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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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ihn mit der Nadelspitze auf. Darin befanden sich einige Milligramm eines rötlichen Pulvers. »Kein Wort zu Julef oder da Kirtol davon, verstanden?«
    »Ich bin nicht so blöd, wie ich groß bin.« Es hatte beleidigt klingen sollen, doch der Ton misslang.
    Ageare grinste. »Gut zu wissen.« Sie tränkte eine münzgroße Nadelwaffe mit dem Pulver. »Hast du die Handschuhe?«
    »Ja.« Gerade die Handschuhe stellten für Tineriaan eine besondere Schmach dar. Warum musste ein nahezu Nackter Handschuhe tragen? Natürlich wusste er rein rational den Grund: Er musste sich vor dem Betäubungsgift schützen. Einen arkonidischen Paralysestrahler in der Hand zu halten wäre unnötig aufgefallen. Die Waffe war zu filigran für einen Naat und hatte außerdem auf seinesgleichen bloß bedingt eine Wirkung. Das Gift wirkte wesentlich schneller.
    Ageare, Julef und da Kirtol hingegen hatten jeder einen Strahler bei sich, den sie unter der Kleidung versteckt am Körper trugen, festgebunden an ihre Schienbeine.
    »Wie viele Überwachungsdrohnen haben wir in der Ausrüstung?«
    »Drei Stück. Getarnt als Wildoptiken. Ich ändere den Tarnfarbenmodus und bringe sie raus, sobald du so weit bist.«
    »Dann los!« Tineriaan griff vorsichtig nach dem scheibenförmigen Brett, aus dem hauchdünne Nadeln ragten, an denen an einer Haftpaste das rote Pulver hing. Der Anblick erinnerte ihn an ein Stück der Rotwüste auf Naat, in der steile, dürre Felsen wie rote Knochen in die Höhe ragten.
    Ageare tippte auf ihr Multifunktionsgerät. »Ich melde mich. Sieh zu, dass du rechtzeitig reagierst. Und nie die Finger schließen.«
    »Okay.« Tineriaan ging zur Ausgangstür, öffnete sie und spähte hinaus. Lange silberne Regenfäden glitzerten im gelbgrauen Licht. Da er niemanden entdeckte, lief er zu einem Senkgras in der Nähe und von dort aus zur Mauer, zum Ausgang aus der Wohnsiedlung.
    In mehreren Kilometern Entfernung donnerte es wie von einer Explosion. Ob sich die Syndikate der Baufirmen verschanzt hatten und dem Militär Paroli boten? Oder sprengte die Armee die Brücken über dem Zarunn? Sie hatten flugfähige Fahrzeuge, sie waren auf Brücken nicht angewiesen.
    Tineriaan überprüfte die Straße vor sich. Sie lag wie ausgestorben im Licht orangeroter Kugellaternen. Während er sich in das vereinbarte Gebiet bewegte, in das Ageare die Flugoptiken schicken würde – wahrscheinlich überholten ihn die Sonden in diesem Moment, da sie sich im Gegensatz zu ihm nicht verstecken mussten –, klatschte mehr Wasser auf seine Haut, als mancher Naat in einem ganzen Leben auf der Heimatwelt abbekam.
    Wohnkuppel um Wohnkuppel tauchte geisterhaft im grauen Licht auf. Überall waren die Sturmwände abweisend vor die Fenster geschoben. Fahrzeuge fuhren eine Straße weiter entlang. Ihr Sirren schwoll an, dann entfernte es sich.
    Nach wenigen Minuten erreichte Tineriaan das Zielgebiet und wartete zusammengekauert in einem Hauseingang mit breitem Vordach und Böenschutz. Der Wind pfiff seine disharmonischen Lieder. Tineriaans Mägen schmerzten, besonders der Muskelmagen krampfte.
    Er war aufgeregt. Zu Kampfeinsätzen fühlte Tineriaan sich nicht berufen, aber ihm blieb keine Wahl. Als Naat fiel er zu sehr auf. Nur wenn er sich eine Uniform besorgte, hatte er die Chance, die Stadt unbehelligt zu verlassen.
    Ageare meldete sich im Holo per Textform. Bist du auf Position?
    Ja, schrieb Tineriaan zurück. Zu sprechen wagte er nicht, obwohl er keine Soldaten sah oder hörte.
    In Ordnung. Ich schick dir die Bilder. In der Pantekh ist ein Team von zwei Soldaten, beide Naats, die von Wohnkuppel zu Wohnkuppel gehen. Häng dich an sie dran! Wir kommen auch hin. Von da aus sind es zwei Kilometer zum Stadtrand.
    Tineriaan bestätigte und stand aus der Hocke auf. Er verfolgte auf dem Holo, wie sich der Zweiertrupp Soldaten vorarbeitete. Ein Einzelner wäre ihm lieber gewesen. Vielleicht kam seine Chance, wenn er sie beobachtete und abwartete. Doch die Soldaten blieben zusammen. Entweder bewegten sie sich auf der Straße, oder sie gingen zu zweit in eine der abweisend wirkenden Wohnkuppeln. Dabei schauten sie sich immer wieder wachsam um.
    Sein Armbandgerät vibrierte. Wenn sie aus der nächsten Kuppel herauskommen, schlagen wir zu.
    Mit einem mulmigen Gefühl bestätigte Tineriaan. Er suchte sich eine Deckung hinter einer Rotblüte, deren Schirm groß genug war, um seinen Körper zu verbergen. Bis zum Eingang der Wohnkuppel waren es gut zehn Meter, doch die Soldaten mussten

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