PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
jetzt bist du nicht nur in unvorstellbarer Ferne verschollen, ohne den Funken einer Chance auf Rückkehr, sondern auch noch auf engstem Raum mit diesem Kerl eingesperrt. Von dem du für einen kurzen Moment des Glücks geglaubt hast, er wäre der Mann deines Lebens.
Ausgerechnet sie musste in eine solche Lage geraten! Sie, die allzeit Kühle, eisern Kontrollierte, alles ihrem Beruf unterordnende Professionelle . Seit sie in den Dienst der Terranischen Liga getreten war, hatte sie penibelst darauf geachtet, dass ihre Arbeit nicht von Emotionen beeinträchtigt wurde. Natürlich hatte sie, selbstverständlich in der Freizeit, Liebschaften gehabt. Sie war ja nicht aus Holz - auch wenn sie ihr Bestes tat, bei anderen diesen Eindruck zu erwecken. Ein, zwei Male war sogar das Herz dabei gewesen. Unterschied hatte das keinen gemacht. So oder so hatte es nie sehr lange gedauert, denn der TLD war immer vorgegangen. Dies war das Leben, das zu führen sie sich entschlossen hatte, und das hatte sie durchgezogen, ohne Rücksicht auf sich und sonstwen.
Bis jetzt. Oder genauer: Bis ein paar Tage vor Jetzt.
Anflüge von Einsamkeit und Melancholie hatte sie durch noch mehr Arbeit immer gut verdrängen können. Über Mangel an Aufträgen hatte sie nie klagen müssen. Sie war eine Top-Agentin, und stolz darauf. Das Lob ihrer Vorgesetzten hatte den Verzicht auf ein paar zwischenmenschliche Streicheleinheiten allemal wettgemacht.
Hier jedoch, in diesen verfluchten Kavernen, tief unter der Erde, wo sie nie sein wollte; in dieser Situation, die sie ohnehin kirre zu machen drohte; hier gab es weder Vorgesetzte noch Arbeit. Klar, theoretisch führte sie immer noch ihren Auftrag aus. Aber - was sollte, was konnte sie tun? Sie war zur Passivität verdammt. Die Sprachlernstunden und Selbstverteidigungskurse zählten nicht. Gegen die nervösen Anfälle und das Gefühl, aus der Haut fahren zu wollen, ja sich dafür mit den Fingernägeln eine Öffnung kratzen zu müssen, nahm sie Präparate aus der kleinen Privatapotheke, die sie wie bei jedem »Routineeinsatz« mitführte: Magnesium, einen Vitamin B-Komplex mit Biotin und Folsäure, dazu ein Kräuterelixier aus Lavendelblüten, Pfefferminzblättern und Hopfen, auf das ihre Ururgroßmutter schwörte. Das half schon ein bisschen. Immerhin konnte sie schlafen, wenn auch nie sehr lange. Wirklich erfrischt war sie danach nicht. Doch sie hielt sich in Form. Ausgeruht und körperlich fit sein gehörte zum Job.
Zum Job, der vor der Liebe kam.
Deshalb hatten sie und Reginald Bull auch ihre Beziehung beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Sie befanden sich in einem Einsatz in ferner Zukunft. Durch emotionale Verwirrungen gefährdeten sie die ganze Gruppe - für die sie, ob ihnen das schmeckte oder nicht, Verantwortung trugen.
»Wir müssen Schluss machen.«
Wer hatte das gesagt? Sie oder er? Sie wusste es nicht mehr. War auch egal. Gedacht hatten sie es beide. Wenn sie jemals wieder hier herauskommen und Perry Rhodan wiederfinden wollten, mussten sie all ihre Kräfte darauf konzentrieren und durften sich nicht durch private Probleme ablenken lassen.
Fran weinte, allein in dem Zimmer, das nie ihres sein würde, obwohl sie und Bully sich auf diesem Bett geliebt hatten. Schön war das gewesen.
Und nichts war davon geblieben.
Idiotisch, eigentlich. Das Schicksal, das uns hierher verschlagen hat, hätte uns eine Auszeit geschenkt, eine Art Urlaub, trotz der grässlichen Umgebung. Was aber mache ich?
Alles kaputt.
Offenbar war sie eingeschlafen, in die muffigen Kissen verkrallt. Sie schlug sich an den Kopf, wieder und wieder, hart, mit den von unzähligen Dagor-Übungsstunden hornigen Handkanten, wobei ihr Schädel hohl wie eine tönerne Vase klang. Bis sie realisierte, dass das Geräusch von außerhalb kam.
Jemand klopfte an ihre Tür.
»Herein.«
Bully schob seinen roten Bürstenhaarschnitt ins Zimmer. »Irn Tekkme ist endlich bereit, uns zu empfangen, Agentin Imith«, sagte er trocken, bemüht sachlich. »Dich und mich. Kommst du?«
Sie kam ihnen entgegen, wacklig, behäbig, begrüßte sie, legte sich dann wieder auf den Diwan. Aß und gebar, aß und gebar, unaufhörlich, wie Chi Waka und die Imperialen Königinnen vor ihr. Die Lakaien - ob es dieselben oder andere waren, spielte keine Rolle - fütterten sie und räumten die Eier weg. Das Wunder des Lebens ging weiter. Chi Waka war tot; es lebte Irn Tekkme.
Bull begriff, dass die ehemalige Vizekönigin ihre Metamorphose abgeschlossen
Weitere Kostenlose Bücher