PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
konnte er ihn nicht mehr erfassen, mit den Fingern jedoch sehr wohl. Es gelang ihm, die Abwärtsbewegung zu stoppen.
Baumelnd sah er in den Abgrund hinunter. Immer noch viel zu hoch zum Springen. Pratton und Quart waren durch die Hintertür verschwunden, Icor rannte auf den Ausgang und die drei Kampfroboter zu, die nach wie vor nicht eingriffen. Klar, ihre Aufgabe war, nach außen zu sichern. Was innerhalb des Platzes vorging, war Sache der Mieter.
Sneber tastete sich den Sims entlang. Unter ihm zogen sich Perry, Bull und Fran, durch Sperrfeuer aus deren Fingerringen gedeckt, in Richtung der Hintertür zurück. Zwei der Nodronen lagen am Boden. Die Übrigen setzten den Fliehenden nach, teilweise ebenfalls schießend.
Da seine Zunge abzureißen drohte, ließ Sneber das Gewehr fallen. Er erreichte einen Lüftungsschlitz und zwängte sich hinein, sauste wie in einer Rutschbahn durch die Rohre, bis es nicht mehr weiter ging. Schnitt sich, keuchend und fluchend, mit dem Desintegrator einen Weg aus der Lüftung.
Viele Jahre des Davonlaufens hatten seinen Orientierungssinn in Gebäuden geschärft. Er fand seine fünf Freunde wieder und leitete sie instinktsicher durch die miteinander verbundenen Keller der Lagerhäuser. An einer geeigneten Stelle brachten sie kurzerhand ein Gewölbe zum Einsturz. Auf diese Weise gelang es ihnen, ihre Verfolger abzuhängen.
So müde und ausgepumpt war Sneber Grax, als sie endlich wieder an die Oberfläche kamen, dass sich Perry erbötig machte, ihn zu schultern. Sneber nahm mit Freuden an. He, ohne ihn hätte der Typ jetzt einen Dunstabzug im Schädel! Da konnte Rhodan seinen Linksbeistand ruhig eine Zeit lang auf Händen tragen.
Von den Nodronen war nichts zu sehen. Ohne Zwischenfälle erreichten sie das seltsam altertümliche Fluggerät, das die Schwanzlosen »MarsLiner Null-Eins« nannten. Als sie nur noch wenige Meter davor waren, ging die Schleuse auf.
Aber nicht Shimmi winkte ihnen entgegen, auch nicht ihr blaufelliges Haustier.
Stattdessen baumelte ein dunkelbraun glänzender Schlangenleib heraus, auf dem ein spitzer Kopf mit winzigen schwarzen Augen saß. Mehrere dünne, fast durchscheinende Ärmchen vollführten spöttische Begrüßungsgesten.
»Einen schönen guten Tag, Sneber Grax, alte Yuchtel!«, rief Ter-Gün-Madian. »Danke für deine Mitarbeit!«
Bevor seine Begleiter die unliebsame Überraschung verdauen konnten, wuchsen rings um sie schwerbewaffnete Gestalten buchstäblich aus dem Boden.
Sie waren knapp doppelt so groß wie Sneber. Auf zwei kurzen, kräftigen Beinen ruhte ein birnenförmiger Körper mit zwei muskulösen Armen, die in schaufelgroße, vierfingrige Hände ausliefen. Die Köpfe wurden von dunkelgrünen, feucht wirkenden Schuppen bedeckt. Riesige, schwarze Augen mit blauer Iris, eingefasst von dicken, faltigen Lidern. Münder, so breit, dass sie Sneber mit einem Bissen hätten verschlucken können.
Exkrement!, dachte er, plötzlich jeglicher Zuversicht beraubt. Nein, bitte alles, nur die nicht.
»Was sind das für welche?«, flüsterte Perry. Sneber hatte Mühe, das Wort auszusprechen. »Quochten«, sagte er.
Kapitel 10
Sport, Spiel und SPAß
Dritter Juli + E09. Seit mehr als drei Tagen sind wir nun schon im Mars-Liner eingesperrt und können nicht hinaus, schrieb Shimmi Caratech.
Ohne Übertreibung, liebes Tagebuch: Ich halte das bald nicht mehr aus. Quart Homphé lamentiert, rotzt und stinkt. Schikago, wenn ich ehrlich bin, stinkt auch. Sneber Grax stinkt pe-ne-trant. Jedes Mal, wenn er aus einer der beiden Hygienezellen links und rechts von der Hinterbank kommt, ist der Gestank noch ärger geworden. Hängt möglicherweise mit dem wiederaufbereiteten Brauchwasser zusammen, was weiß ich.
Shimmi atmete tief durch, was sie sofort bereute.
Sie versuchte sich dadurch abzulenken, dass sie Ordnung in ihre Aufzeichnungen brachte. Was sie in der ersten Aufregung geschrieben hatte, konnte keine Sau lesen.
Also der Reihe nach: Dass ich diejenige war, die als Wache im Mars-Liner zurückbleiben musste, hat mir einerseits gar nicht gepasst. Andererseits hat es mir schon geschmeichelt, wie mir Perry die Sache schmackhaft gemacht hat.
»Dein Vater, der Pilot«, hatte Rhodan argumentiert, »hat dich schon von klein auf immer wieder ans Steuer gelassen. Du könntest den Liner sicher besser fliegen als Quart oder Pratton. Und Schikago muss sowieso hier bleiben.«
Na, habe ich mich halt erweichen lassen. Dann war es längere Zeit fad, bis die Quochten
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