PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
verzweifelter Wucht.
Mit Tonkas Maßen - wer weiß, ob Cokroide sie da überhaupt je ein zweites Mal angesehen hätte. Aber so? Als handfest hat er sie einmal bezeichnet, in einer dieser endlosen, glücklosen Nächte. Als handfest, aber nicht handzahm.
Das ist das reinste Märchenschloss. Torika dreht sich um, lehnt sich gegen die Brüstung. »Du hast es gut getroffen. Ich freue mich so für dich!«
Pelmid ringt sich ein Lächeln ab. »Ich hab mich noch nicht richtig dran gewöhnt.«
»Ot’Son’Trokete! Ich fasse es nicht!«
Pelmid nickt.
»So hoch ist noch keine Soldatin aufgestiegen!«
»Hör auf. Du machst mich ganz verlegen.«
Tonka strahlt. »Ich hab’s in den Nachrichten gesehen, weißt du. Wie Son’Trokete Axx Cokroide deine Ernennung verkündet hat! Was für ein Spektakel! Schade, dass er dich schon auf Balance B ernannt hat, in diesem provinziellen Mantagir. Hier hätte es sein müssen, unten auf Nodro, in der Ewigen Stadt.« Sie macht einen Schmollmund. »Komm, lad mich ins Glanz ein, und ich verzeihe dir großzügig, dass du mir nicht vorher Bescheid gesagt hast! Da muss ich erst Nachrichten sehen, um zu erfahren, dass meine älteste Freundin nach Nodro kommt, also wirklich.«
Langsam geht ihr Tonkas Lebhaftigkeit auf die Nerven. »Ich konnte dir nicht vorher Bescheid sagen. Ich war zu sehr eingespannt.«
»Na gut, dann sei dir noch einmal verziehen. Aber ich will trotzdem ins Glanz. Komm!«
»Ich bin ziemlich müde, Tonk. Es war viel los in der letzten Zeit.«
»Ja, genau. Und davon kannst du mir im Glanz erzählen, los. Sie fasst Pelmid bei der Hand und zieht sie durch die Suite zur Tür.«
»Ach bitte, wir können doch hier bleiben. Ich lass uns etwas kommen.«
»Auf gar keinen Fall. Jetzt wird gefeiert.« Tonka beugt sich vor den Spiegel, zupft sich ein, zwei Strähnen zurecht, klackt ein paar Mal merkwürdig mit den Zähnen und wendet sich wieder zu Pelmid herum. Ihre
Zähne, die eben noch perlweiß gewesen sind, schimmern auf einmal in irisierenden Regenbogenfarben. Funken stieben auf, als sie sich mit der Zunge über die Lippen fährt, umtanzen ihren breiten Mund. »Gehen wir?«
Das Glanz, wie Tonka das Glanz des Empire nonchalant abkürzt, ist ihr zufolge momentan das angesagteste Restaurant des Planeten. Sein Betreiber, jüngster Abkömmling einer Waffenfabrikantendynastie, hat die ehemalige Exerzierhalle in einen angepachteten Ballsaal des Orbital-Hotels verfrachten und mit OriginalMilitaria aus der ruhmvollen Geschichte Nodros schmücken lassen.
An den Wänden sind halb verfallene, geschwärzte Sandsäcke aufgeschichtet. Über der Bar hängt das allen Ernstes lebensgroße Modell eines antiken Flugpanzers. Es ist knallpink gestrichen und mit einer riesigen Uhr versehen worden. Die Stirnwand der Halle ist mit dem schreiend bunten Wandgemälde einer brennenden Stadt geschmückt. Zwischen den aus riesigen Maschinenteilen geschnittenen Tischen stehen Kampfroboter in verschiedenen Stadien des Zerfalls.
Alles ist bunt, grell, geschmacklos. Aber die geschäftig hin und her eilenden Bedienungen tragen Livree und bewegen sich mit vollendeter Eleganz durch den Saal. Und die Küche ist mehrfach ausgezeichnet. Besonders die Echsenfleischkreationen werden empireweit gerühmt.
Es läuft keine Musik. Keine Musikanten spielen auf. Trotzdem ist es nicht leise hier. Die Luft ist von einem Brausen aus hundert angeregten Tischgesprächen erfüllt.
Keine Vorbestellungen, steht auf einer antiken Stell-tafel neben dem Pult des Empfangschefs, Sie werden platziert. Aber Tonka geht an der Schlange vorbei, ver-langt: »Einen Tisch für die Ot’Son’Trokete, bitte«, und keine zwei Atemzüge später werden sie zu einem rasch frei gemachten Tisch geführt.
»Warst du schon im Stahlwerk?«, fragt Tonka. »Nein?« »Das ist noch abgefahrener. Da sitzt du direkt in der Halle, und ein riesiger Hochofen wird richtig befeuert. Alles ist total verdreckt. Nur die Tische und die Laufstege zu den Tischen sind reinweiß. Um reinweiße Kleidung werden auch die Gäste gebeten.« Sie lacht auf. »Am begehrtesten sind die Plätze vorn beim Hochofen, wo du den muskelbepackten, schweißglänzenden Arbeitern in ihren Lederschurzen zusehen kannst. Manche Frauen tragen Jaffagen, die sind so dünn, dass sie in der Hitze sofort auf der Haut kleben. Schwupps, sind sie praktisch nackt. Und du solltest mal sehen, wie sie sich dann recken und strecken, um den Kerlen in den Schurzen ordentlich einzuheizen.«
Sie trinken
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