PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
sicher, daß der Obmann sein Trumpfas zum geeigneten Zeitpunkt auf der Szene erscheinen lassen wollte - und sei es nur, um die Reaktion seiner Besucher zu beobachten.
Sein Blick wanderte zum Schreibtisch. Die Tischplatte war ein wenig geneigt, und zwar zum Fenster hin. Ein normalgewachsener Mann hätte aus Guris Position nichts darauf erkennen können, was nicht wenigstens dreißig Zentimeter über die Platte aufragte. Aber Guri war mehr als zwei Meter groß. Er entdeckte die Schaltleiste mit rund drei Dutzend Knöpfen und Kontrollampen. Eine der Lampen brannte rot.
Isit gab eine belanglose Antwort, aber Guri hörte nicht mehr hin. Eine Handspanne neben der roten Kontrollampe entdeckte er das Mikrofon des Interkoms. Es war aus der Halterung genommen und lag so, daß es das Gitter dem Raum zuwandte.
Jemand hörte die Unterhaltung mit!
Guri wußte, daß er nicht länger zögern durfte. Sie befanden sich in der Höhle des Löwen, und jede Sekunde, die Iratio Hondro an Vorsprung gewann, konnte für sie das Ende bedeuten.
Er stellte sich hoch auf die Zehenspitzen, so daß sein mächtiger Schädel fast die Decke berührte, und sagte mit lauter Stimme: »Komm raus, Jerk! Wir wissen, daß du da bist!«
Mit einem Satz wich Isit Huran zur Seite. Guri beobachtete den Obmann. Hondro hatte keine Überraschung aus dieser Richtung erwartet. Mit einem Ruck fuhr er herum und der Ausdruck ungläubigen Entsetzens in seinen Augen war für Guri Tetrona gerade soviel Beweis, wie er brauchte.
»Mach Schluß, Isit!«
Das war das Stichwort. Der Druck des Strahlerlaufs schwand aus Guris Rücken. Hinter ihm wich Will Heeph zur Seite, um den Rückzug zu decken. Isit Huran reagierte blitzschnell. Rascher, als der Blick folgen konnte, zog er die Waffe und legte auf den Obmann an.
Es schien, als zögerte er den Bruchteil einer Sekunde lang. Guri sah, wie ihm brennende Röte ins Gesicht stieg. Dann verhüllte die blendende Helligkeit des Schusses die Szene. Fauchend löste sich die Strahlsalve und erfüllte den Raum mit sengender Hitze.
Guri trat den Rückzug an. Ohne sich umzudrehen, bewegte er sich auf die Tür zu. Seine Gedanken waren schon draußen bei den Wachtposten und Offizieren der Wache, die in wenigen Sekunden das Gebäude abriegeln und die Flucht der Attentäter zu verhindern suchen würden. Er spürte die harte Füllung der Tür im Rücken, wie sie sich zu bewegen begann und zur Seite schwang.
Dann erst wurde er gewahr, daß vor ihm die Dinge ganz anders lagen, als er es erwartet hatte. Isit hatte seine Waffe längst gesenkt, aber das unnatürliche Leuchten war geblieben. Es erfüllte den Raum mit solcher Helligkeit, daß Guri die Augen fast geschlossen hatte, um nicht geblendet zu werden. Es ging von der Mitte des Zimmers aus, und als Guri die Augen anstrengte, sah er die Umrisse einer menschlichen Gestalt, in glühendes Feuer getaucht, dicht vor dem Schreibtisch stehen.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schock.
Eines hatten sie übersehen! Das strahlende Licht erlosch plötzlich, und vor dem Tisch stand unversehrt Iratio Hondro.
»Mit einem persönlichen Schutzschirm hatte keiner von euch gerechnet, wie?« fragte er zynisch.
Guri handelte sofort. »Raus hier!« schrie er, und unter der Macht seiner Stimme dröhnten die Wände.
Die Tür war offen. Guri griff hinter sich und versetzte Will Heeph einen kräftigen Stoß, so daß er hinaustaumelte. Isit folgte ihm. Guri hielt mittlerweile die Waffe in der Hand. Es schien ihm, als sähe er in der Ecke neben dem Fenster einen Spalt in der Wand sich öffnen. Er hob den Strahler und feuerte eine kurze Salve ab. Die Wand glühte auf. Zischend schmolzen die Kunststoffsteine und liefen in grauen, trägen Bahnen an der Wand herunter. Qualm stieg auf.
Guri wich zurück. Das Vorzimmer war leer. Isit und Will hatten sich schon auf den Gang hinaus geflüchtet. Der ältliche Major versteckte sich wahrscheinlich hinter einem der Schreibtische. Vom Gang draußen klang lautes Schreien. Ein einzelner Schuß fiel. Guri stürzte hinaus. Einer der beiden Posten, die Hondros Suite bewachten, lag verwundet am Boden. Der andere war im Hintergrund des Ganges zu sehen, wie er um sein Leben rannte. Zehn Meter weiter vorne, am Ausstieg des Lifts, warteten Isit Huran und Will Heeph.
Guri war noch ein paar Schritte von ihnen entfernt, da fing ein Lautsprecher an zu dröhnen. Es war Iratio Hondros Stimme, und sie verkündete, daß der Chef des Geheimdienstes, Isit Huran, der Minister für Innere
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