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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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von Beinen sogar.
    Quart Homphé fuhr abrupt in die Höhe. Das Zirpen hörte auf, dafür redete eine heisere Stimme auf ihn ein. Aus dem Nebel schälten sich die Konturen einer seltsamen Gestalt heraus. Sie war kugelförmig und hatte rissige braune Borkenhaut, allerdings keinen Kopf, sondern einen umlaufenden Haarkranz, aus dem langstielige Augen hervorpendelten. Alle dürren Beine gehörten zu diesem einen Geschöpf. Es trug einen knallgelben, löchrigen Überwurf.
    Homphé lachte schrill. Er weigerte sich, aus diesem Albtraum aufzuwachen.
    Das Zirpen begann erneut. Das Kugelgeschöpf führte ein blinkendes spindelförmiges Ding über seinen Körper hinweg. Jetzt verharrte es über seinem Brustkorb und berührte die Haut.
    Solche Träume behagten Homphé überhaupt nicht. Mit einem Aufschrei schlug er die Tentakelarme beiseite. Sein Oberkörper war nackt, das bemerkte er erst jetzt; er lag da wie ein Anschauungsobjekt auf dem Seziertisch. »Nein, das nicht!« Er schwang sich von der niedrigen Liege.
    Das Kugelwesen war nur halb so groß wie er. Hastig redete es auf ihn ein, aber Quart Homphé achtete nicht darauf.
    »Wo ist mein Pullover?« Der Kleine hatte Angst vor ihm; das spürte er, und das tat gut. Jäh breitete er die Arme aus und hinderte sein Gegenüber daran, an ihm vorbeizulaufen. »Ich bin Homphé, hörst du -Quart Homphé. Glaube ja nicht, dass ich mir das gefallen lasse, ich...« Das Kugelwesen redete ununterbrochen, viel zu schnell, als dass Quart es verstanden hätte. »Ruhe!«, brüllte er. »Hör auf!«
    Breitbeinig stand er da, schnaufend, und versuchte, sich zu erinnern. Sein aufgeschürfter Arm, das Blut... jetzt deckte ein Sprühverband die Wunde ab. »Was ist das hier?«, fragte er, immer noch schwer atmend und massierte seine Nasenwurzel. »Eine Klinik?«
    »Eine einfache Krankenstation.« Endlich verstand er die Kugel, nur verzog er unwillig das Gesicht, als sich ihm gleich drei Augen entgegenreckten. »Wir sind nicht auf die Behandlung von Nodronen vorbereitet.«
    »Nodronen?«, ächzte Quart. »Bleib mir mit denen vom Leib!« Im nächsten Moment wurde er schon wieder lauter: »Ich will meinen Pullover zurück. Wenn nicht... ich zeige dir, was es heißt, sich mit mir anzulegen.«
    Es tat gut, selbst einmal stark zu sein. Solche Empfindungen lagen lange zurück, in der Zeit vor seinem Ehevertrag mit Sarra. Aber später war seine Krankheit ausgebrochen und Sarra hatte ihn verlassen.
    »Wir informieren die nodronische Botschaft... «
    »Was soll der Unsinn?«, begehrte Homphé auf. »Keine Nodronen!« Mit der flachen Hand schlug er zu. Viel zu zittrig, und irgendwie erwischte er nicht das Kugelgeschöpf, sondern eine Reihe von Instrumenten, die klirrend durcheinander wirbelten. Einiges zerbrach am Boden. Das hätte er schon längst tun sollen. Er blähte die Wangen auf und stieß die Luft schnaubend wieder aus. Es war schwer, die eigenen Gefühle zu kontrollieren, wahrscheinlich sogar unmöglich. Sie quälten ihn, fraßen ihn auf, und nur wenn er an einem seiner Kunstwerke arbeitete, ließen sie ihn in Ruhe. Das fehlte ihm und machte ihn zum Nervenbündel. Er wusste es, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Ich bin Künstler«, sagte er versöhnlich. »Verstehst du?« Ein zweites Kugelgeschöpf brachte seinen Pullover. »Das ist eine verrückte Welt, in der ihr lebt, oder?« Quart Homphé verhedderte sich in den weiten Ärmeln. »Kunst«, begann er von neuem. »Kennt ihr Kunstwerke? Wunderbare Skulpturen, die jeden Körper zum Sinnbild erheben; Gemälde, die den Sonnenschein ausatmen und den Duft von Blumen verströmen...« Ihre Stielaugen glotzten ihn an, Quart verstummte mit einem ärgerlichen Laut. »Ihr kennt das nicht. Ohne Kunst seid ihr arm dran - kapiert ihr das wenigstens?« Ihr Schweigen hatte etwas Endgültiges, und schon wuchs seine Unsicherheit von neuem. Mit bebenden Fingern stopfte Quart den Pullover in den Hosenbund. »Bist du wirklich gesund?«
    Zum ersten Mal verstand er die Worte der fremden Sprache klar und deutlich. Die Frage ging wie ein Stich durch seine Rippen. Schweigend hängte er sich die Brille um den Hals. Ein suchender Blick, auf der Liege war nichts zurückgeblieben. Er wühlte in den Hosentaschen, alles war noch da, sogar der Creditchip.
    »Meine Krankheiten gehen euch nichts an!«, brauste er auf. »Bringt mich...« Er biss sich auf die Zunge, weil ihn die Erinnerung mit sich riss. Er war zusammengebrochen, wusste nicht einmal, wie er hierher gekommen war,

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