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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Warum hat Derweanor dich verlassen?«
    Ageare kniff die Augen zusammen. Woher bei den Wischnus der Xirdor wusste er davon? Dass Derweanor und sie keine feste Bindung eingegangen waren, war auf der ungeschriebenen Liste der Demütigungen definitiv die Nummer eins in ihrem Leben. »Du hast mir nachspioniert?«
    »Ich bin gern informiert. Du nicht auch?«
    Ageare entspannte sich. Tineriaan hatte ihr verbal einen Stein ins Gebüsch geworfen, damit sie sich auf das Geräusch konzentrierte und von der Jagd auf seine Geheimnisse abließ. Tineriaans Versuch, von sich abzulenken, machte Ageare erst recht neugierig, was er zu verbergen hatte. »Bitte schön. Derweanor hat mich nicht verlassen. Ich habe ihn zurückgewiesen, weil er wollte, dass ich seinetwegen die Geshur wechsle. Aber meine Geshur geht vor. Sie ist meine Gemeinschaft, verstehst du?«
    Tineriaan berührte seine Stirn und rieb über die borkige Haut oberhalb des dritten Auges. In jeden seiner Finger hätten vier bis fünf von Ageares gepasst. »Ja, das verstehe ich. Danke für deine Offenheit.« Er lehnte sich auf seinen zwei Sitzen so weit wie möglich zurück. Dabei wich er ihrem Blick aus.
    Sie grinste. »Dir passt es nicht, dass du mir mit deinem Ablenkungsmanöver nicht die Sastiars abgenommen hast, was?«
    »Sastiars?«
    »Zwei Spielsteine, die im Frethur-Spiel zum Siegen gebraucht werden. Ich werde schon noch mehr über dich herausbekommen.«
    Sie schwiegen. Ageare hatte im Vorfeld Erkundigungen über Tineriaan eingezogen, doch sie hatte wenig bis nichts gefunden. Eben das machte sie nervös. Schon aufgrund ihres Berufs wusste sie gern, mit wem sie es zu tun hatte. Schließlich kannte sie Tineriaan erst kurze Zeit und musste in ihre Überlegungen hypothetisch einbeziehen, dass er dem Regenten als Spion diente.
    Unter dem Imperator wäre es undenkbar gewesen, dass ein Naat ein Celista hätte sein können. Doch der Regent setzte in diesem Bezug neue Maßstäbe.
    Ohne sich ihr Misstrauen anmerken zu lassen, betrachtete Ageare den auf zwei Sitzflächen hockenden Tineriaan. Hätte ein Celista ihr am Raumhafen im Sturm geholfen?
    Vielleicht schon. Noch lag das eigentliche Ziel in der Ferne. Entbehrlich wurde sie erst, wenn es erreicht war.
    Ageare vertrieb den Gedanken. Sie musste Charron da Gonozal vertrauen, sonst war sie auf Thersunt verloren. Und das bedeutete, auch Tineriaan zu vertrauen.
    Sie überquerten einen träge dahinfließenden Fluss in einem tief liegenden Bett und erreichten die Ausläufer der Stadt. Verwahrloste Viertel ragten unter ihnen auf, durchzogen von schmutzig grauen Wohnkuppeln, von denen mehrere eingestürzt waren.
    Auf Ageare wirkte es, als wäre die Stadt anfänglich mit großem Elan gebaut worden, in einem Aufbaukampf, bei dem die Mitstreiter nach und nach die Kraft verlassen hatte, bis alles brachlag.
    »Die Baufirmen sind die wahren Kriminellen auf Thersunt«, sagte Tineriaan. »Sie stellen falsche Gutachten für ungeeignetes Land aus, solange es ihnen Einheiten bringt. Außerdem manipulieren sie die Ergebnisse konkurrierender Unternehmen. In dem Gewerbe tobt ein Krieg.«
    Die Gondel glitt weiter, immer auf ihrer Schiene im Tunnel entlang. Der Regen ließ nach und hörte wenige Meilen später ganz auf. Unter ihnen änderte sich das Bild. Die Wohnkuppeln wurden höher, bunter und waren von mannshohen roten Blütenteppichen umgeben. Rotschirme hießen sie, soweit Ageare wusste. Um sie herum saßen kleine krötenartige Tiere in Gruppen zusammen. Manche der Amphibien bildeten Knäuel.
    Die Gebäude zeigten prächtige Bilder von schwebenden Xirdor, weiten Pflanzenebenen und reißenden Flüssen. Naturphänomene überwogen in der Darstellung. Fensterfronten glitzerten im gedämpften Licht des Nachmittags. Auf den Straßen fuhren große Elektrofahrzeuge mit sechs oder mehr Reifen, die teils in sich beweglich waren und sich wie Raupen wanden.
    Gleiter sah Ageare selten. Dafür Fabriken mit gestapeltem Thersunter Marmor, der zu Platten zurechtgeschnitten in hoch aufgeschichteten Haufen lag und den Roboter auf Schwertransporter verluden.
    Die Welt dort unten war auf verstörende Weise kleiner, primitiver als eine Medowelt oder ein strahlendes Zentrum wie Aralon. Ageare konnte sich kaum vorstellen, dass es auf diesem riesigen Planeten, der dieselbe Größe hatte wie ihre Heimatwelt, lediglich diese eine Großstadt geben sollte. Schon die Bezeichnung »Großstadt« kam ihr falsch vor. Was sich da unten erstreckte, war ein besseres Dorf mit

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