PR NEO 0055 – Planet der Stürme
gelebt.
Sie gingen durch den geräumigen Flur in einen Wohnraum, der bereits komplett eingerichtet war. Vor einer Wand befand sich eine schmale Bodenleiste, das Abstrahlgerät eines ausgeschalteten Holopanoramas. Plastikfolien lagen über den weißen Möbeln und der geräumigen Couch.
»Ich will mein Geld«, sagte Julef, kaum dass sie zur Ruhe gekommen waren und sich auf knisternden Kunststoff gesetzt hatten. »Und eine Entschädigung für mein Fahrzeug.«
»Es wäre mir lieber, Sie blieben noch eine Weile bei uns.« Ageare berührte eine Stelle an ihrem Hinterkopf, zuckte zusammen und ließ die Hand rasch wieder sinken. »Bei Ihrer Krämerseele werden Sie uns vielleicht gegen Geld an die Regierung verkaufen.«
Julef sah erst so aus, als wolle er aufbrausen und heftig dementieren, dann senkte er den Kopf. »Okay, das versteh ich, Ageare. Würde mir an Ihrer Stelle kaum anders gehen.«
Die plötzliche Wandlung überraschte Epherem.
»Wie wäre es, wenn Sie mir einen Anteil zahlen, bis Sie von Thersunt herunter sind? Sagen wir, fünfzig Prozent? Ich verspreche, ich halte die Klappe, ich ...« Er verstummte. Suchte er nach weiteren Argumenten?
Ageare nickte. »Okay, so machen wir's. Ich wollte Sie nicht in die Sache hineinziehen, Julef.« Sie tätigte die Überweisung an ihrem Armgerät.
Epherem streckte auf dem Pneumosessel die Füße aus und versuchte, sich zu entspannen.
Julef überprüfte Ageares Datentransfer und ging.
Die Ara seufzte leise. »Es wäre unklug, ihm zu vertrauen. Wir sollten die Wohnung lieber bald verlassen, selbst wenn wir eine Runde Schlaf brauchen könnten.«
Epherem suchte in dem ebenmäßigen Gesicht nach Heimtücke oder Verschlagenheit. »Sie sollten mir vor allem verraten, was Sie von mir wollen.«
Langsam richtete sich Ageare im Couchpolster auf. »Wissen Sie das wirklich nicht?«
»Nein«, log Epherem.
»Ich möchte herausfinden, ob Herak da Masgar auf Zalit ein Kriegsverbrechen begangen hat. Es gibt eine Reihe von Hinweisen darauf, dass die Tötung zweier Zaliterinnen kein Zufall war. Er hat diese Frauen hingerichtet.«
»Wir waren im Krieg. Was stellen Sie sich vor?«
Der Naat stand auf, aktivierte die Holowand und starrte auf die Bilder. Er hatte den Ton abgeschaltet. Iringtais Straßen lagen lautlos im strömenden Regen. Soldaten hetzten hindurch, hin und wieder gab es Gefechte. »Da draußen ist auch Krieg.«
Ageare starrte auf die Mediendarstellung. In einer Ecke schlängelte sich wie ein Python der Name des Senders: Thersunts Auge. Ein Halbarkonide fiel von einem Strahlerschuss getroffen zu Boden. Er blieb reglos liegen, ob paralysiert oder tot, blieb unklar. Die Szene musste sich irgendwo am Stadtrand abspielen, unweit der Stelle, an der sie Julefs Wagen zurückgelassen hatten. Epherem erkannte eine gelbe Wohnkuppel mit rostroter Musterung nahe der Transithaltestelle.
»Warum machen die das?« Ageare sackte zusammen, als wolle sie sich in der Couch verkriechen. Offensichtlich kam das Aufräumkommando für sie überraschend. »Thersunt ist kein Feindplanet! Warum schießen die auf ihre eigenen Leute?«
»Wir sind eine Marginalwelt. Oder ... waren es zumindest.« Epherem war ihre Anteilnahme sympathisch. Eine abgebrühte Killerin konnte die Frau vor ihm kaum sein. »Sie machen den Sack zu, wenn Sie so wollen. Der Regent hat das Kriegsrecht erklärt und die Sonderrechte von Mehandor, Aras und anderen Gruppen suspendiert. Auf Thersunt gilt die Autorität des Imperiums nicht. Solche Stätten kann sich die Regierung in Kriegszeiten nicht leisten. Sie werden den Raumhafen und die Hauptstadt abriegeln. Jeder Einwohner wird überprüft und registriert, Verdächtige werden festgenommen und bei Widerstand eliminiert.«
»Sie suchen Regierungsgegner?«
»Genau. Vielleicht auch Rekruten. Falls die Methans tatsächlich angreifen, werden sie Frischlinge brauchen.«
Ageare sah ihn durchdringend an. »Wo wir schon beim Thema Militär sind, was wissen Sie über da Masgar?«
»Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
»Sind Sie deswegen von Ihrer Farm geflohen wie ein Xirdorschwarm vor einem Gleiterlicht?«
Epherem schwieg.
»Wollen Sie von Thersunt fort, da Kirtol? Den Rest Ihres Lebens in Sicherheit verbringen? Frei und im Luxus?«
»Wer sagt mir, dass Sie keine Agentin des Imperiums sind?«
»Niemand. Aber ich mache Ihnen ein Angebot, das kein Celista mit Verstand machen würde. Wir hauen Sie raus. Tineriaan und ich. Unser Auftraggeber hat seine Mittel. Wenn es uns gelingt,
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