PR NEO 0055 – Planet der Stürme
angegriffen?«
»Verloren in der Nacht.«
»Was wissen Sie darüber? Wieso hat der Imperator gegen jahrtausendealte Regeln des Imperiums verstoßen? Welcher Wahnsinn trieb ihn dazu, sämtliche potenziellen Thronfolger zu einer Reise mit unbekanntem Ziel mitzunehmen?«
Die unbedachte Handlung hatte Herak da Masgar die Möglichkeit eröffnet, sich zum Regenten auszurufen.
»Ich mochte nicht, wie er roch.«
»Wer? Der Imperator?«
Die Farbe des Xisrapen veränderte sich kaum merklich ins Rötliche. Die Wellenbewegungen nahmen zu, und die goldenen Punkte, anhand derer Charron Denurion auf einem Bild identifiziert und gefunden hatte, weiteten sich. Denurion schien es mit der Angst zu bekommen.
»TAI ARK'TUSSAN. Dunkel.«
»Sie waren dort, nicht wahr? Haben Sie eine Ahnung, wohin der Imperator wollte? Welches System er anvisierte?«
»Roch wie Tod.«
Charron öffnete die Bilddatei am Armbandgerät, auf der Denurion in der Zentrale der TAI ARK'TUSSAN zu erkennen war. Er hatte sie von einem seiner Agenten. Es war genau das Bild, das seine Suche nach Denurion überhaupt erst in Gang gesetzt hatte. »Es tut mir leid, falls ich Ihre Angst verstärke, aber Sie sind in Gefahr, Denurion.«
Der Xisrape machte sich ganz flach, seine Stimme klang dünn. »Gefahr?«
»Sie haben sich kurz vor seinem Verschwinden ganz in der Nähe des Imperators befunden. Ich glaube, dass es etwas gibt, was Sie wahrgenommen haben und weswegen die Celistas Sie verfolgen. Es wäre besser, Sie würden eine Weile untertauchen.«
»Untertauchen? In Wasser, Blumen oder eine Deckung?«
»Sie können bei mir bleiben. Vielleicht fällt Ihnen ja ein, was Sie zuletzt beim Imperator wahrgenommen haben, und vor allem, was es bedeutet.«
»Das helle Licht.«
»Was für ein Licht?« War das wieder ein Themenwechsel, oder ging es um das Verschwinden des ehemaligen Herrschers?
»Ich ... Es brennt.« Denurion bewegte sich unruhig. Seine Oberfläche vibrierte.
Charron starrte auf eine dunkelrote Verästelung, die eben noch nicht da gewesen war. »Denurion, was haben Sie da?«
Der Xisrape schrie auf. Er gab entsetzliche Laute von sich, hoch und schrill. Die Wellenbewegungen wurden immer hektischer, ein Zittern, das den dünnen Leib in rasenden Wellen durchlief.
»TAI, Medoeinheit!«
Charron stürzte vor, blieb dann jedoch wie angewurzelt stehen. Die Haut des Xisrapen verfärbte sich wie im Zeitraffer und sonderte dabei einen abscheulichen Gestank ab. Schwarze Adern bildeten skurrile Muster. Was auch immer es war, was die Reaktion hervorrief, es konnte giftig sein, Charron verletzen oder sogar töten.
Ein Medoroboter rollte in den Raum und fuhr auf den Xisrapen zu. Hinter ihm platzte Tira herein.
»Was ist ...« Sie sah Denurion, verstummte und würgte.
Charron war ebenfalls flau im Magen. »Denurion? Sagen Sie doch etwas!«
Entsetzen erfasste Charron. Seine Warnung kam zu spät. Irgendwie, auf eine Art, die er nicht verstand, hatte der Celista zugeschlagen.
»Denurion?«
Der Xisrape rührte sich nicht mehr. Verkrustet, wie verbrannt lag er vor Charron auf der Liege und gab keinen Laut von sich.
16.
Raus aus Iringtai
Sie standen zu zweit im Speiseraum der Wohnkuppel. Fasziniert beobachtete Tineriaan, wie Ageare eine dünne Nadel in den goldenen Hautwulst an ihrem Hals stieß und darin herumstocherte. »Tut das weh?«
»Kaum. So gut wie kein Schmerzempfinden.« Sie lächelte. Es sah unecht aus, aber herzlicher als zu Beginn ihrer Bekanntschaft. Vermutlich dachte Ageare, ihm fiele es nicht auf, dass ihr Lächeln oft wie ausgeschnitten und festgeklebt wirkte. Schließlich war er ein Naat, der sich schwertat, die Mimik von Arkoniden und Aras zu deuten.
Aber Tineriaan kannte den Unterschied sehr wohl. Charron da Gonozal hatte ihn Tineriaan gezeigt, als er ihn das erste Mal in seinem Leben angelächelt hatte, irgendwo da draußen, auf einem Raumhafen, der so heruntergekommen gewesen war, dass da Gonozal in seiner Prachtgewandung darin vollkommen fehl am Platz erschienen war.
»Halt Abstand!« Auf Ageares Stirn lagen Schweißperlen, doch die in Handschuhen steckenden Finger arbeiteten ganz ruhig. Mit der Nadel, die an der Spitze einen winzigen Haken aufwies, zog sie einen fadendünnen Schlauch hervor, glitzernd wie ein seidener, in Tau gebadeter Faden. Dabei atmete sie so flach, dass Tineriaan kaum Atembewegungen an ihrem Brustkorb feststellte.
Respektvoll trat er zurück.
Ageare legte den Kunststoffschlauch vor sich auf den Tisch und ritzte
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