...«
»... ich tot bin?«, unterbrach ihn eine Stimme, die klang, als würde jemand mit langen Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzen. »Das wäre ziemlich sinnlos, meinst du nicht?«
Shy kicherte albern. »Das ist mein Freund Perry, von dem ich dir erzählt habe«, sagte er. »Er ist 37 Jahre alt und wird einmal hundert sein.«
»Hm ...«, brummte Veram und drehte ihren unförmigen Oberkörper ein wenig zur Seite. »Wie ich gehört habe, hast du unseren Ausreißer vor ein paar Arkoniden gerettet.«
»Jeder andere an meiner Stelle hätte das Gleiche getan«, gab
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