PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
sich schon immer einen ehrenvollen Tod gewünscht.
Aber dann, als die Finger der Noy sich schon um die Abzüge ihrer Waffen krümmten, fragte er sich, ob es nicht vielleicht ehrenvoller wäre, sich gefangen nehmen zu lassen und später, in drei Tagen oder drei Monaten oder drei Jahren, aus der Gefangenschaft zu befreien, seinen Peiniger zu töten und ruhmreich zu seinen Leuten zurückzukehren.
In drei Jahren würde Krenjas vaterloser Bastard schon laufen und sprechen und lachen können, und vielleicht würde er ihn, Errek, als den Vater akzeptieren, den Wonjok nie gehabt hatte.
Drei Jahre hatte er auch auf Pembur verbracht, und er hatte überlebt.
Und in diesem Augenblick, als zwölf Waffen sich auf ihn richteten, wurde ihm klar, dass er Krenja alles verzeihen würde, auch wenn es nichts zu verzeihen gab, und dass er sie trotz allem liebte und versuchen musste, sie für sich zurückzugewinnen.
Und er lachte und ließ die Waffe fallen und hob die Arme. Das ist das Leben, dachte er. Mal sehen, wie ich aus dieser Scheiße herauskomme. Irgendwie wird es mir schon gelingen.
***
»Du wolltest mich sprechen, Pratton? Was.?« Überrascht hielt Rhodan inne.
Pratton Allgame hatte wieder Maske gemacht, wie schon bei ihrem Einsatz in Kion. In einem hauchdünnen Energiefeld-Spiegel betrachtete er die Anstrengungen eines Nodronen, ihn zumindest rein äußerlich zu einem der ihren zu machen.
Rhodan musste sich eingestehen, dass Pratton der ungewohnte olive Teint mindestens ebensogut wie das tiefe Braun seiner natürlichen Hautfarbe stand. Die Maske wirkte natürlich. Nahezu perfekt wurde sie durch den Haarlack, den Pratton sich gerade selbst ein-rieb, um seiner neuen Frisur auch diesmal einen Eindruck von gezähmter Wildheit zu verleihen.
»Ganz recht, Perry.« Pratton lehnte sich wieder zurück, damit der nodronische Stylist ihm den letzten Feinschliff geben konnte. »Es sieht nicht gut aus, nicht wahr?«
»Im Tazmai-System herrscht nacktes Chaos«, gestand er ein. »Wenigstens ist es nicht zu einem Bürgerkrieg gekommen.«
»Und Axx Cokroide hat sich in die Gesandtschaft des Empires zurückgezogen, eine fast uneinnehmbare Festung, und hält offensichtlich Errek Mookmher als Geisel. Das macht die Sache nicht einfacher. Er wird bald Forderungen stellen.«
»Wir wissen noch nicht genau, ob Errek ihm tatsächlich in die Hände gefallen ist.«
Allgame machte eine abfällige Handbewegung. »Es läuft doch darauf hinaus, Perry - früher oder später werden wir die Gesandtschaft stürmen müssen, wenn wir die Sache zu einem Ende bringen wollen.«
Rhodan nickte knapp.
»Ich habe euch schon einmal in die Gesandtschaft gebracht. Damals, als wir den Mars-Liner dort herausgeholt haben.«
»Worauf willst du hinaus, Pratton? Und was soll diese Verwandlung in einen Nodronen?« fragte Rhodan, obwohl er die Antwort darauf schon längst kannte.
»Ich bringe euch noch einmal hinein. Ich werde einen Weg in die Botschaft finden.«
»Damals wussten die Nodronen nichts von uns. Wir hatten das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Jetzt ist die Gesandtschaft der am stärksten gesicherte Ort auf diesem Planeten. Sie wird von Rebellen belagert. Wie willst du das schaffen?«
»Ich werde einen Weg finden«, wiederholte Pratton Allgame. »Es wird nicht einfach, und ich werde Zeit brauchen. Zwei, drei Tage vielleicht. Aber wenn Errek Mookmher tatsächlich in der Botschaft ist, sollte ich sofort damit beginnen, einen Weg zu suchen. Bevor Axx Cokroide ihn umbringt.«
»Das wird er nicht.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Mookmher ist sein Faustpfand. Er wird ihn am Leben lassen, bis für ihn alles verloren ist, es nicht mehr die geringste Hoffnung auf den Sieg oder auch nur das Überleben gibt.«
»Trotzdem. Du solltest Mookmher so schnell wie möglich dort herausholen.«
Rhodan zögerte. Ihm behagte nicht, Pratton Allgame allein hinaus nach Mantagir zu schicken. Aber welche Wahl blieb ihm? Er und Bull wurden hier gebraucht, im Hauptquartier der Rebellen, um ihre Aktionen zu planen und zu koordinieren. Wem sollte er Pratton an die Seite stellen? Fran Imith? Das wäre eine Möglichkeit.
Er musste an Ron Dyke denken, der sich bei ihrem ersten Eindringen in die Botschaft geopfert hatte, um ihnen die Flucht zu ermöglichen. Aber Dyke hatte alles verloren, seinen Job, seine Familie. Der Mars war für ihn die letzte Hoffnung gewesen, noch einmal neu anzufangen, und er hatte nicht verkraftet, dass erneut etwas dazwischen gekommen war, diese
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