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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis
Autoren: Christian Montillon
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aktivieren. Reicht das Ihrer Meinung nach denn nicht aus?«
    »Unter anderen Umständen, Ehrendiener«, sagte Kishori, »würde ich Sie wegen dieser Fragen zurechtweisen. Aber nun, in der Nacht, ohne weitere Zuhörer, lassen Sie uns darüber reden.« Er klang, als wäre er über diese Möglichkeit selbst froh. Vielleicht trug er seine Zweifel, wo immer sie auch herkamen, schon seit Jahren in sich. Womöglich nagten sie an ihm, weil er sie niemals aussprechen durfte. »Seien Sie völlig offen, Ehrendiener. Was wir sagen, wird diese Pagode nicht verlassen. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Das bin ich, und für meinen Purrer gilt das ebenfalls. Pro Tag absolviert ein Arkonide erfolgreich die Ark Summia. Das ist sehr wenig. Wenn ich versuche, es hochzurechnen und mit der Größe des Imperiums vergleiche ...«
    »Ein verschwindend geringer Prozentsatz der Bürger Arkons verfügt über einen aktivierten Extrasinn«, unterbrach der alte Lehrmeister. »Das ist eine Tatsache. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung der Arkoniden von 170 Jahren und einer Aktivierung im Alter von meist etwa vierzig ergibt das etwas über 45.000 Individuen.«
    »Kaum genug für den Adel«, sagte Rhodan. »Und nun hat der Regent das Faehrl theoretisch für jeden Bürger geöffnet. Ist das nicht ein Widerspruch?«
    »Er hat zugleich eine Erweiterung des Instituts befohlen.«
    Davon hörte Rhodan zum ersten Mal.
    Kishori sah ihm seine Verblüffung offenbar an. »Sie wissen nichts von der Baustelle? Sie ist nicht zu übersehen.«
    »Ich ...«
    »Ah, ich verstehe. Ich weiß, durch welches Tor Sie gekommen sind. Die Baustelle liegt genau auf der anderen Seite der Rundmauer, in Richtung der Taa-Pyramiden. Niemand redet davon, es existieren kaum Berichte, nur Spekulationen. Die offizielle Politik deckt den Mantel des Schweigens darüber, und es gibt nicht sonderlich viel Touristen mitten in der Wüste. Angeblich werden dort Versorgungseinrichtungen errichtet – Nahrungsfabriken etwa, nichts Besonderes. Tatsächlich wird jedoch auf direkten Befehl des Regenten das Faehrl erweitert. Bald wird nicht mehr nur ein Arkonide am Tag unter die Aktivierungsglocke gelangen. Die Kapazität wird sich verdoppeln. Mindestens.« Der alte Lehrmeister schwieg, als habe die lange Rede ihn erschöpft.
    War das die Antwort auf das Rätsel? Verhielt sich Kishori deshalb so merkwürdig, weil in diesen Tagen seine Weltsicht einbrach? Weil der Regent die tausendjährigen Traditionen mit Füßen trat?
    Rhodan bezweifelte, dass das alles war. »Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig für Sie ist.«
    »Ich bin ein alter Mann. Es war seit jeher so, dass sich Dinge ereignen, die die vorherigen Generationen nicht mehr verstehen.«
    »Aber nicht im Faehrl.« Irgendwo krächzte ein Nachtvogel in der Dunkelheit und übertönte fast Rhodans Worte. »An diesem Ort haben sich die Traditionen seit Jahrtausenden nicht verändert.«
    Chabalh ging näher zu Kishori, als wollte er ihn trösten. »Irgendwann ändert alles.«
    Perry Rhodan nahm diese Äußerung zum Anlass, dem Gespräch eine Wendung zu geben. »Vielleicht ändert sich sogar der Weg zur Erkenntnis. Ich habe lange über Ihre Worte nachgedacht, Kishori. Gab es nicht einen Gelehrten, der sagte, er habe die Erkenntnis auf andere Weise gefunden? Einen gewissen Epetran da Ragnaari?«
    »Sie täuschen sich, Ehrendiener!« Es klang weitaus energischer als alles, was Kishori bislang gesagt hatte. »Und wieso haben Sie überhaupt von Epetran gehört? Er ist seit vielen Jahrtausenden tot und als Unperson aus der Geschichtsschreibung getilgt.«
    Rhodan fragte sich, ob er zu leichtsinnig gewesen war. Kein Wunder, dass sich Kishori wunderte. »Ich bin als Schatzjäger auf ihn gestoßen«, log er. »In einer uralten Positronik auf einer Außenwelt. Das hat mich überhaupt erst inspiriert, hierherzukommen.«
    Kishori schwieg. Ihm war deutlich anzusehen, dass er mit sich selbst rang, was er dazu sagen sollte.
    »Ich kenne die Theorie der Erkenntnis gut«, meinte der alte Lehrmeister schließlich, »und ich habe Epetrans Lebenslauf studiert.«
    Der Alte griff in eine Tasche seines Mantels; als er die Hand zurückzog, hielt er die altbekannte Leuchtkugel darin. Sie begann ihren Weg durch seine Finger. »Epetran ist eine schillernde Figur, auch wenn er offiziell nie existiert hat. Ich habe mich intensiv mit ihm beschäftigt.«
    »Obwohl er eine ... Unperson war?«
    »Sein Skandal liegt sehr lange zurück. Als Lehrmeister des Faehrl kenne
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