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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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gesagt zum Beispiel, oder Sie allein tragen Schuld an diesem Unglück.
    Doch Anra'Thir'Nom trat nur wortlos neben sie und sichtete die Hologramme, unterstützt von seinem Körperfilm und der Positronik der VAREK'ARK. Er kannte die ORESTOS – sie gehörte einer Gruppe von She'Nerkh, Sternendienern wie ihm, wenn auch einer anderen Ausprägung. Sie hatten ihn bereits zu einer ihrer Zeremonien eingeladen, und er hatte dieser Einladung die nächsten Tage folgen wollen. Dass ausgerechnet einem Schiff voller Gläubiger ein so schreckliches Unglück zugestoßen sein sollte ...
    Doch es dauerte nicht lange, den ebenso simplen wie katastrophalen Sachverhalt zu verifizieren: Die ORESTOS war mit ihnen bei Hamtar-15 in den Hyperraum gesprungen, aber nie bei Hamtar-14 erschienen. Das konnte mehrerlei bedeuten.
    »Vielleicht ist es bloß ein Fehler wie bei den vorigen Sprüngen«, überlegte Nertan da Hindur. »Wenn sie sich mehr als zwanzig Lichtjahre verschätzt haben, sind sie für die Orter unauffindbar.«
    »Die Positronik hat keine Erschütterung außer den 178 von uns selbst verursachten wahrgenommen«, widersprach die Rudergängerin. »Das heißt, sie sind mindestens 35 Lichtjahre entfernt.« Sie warf die Arme hoch und hob die Stimme zu einem hysterischen Ton. »So weit verschätzt man sich doch nicht! Schon gar nicht in meinem Tross!«
    »Ich gehe davon aus, dass Sie bereits versucht haben, das Schiff über die Relaiskette zu kontaktieren?«, erkundigte er sich ruhig.
    »Natürlich haben wir das! Im Gegensatz zu Ihnen tun wir unsere Arbeit!«
    Das alte Spiel. »Ich versichere Ihnen, dass die ORESTOS wie alle Schiffe meinen Weisungen gefolgt ist, wahrscheinlich gewissenhafter als viele.«
    »Ich verbitte mir ...«
    »Das bedeutet«, fuhr er fort, »dass sie, wenn überhaupt, dann außerhalb der Reichweite der Relaisstationen materialisiert ist – trotz all unserer Mühen. Und das wiederum bedeutet, sie hat auch keine Rettungsleine, anhand derer sie nun navigieren könnte.«
    »Was soll das denn jetzt heißen, ›wenn überhaupt‹?« Die Rudergängerin funkelte ihn an. »Natürlich sind sie irgendwo wieder rausgekommen! Selbst wenn sie in die komplett entgegengesetzte Richtung gesprungen wären, sind sie höchstens zwei Sprünge von uns entfernt.«
    »Sie übersehen das Offensichtliche«, sagte Anra'Thir'Nom, und mehrere Besatzungsmitglieder senkten betroffen die Köpfe.
    »Ach ja?« Die Rudergängerin baute sich vor ihm auf. Sie überragte ihn um einen guten Kopf, wie sie dastand. »Nämlich?«
    »Soll ich eine offizielle Suchanfrage an die Garnison schicken?«, fragte Nertan da Hindur vorsichtig.
    Ärgerlich winkte sie ab. »Damit auch ja der letzte Arkonide im Korridor erfährt, dass wir ein Schiff verloren haben? Möchtest du es gleich noch dem Regenten übermitteln? Persönlich vielleicht?«
    Nertan schüttelte entsetzt den Kopf.
    »Wir werden selbst nach ihr suchen«, verkündete die Rudergängerin entschlossen. »Nertan, mach die Maschinen so schnell wie möglich für eine Serie von Kurzstreckensprüngen bereit. Wir werden die Umgebung systematisch durchkämmen.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«, widersprach Anra'Thir'Nom. »Es ist gefährlich, sich allein in den Leerraum vorzuwagen!«
    »Sehe ich aus, als hätte ich Angst vor Piraten?« Die Rudergängerin verschränkte selbstbewusst die Arme vor der Brust.
    »Sie werden die ORESTOS nicht finden! Das abzusuchende Gebiet ist viel zu groß für ein einzelnes Schiff!«
    »Sie werden sich noch wundern. Wir sind schneller wieder zurück, als der Regent unser Verschwinden bemerkt, und werden den Sprung nach Hamtar-13 wie geplant absolvieren.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Sehe ich vielleicht wahnsinnig aus?«, schrie Ihin da Achran, und die gesamte Zentrale zuckte zusammen.
    Anra'Thir'Nom aber ließ sich nicht einschüchtern. »Es sind fast 6000 Mann Besatzung an Bord der VAREK'ARK«, sagte er.
    »Und mehrere Hundert an Bord der ORESTOS.«
    »Sehen Sie den Tatsachen ins Auge!« Unwillkürlich griff er nach ihrer Hand, doch besann er sich im letzten Moment eines Besseren. Die Hand verharrte in der Luft. »Die Endliche Nacht hat das Schiff zu sich geholt! Vielleicht wird sie es wieder preisgeben, wenn es ihr beliebt. Ein Vorstoß wie dieser jedoch wird sie nur noch mehr erzürnen, und wer weiß, was sie dann tun ... Die Pilger würden Ihnen dasselbe sagen!«
    »Sie«, spie die Rudergängerin. »Sternenteufel, meinen Sie die?«
    Anra'Thir'Nom kniff die Lippen

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