Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
auf seiner Stirn, und es dauerte lange Sekunden, bis er wusste, wo er war. Mit zitternden Händen griff er nach Krug und Becher, trank in kleinen Schlucken. Langsam beruhigten sich seine aufgewühlten Nerven wieder.
    Dann nahm er das Brummen erstmals bewusst wahr. Es war das Einzige, was seinen Albtraum überdauert hatte. Der Ton hing beinahe körperlich in der Luft, schwoll an und wieder ab und füllte jeden Winkel des Verstandes aus. Das Gezwitscher der Missk war dagegen vollständig verstummt.
    Rhodan schlüpfte in seine Stiefel und eilte in die große Halle. Als er einen der Zugänge durchschritten hatte und von einem Laufsteg nach unten blickte, hielt er unwillkürlich inne. Eine schier unüberschaubare Anzahl von Missk hatte sich am Hallenboden versammelt. Die schlanken, weißhäutigen Wesen standen dicht an dicht und bildeten einen riesigen Teppich aus Leibern, der – wie von einer sanften Brise bewegt – langsam hin und her wogte.
    Ihre Arme hatten sie eng angelegt; sie waren fast nicht als solche zu erkennen. Der Ton, der Rhodan geweckt hatte und der in der Halle als machtvoller Klang widerhallte, wurde von den Missk erzeugt. Sie sangen . Zumindest nahm Rhodan an, dass es sich um etwas Ähnliches wie Gesang handelte. Offenbar wurde er Zeuge einer Art Ritual.
    »Es ist der Gesang des Durchbruchs«, sagte jemand leise neben ihm.
    Er drehte den Kopf und musterte den Missk, der in etwa seine Größe besaß. Die fleckige Haut und das faltige Gesicht legten die Vermutung nahe, dass es sich um ein älteres Exemplar handelte. Rhodan sah sich nach Shy um, entdeckte ihn jedoch nirgendwo.
    »Du musst dich ihm öffnen«, fuhr der Unbekannte fort. »Lass ihn in dich hinein, dann wird er dich führen.«
    Rhodan machte einen Schritt nach vorn und umfasste das Geländer des Laufstegs mit beiden Händen. Mehrere Minuten lang ließ er das, was er sah und hörte, auf sich wirken. Als das Brummen allmählich leiser wurde und schließlich erstarb, hatte er leichte Kopfschmerzen. Er wandte sich dem Missk zu, der nach wie vor neben ihm verharrte.
    »Ich bin Perry Rhodan«, stellte er sich vor.
    Sein Gegenüber verzog die breiten Lippen zu einem Lächeln. »Das weiß ich«, sagte es. »Das weiß inzwischen jeder in der Familie. Mein Name ist Wosnik.«
    »Shys Lehrer«, entfuhr es Rhodan spontan.
    »So ist es.«
    »Wo ist der Kleine? Ich hatte ihm versprochen, mit ihm zu reden.«
    »Dazu dürfte es zu spät sein«, erwiderte Wosnik und verschränkte zwei seiner Arme hinter dem Rücken.
    »Was ... was soll das heißen?« Rhodan sah den Missk bestürzt an. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Er hat die Familie verlassen«, eröffnete ihm Wosnik. »Ich nehme an, dass er in die Stadt gegangen ist. Vermutlich unternimmt er einen neuen Versuch, mit dem Regenten zu sprechen.«
    Der Vermittler, durchzuckte es Rhodan. Er will einen dieser verdammten Vermittler aufsuchen!
    »Er wird sich umbringen«, sagte er. »Verdammt, du hättest ihn aufhalten müssen!«
    »Warum?«, fragte Wosnik. »Er ist für sich selbst verantwortlich und kann tun und lassen, was er will.«
    »Er ist ein Kind! «
    »Er ist vier Monate alt«, gab der Lehrer zurück. »Und er besitzt einen scharfen Verstand. Wenn er ihn nicht benutzt, muss er die Konsequenzen tragen.«
    »Ich muss mit Veram sprechen.« Rhodan wandte sich verärgert ab, doch bevor er die Halle verlassen konnte, hörte er erneut Wosniks Stimme an seiner Seite.
    »Der Gesang des Durchbruchs wurde zu ihren Ehren angestimmt«, sagte der Missk leise. »Das geschieht immer, wenn eine der Ältesten stirbt.«
    Rhodan schloss die Augen. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass sich die Halle um ihn herum drehte, und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Veram tot, Shy verschwunden – es kam ihm fast so vor, als hätte er eine ganze Woche geschlafen.
    »Wo finde ich den nächsten Vermittler?« Rhodan trat an Wosnik heran und packte ihn an der Schulter. »Shy wollte einen der Vermittler aufsuchen und um eine Audienz beim Regenten bitten. Sag mir, wohin er sich wendet!«
    »Ich kann dir leider nicht helfen. Aber die Vermittler sind überall. Du erkennst sie am imperialen Siegel. Wenn du eines der allgemeinen Informationspulte benutzt ...«
    Die letzten Worte des Missk hörte Rhodan bereits nicht mehr. Er hatte schon viel zu viel Zeit in den Tiefen Ghewanals verloren. Er musste zum Raumhafen. Er musste die Erde retten. Und er musste Shy finden, bevor der sich in seiner Naivität in eine Situation manövrierte, aus

Weitere Kostenlose Bücher