PR NEO 0055 – Planet der Stürme
ihm über Funk eine verschlüsselte Nachricht zukommen zu lassen, können wir Sie vor dem Zugriff des Imperiums schützen. Und dann werden Sie reden. Sobald wir das Ziel erreicht haben und Sie in Sicherheit sind.«
Zum ersten Mal seit Tontas hatte Epherem wieder Hoffnung.
Ageare beobachtete jede Regung in da Kirtols Gesicht. Das Zucken der Muskeln am Mund, die kleine Falte auf der Stirn, die steiler wurde, ehe sich die Haut wieder glättete.
»In Ordnung«, sagte da Kirtol. »Wenn es Ihnen gelingt, mich zu schützen, werde ich sagen, was ich weiß.«
Tineriaan senkte den Kopf, als hätte der kugelförmige Schädel plötzlich zu viel Gewicht. »Nun müssen wir nur noch einen Weg finden, unseren Auftraggeber zu informieren.«
Es war das erste Mal, dass da Kirtol auf etwas einging, was Tineriaan gesagt hatte. »Wo genau liegt das Problem?«
»Hyperfunk.« Ageare versuchte, sich zu entspannen. Mit der lautlosen Filmdokumentation im Hintergrund fiel es ihr schwer. Eben wechselte das Bild und zeigte Unmengen an Soldaten, die am Raumhafen in Fünfergruppen Militärfahrzeuge bestiegen. Unter ihnen befand sich kein einziger Arkonide. Es waren Naats. »Der Hyperfunk ist im Zugang begrenzt. Unsere Nachricht wird nicht weitergesendet werden, wenn sie dekodiert ist. Und dekodieren muss ich sie.«
»Das heißt, Sie suchen einen Sender für Ihre Nachricht?«
»Ja.«
Da Kirtol stand auf, ging einige Schritte, sodass er den Großteil des Bildes verstellte. Ageare empfand es als Erleichterung, die Züge aus schwer bewaffneten Naats nicht mehr sehen zu müssen. In ihren Uniformen waren sie nicht voneinander zu unterscheiden, muteten wie Maschinen an. »Ich weiß, wo es einen solchen Sender gibt. Auf meinem Farmgelände. Er ist versteckt. Wenn wir eine Möglichkeit finden, die Stadt unbehelligt zu verlassen, kann ich Sie hinführen.«
Ageare verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. »Ich habe da eine ...«
Ein Geräusch aus dem Flur lenkte sie ab. Sie sprang vom Sofa, zog den Paralysestrahler und fuhr zum Eingang herum. In der Tür stand Julef.
»Sie? Ich dachte, Sie wären weg.«
Julef senkte den Kopf. »Ich ... ich kann nicht gehen. Sie suchen mich. Darf ich bleiben?«
»Warum werden Sie gesucht?«
»Das ... ist Privatsache.«
»Haben Sie unser Gespräch belauscht?«
»Teile davon.«
Ageare kniff die Lippen zusammen. Sie war keine Killerin. Julef auszuschalten stand außer Frage. Trotzdem missfiel es ihr, vielleicht mit einem Verbrecher zusammenzuarbeiten. Obwohl ihr Julef sympathisch war, war es möglich, dass es sich bei ihm um einen Dieb, Finanzbetrüger oder sogar um einen Mörder handelte. Und nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Wieso sonst war er nach Thersunt geflüchtet?
»Ich behalte es für mich«, versprach Julef. »Ich sitze selbst in der Patsche. Helfen Sie mir. Nehmen Sie mich mit.« Julef schaute Tineriaan an. »Sie haben einen unschätzbaren Vorteil, wissen Sie das?«
Zögernd lächelte Ageare und entspannte sich ein wenig. Letztlich war Julef bei ihnen am besten aufgehoben. So kam er auf jeden Fall nicht auf die Idee, sie gegen Geld an das Imperium zu verkaufen. »Ja. Den haben wir. Tineriaan.«
Tineriaan berührte die Stirn über dem dritten Auge. Ratlos zwinkerte er. »Mich?«
Ageare streckte Arme und Hände nebeneinander nach vorn. »Soldat Tineriaan, nehmen Sie uns fest!«
»Du meinst ...« Er starrte zum Holopanorama.
»Richtig. Du bist ein Naat. Besorgen wir dir eine Uniform und sehen wir zu, dass wir aus der Stadt verschwinden.«
15.
Riss in der Dunkelheit
Sich anzupassen, ihre Erwartungen zu kennen und zu befriedigen, das ist eines der vielen Geheimnisse, mein Kind.
Wenn ich durch die Gärten von Galios flaniere, sehen sie eine lächelnde Alte mit Hydrostock und Kristallzähnen. Daran erinnern sie sich. Deshalb meinen sie, mich zu kennen. Der Stock und die Zähne. Beides austauschbar. Beides Ablenkung. Die Frau dahinter sieht niemand. Wieso auch?
Und wenn sie mich hinterher finden wollen, denken sie immerzu an den Stock und an die Zähne und übersehen Details, die ihnen vielleicht geholfen hätten.
Ich frage mich noch immer, welches Detail es war, das dich verraten hat. Wie haben sie dich fangen, dich töten können? Ich hätte deinen Mörder länger leben lassen sollen, aber ich war zu ungeduldig.
Nun bekomme ich niemals eine Antwort, und die Fragen wiederholen sich, tagaus, tagein, in jedem Jahr.
»Und du meinst, das funktioniert?« Tira gab Charron das
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