PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Visier glitt nach oben. »Jetzt können wir nicht mehr angepeilt werden.«
»Das ist doch Unsinn, Axx.« Jurzka schüttelte den Kopf. »Wenn es hier eine autarke Varsonik gibt, spürt sie uns sowieso auf.«
»Vielleicht. Aber weiß sie dann auch, wer hier kommt?«
Jurzka sah ihn verwirrt an. »Wir wissen nicht, inwieweit die Varsonik handlungsfähig ist.«
»Genau. Nimmt sie unsere Anwesenheit über Sensoren wahr? Schlägt sie lediglich Alarm, geht sie selbstständig gegen uns vor, oder macht sie nur das Licht an? Und solange sie uns nicht hört, kann sie unsere Absichten nicht ahnen. Ab sofort besteht ausdrückliches Redeverbot. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Orser Jurzka gab wieder ein unverständliches Grunzen von sich, nickte dann aber. Er und die ihm unterstehenden Levent'en trugen immer noch die Visiere unten und hielten die Kombistrahler feuerbereit. Wortlos deutete Jurzka mit seiner Waffe nach vorn.
Axx nickte und ging langsam weiter. Vor ihnen vollzog der Gang eine Krümmung nach rechts.
Direkt hinter der Biegung führte eine Art Wendeltreppe nach unten. Zwar hatten die Erbauer auf Stufen verzichtet, aber die metallische Oberfläche der geschwungenen Rampe war in regelmäßigen Abständen aufgeraut worden. Axx konnte auf den ersten Blick nicht erkennen, wie tief diese Konstruktion hinabführte.
Er blieb stehen und bedeutete den anderen, ebenfalls zu warten. Das Gebilde sah zwar stabil aus, doch er war nicht gewillt, in diesem frühen Stadium der Mission auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Er griff an seine linke Hüfte und öffnete eine Tasche des Kampfanzugs. Seine suchenden Finger ertasteten einen Karabinerhaken und zogen daran. Ein dünnes, aber reißfestes Seil kam zum Vorschein.
Der Are'Sam reichte Ankya das Ende der Leine. Sie nahm es wortlos und befestigte den Haken an ihrem Kampfanzug. Dann holte sie ihr mit dem Anzug verbundenes Seil hervor und reichte es wiederum ihrem Hintermann. Ein paar Minuten später war der ganze Trupp miteinander verbunden.
Nachdem Axx sich vergewissert hatte, dass jeder seiner Leute vom jeweiligen Hintermann gesichert wurde, setzte er vorsichtig einen Fuß auf das Metall. Es schwankte nicht, auch, als er das zweite Bein nachzog und die Rampe mit seinem vollen Gewicht belastete, spürte er keine Schwingung.
Er drehte sich um. Ankya sah ihn fragend an, Jurzka verzog das Gesicht, als wolle er sagen: Was hast du erwartet? Dass sich eine Falltür öffnet und dich verschluckt?
Immerhin bewahrte er Funkstille.
Die Scheinwerfer hellten die Dunkelheit nur unzureichend auf, und immer nur für wenige Meter. Axx blieb stehen und lauschte. Keine verräterischen Geräusche, kein unheimliches Scharren.
Was hatte er erwartet? Jedenfalls nicht, dass sich der Vorstoß in die Station ohne jeden Zwischenfall vollzog. Ohne irgendeine Reaktion der Rebellen.
Weiter, immer tiefer in die Dunkelheit der Anlage. Drei Minuten, fünf, sieben, noch immer kein Zwischenfall.
Nach zehn Minuten endete die Rampe. Abrupt, wie Axx fand, nur um sich sofort darauf einen Narren zu schimpfen. Irgendwann musste sie ja zu einem Ziel führen.
Der junge Are'Sam fand sich in einem weiteren Gang wieder, an dessen Ende es im Licht der Scheinwerfer bläulich schimmerte. Ein zweites Schott. Er zögerte nicht lange, zog kurz an der Leine, spürte
Widerstand, wusste, dass Ankya ihm folgte, und schritt langsam auf das Schott zu. Als er sich ihm bis auf einen Meter genähert hatte, öffnete sich die Metalltür lautlos.
Axx prallte zurück, riss instinktiv den Arm mit dem Kombistrahler hoch. Ein kurzer Blick zurück verriet ihm, dass seine Leute ihm Deckung gaben. Er nickte Ankya zu, sprang durch die Öffnung, wirbelte nach rechts und links und schwenkte die Waffe sofort wieder herum.
Er stand in einem runden Raum mit einem Durchmesser von etwa zwanzig Metern. In der Mitte waren zahlreiche Schaltpulte aufgereiht, deren primäre Funktion auf den ersten Blick nicht offensichtlich war. Auch die Wände wurden von ähnlich aussehenden Anlagen flankiert, die nur hier und da von weiteren Schottöffnungen voneinander getrennt wurden.
Das entsprach in etwa der üblichen Anordnung einer Raumschiffzentrale. Darin befand sich das Kommandantenpult mit den Terminals für die wichtigsten Offiziere in der Mitte, die der wichtigsten Leitoffiziere auf Galerien, die den unteren Mittelpunkt umgaben. Mit weiteren Galerien aufwärts nahm die Wichtigkeit der Mitarbeiter ab. Axx schätzte, dass sich im Zentrum die Konsole
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