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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Rümpfe. Auf jedem saß ein ovaler Kopf mit einem einzigen großen Auge in der Mitte und einer darunter liegenden Sprechmembran. Jeder Rumpf verfügte über zwei Arme mit jeweils vier langen Tentakelfingern, die flink und geschickt hantierten. Der oder die Roboter, Shim wollte sich da nicht mehr festlegen, verteilte gezackte grüne Blätter. Erst als sie noch näher kam, erkannte Shim, dass in die Blätter eine weiße Masse eingeschlagen war. Die kleinen Humanoiden schaufelten das Zeug begierig in sich hinein.
    »Eine Portion oder zwei?«
    Im ersten Moment registrierte Shim Caratech gar nicht, dass der rechte Roboter sie angesprochen hatte. »Wieso?«, erwiderte sie irritiert.
    »Für dich und deinen Begleiter.« Er sah offenbar Schikago als intelligentes Wesen an. »Das Gschnitz ist heute außerordentlich gelungen«, fügte der Roboter hinzu. »Du wirst begeistert sein.«
    »Eine Portion«, sagte Shim. Einen Augenblick später hielt sie ihr Blatt in Händen. Das Ganze roch eigentlich nach gar nichts.
    »Sieben Calculs.«
    »Wie? Ach ja.« Shim suchte in ihrer Tasche nach dem Creditchip. Gleich darauf wusste sie, dass die Tambu wirklich alles bedacht hatten
    - nur nicht, dass die Nodronen mit Kampfjägern angreifen würden.
    Mit zwei Fingern strich sie durch die Masse und kostete. Der Roboter hatte nicht übertrieben. Was immer das war, es hatte einen angenehm würzigen Geschmack. In dem Moment fiel ihr auf, dass Schikago nicht mehr neben ihr war. Die Leine war ihr, als sie nach dem Chip gesucht hatte, offenbar vom Handgelenk gerutscht.
    »Dein Begleiter ist zur Arena gelaufen«, sagte der linke Roboter, der ihren Blick richtig deutete.
    Weit vor ihr fegte ein türbisblaues Knäuel über den Platz. Shim hastete hinterher. »Schikago!«, brüllte sie. »Komm zurück!« Schikago dachte nicht daran. Dafür wurde sie selbst plötzlich von allen Seiten angestarrt. Shim war wütend, in erster Linie auf sich selbst. »Was glotzt ihr mich so an?«, schleuderte sie einer Gruppe Spinnenbeiniger entgegen. »Ich komme nicht vom Mond!«
    »Du brauchst Hilfe, Nodronin?«
    »Ja«, wollte sie sagen, »nein!«, stieß sie hervor.
    Sie folgte der Richtung, die der Roboter angegeben hatte. Schikago blieb verschwunden.
    Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Shim warf das Blatt in den nächsten Abfallschlucker. Sie ging weiter. Es war unmöglich, in dem dichter werdenden Gedränge den Überblick zu behalten.
    »Du willst kämpfen, Nodronin?«
    Sie zuckte zusammen. Ein schrecklich entstelltes Gesicht kam ihr fast auf Tuchfühlung nahe. Drei verflochtene Halsstränge hielten den Kopf auf einem muskulösen Körper fest.
    »Nein«, sagte Shim.
    »Alle Nodronen lieben den Kampf.« Das Gesicht entblößte zwei Reihen metallischer Zähne. Die Narben waren zweifellos Andenken an schwere Kämpfe. Shim vermutete, dass es eine Desintegratorwaffe gewesen sein musste, die den rechten Brauenwulst, ein Stück der gespaltenen Nase und den Großteil der rechten Wange abgetrennt hatte. »Obwohl«, dröhnte es ihr entgegen, »du bist sehr schwach für eine Nodronenfrau. Bist du krank?«
    »Lass mich in Ruhe!«
    Eine halbe Hand fasste nach ihr und hielt sie unnachgiebig fest. »Du bist seltsam. Aber glaube nicht, dass ich vor einer Nodronin Angst habe.« Das Geschöpf - Shim bebte schon innerlich - schnaubte entrüstet. »Das hier, was noch von mir übrig ist, haben mir Nodronen angetan. Nur ein Streifschlag, aber ich will gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn... «
    Vergeblich versuchte Shim, sich loszureißen. Die Hand umklammerte sie wie ein Schraubstock. »Was willst du von mir?« Sie ahnte es: Rache nehmen für etwas, von dem sie keine Ahnung hatte. Sie erschien ihm als schwaches Opfer.
    Ganz nahe war ihr das verstümmelte Gesicht. »Ich töte dich nicht -nein, heute noch nicht. Aber du wirst leiden, wie dein Volk uns leiden lässt.«
    Hunderte strömten vorbei, ohne sie zu beachten, und der Kerl zerrte sie jetzt mit sich. Er hielt ihren rechten Arm umklammert. Verzweifelt versuchte sie mit der Linken, ihre Umhängetasche zu öffnen. Es dauerte endlos lange, bis sie hineingreifen konnte. Da war das Haarspray, der Spiegel, das kleine Funkgerät und endlich die Waffe. Fast hätte sie aufgeschrieen, als sich ihre Finger um den Griff verkrampften und sie blind die Sicherung löste. Sie wusste nicht, ob sie es fertig bringen würde zu schießen. Mit einer letzten verkanteten Bewegung zerrte sie den Strahler aus der Tasche. Was immer gleich

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