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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nur, was wahr ist. Diese Memme wird uns bald alle auf dem Gewissen haben.«
    »Genug!«, herrschte Bull den Mann an. »Genügt das Chaos ringsum noch nicht? Müssen wir uns schon gegenseitig ans Leder?« Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen. »Steh auf, Quart!« Trotz des Zellaktivators atmete er schwer. Es war eigentlich kein Wunder, dass der übergewichtige Künstler nicht mehr weiter konnte.
    »Ihr müsst mich tragen. Ihr habt die Verantwortung für mich. Der Mars, eine beschauliche Tour...« Homphé lachte glucksend und brach ab. Mit weinerlicher Stimme fuhr er fort: »Ich bin krank - seht ihr das nicht? Mein Herz. Und die Lunge. Ich... ich krieg keine Luft mehr. Das war zu viel für mich, zu katas... trophal.«
    »Weiter!«, drängte eine Frauenstimme. »Wir müssen Quart zurücklassen. Aber er liegt ohnehin im Sterben.«
    »Wer?«, brachte Homphé mühsam hervor.
    »Du selbst sagst das«, pflichtete Fran bei. »Unsere Kosmopsycho-login hat das nur wiederholt.«
    Quart Homphé gurgelte. Er bemitleidete wirklich sich selbst am meisten. Im nächsten Moment packte Fran Imith zu. Es sah leicht aus, wie sie den Dicken hochwuchtete, tatsächlich setzte das mehr als nur Körperkraft voraus. Reginald Bull blickte die Frau staunend an. Fran wirkte weder sonderlich zerbrechlich, noch zierte sie sich wie manche andere, wenn es darum ging, auch einmal zuzupacken. Von Anfang an hatte er gesehen, dass sie gut durchtrainiert war, aber wie sie Homphé auf die Beine stellte, ließ sie in seiner Achtung eine Stufe höher steigen.
    Fran Imith schob den Dicken kurzerhand vor sich her. Und irgendwie schien er plötzlich Respekt zu empfinden. Jedenfalls trottete er mit hängenden Schultern weiter.
    Viel zu lange irrten sie schon auf der Zwischenetage umher, ohne einen weiteren Abstieg zu finden. Ein einziges Mal passierten sie eine Fensterfront und erhaschten einen Blick auf anfliegende Jäger. Aus den Schächten der Luftumwälzung quoll stinkender Rauch, der sich in öligen Schwaden über dem Boden anreicherte. Insgeheim fürchtete jeder den Moment, in dem er nicht mehr erkennen konnte, wo er hintrat. Es war ohnehin düster geworden. Ganze Batterien von Leuchtplatten funktionierten nicht mehr.
    Ein dumpfes Dröhnen näherte sich, huschte vorüber. Es kam von der Außenwand. Reginald Bull folgte der verborgen bleibenden Lärmquelle mit den Augen. Er erwartete, jeden Moment die Fassade aufbrechen zu sehen.
    »Da hinüber!« Er ging wieder voraus. Sie mussten weg von der Peripherie, die Bedrohung war hier zu groß. Den Geräuschen nach zu schließen, hatten Jäger ein Stockwerk hoch über ihnen in Schutt und Asche gelegt.
    Das Dröhnen begann erneut. Es schien von vorn auf sie zuzukommen. »Lauf endlich, Quart!«, brüllte Reginald Bull.
    Fremdartige große Aggregate bestimmten das Bild. Manche Maschinenblöcke reichten bis unter die Decke, andere wirkten filigran und zerbrechlich. Mannsdicke Kabelstränge spannten sich scheinbar ohne nachvollziehbare Ordnung in den verschiedensten Höhen. Sie wirkten nicht nur seltsam archaisch, sie machten zugleich das Labyrinth perfekt.
    Quart Homphé drehte sich im Kreis. »Das bringt nichts«, schluchzte er. »Wir finden hier nicht raus - nicht bevor alles über uns zusammenbricht.«
    »Ich seh’ mich weiter um«, schlug Fran Imith vor.
    »Das tust du nicht«, widersprach Bully. »Wir bleiben zusammen! Ich will dich nicht verlieren.«
    Die Frau reagierte verblüfft. »Nett«, brachte sie überrascht hervor, doch das hörte Bull schon nicht mehr. »Zeichnen deine Optiken nur auf?«, wandte er sich an den Reporter.
    Der Mann schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Mensch«, fauchte Bully, »ich will wissen, ob die Dinger direkt senden können? Auf Armbandfrequenz?«
    »Du meinst...?«
    »Können Sie? Ja oder Nein?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann mach schon, jag sie raus!«
    Endlos lange Minuten vergingen, bis alles justiert war. Über Reginald Bulls Handgelenk verdichtete sich die Holoprojektion. Die Störungen waren ungewöhnlich, aber endlich zeichneten sich Konturen ab.
    Die Optiken jagten mit großer Geschwindigkeit zwischen den Maschinen hindurch. Ein beinahe unüberschaubares Labyrinth. Wer sich hier nicht auskannte, brauchte Stunden, um hindurch zufinden. Endlich zeigte das Holo eine Treppe abwärts, steil und unbequem, aber sie war der Ausweg, den Bull erhofft hatte.
    Hinter ihnen näherte sich das Dröhnen zum dritten Mal. Glühende Risse durchzogen plötzlich die Außenwand und

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