PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
Schatten.
Picot schob sich von seinem Platz, als habe er Bleigewichte an den Füßen. Er spürte, wie ein kaltes Gefühl seine Wirbelsäule aufwärts stieg.
Tschato bestimmte zehn weitere Männer, die mit zu dem akonischen Schiff übersetzen sollten. Dann ließ er sich mit dem Hangar verbinden und befahl, daß ein Beiboot startklar gemacht wurde. Mit scheinbarer Langsamkeit verließ er die Zentrale, aber Picot, der diesen schleichenden Katzengang richtig einzuschätzen wußte, beschleunigte sein Tempo und erreichte den Antigravschacht, der zum Hangar hinaufführte, fast gleichzeitig mit dem Kommandanten.
»Wir sollten wenigstens Waffen mitnehmen, Sir«, sagte er, während sie nach oben schwebten. »Ich bin nicht gern wehrlos, wenn ich angegriffen werde.«
»Die Geschütztürme der LION in unserem Rücken müßten genügen, um eventuelle Überlebende an Bord des fremden Schiffes von unüberlegten Handlungen zurückzuhalten«, meinte Tschato. »Selbstverständlich können Sie eine Handfeuerwaffe mitnehmen.«
Eine Handfeuerwaffe! Das war typisch für Tschato. Er hätte ebenso gut versuchen können, mit einem Eimer Wasser gegen einen Atombrand vorzugehen. Im Hangar angekommen, legten sie ihre flugfähigen Kampfanzüge an. Picot vergewisserte sich, daß ein Desintegrator im Gürtel steckte. Als alle Männer eingetroffen waren, gab Tschato das Zeichen zum Aufbruch. Die Hangarschleuse schwang auf und gab den Blick in den Weltraum frei. Picot schaute durch die Kanzel direkt ins Zentrum der Galaxis hinein. Die Sterne standen dort so dicht beieinander, daß sie stellenweise wie Leuchtbänder aussahen.
Die Jet schoß aus ihrem Mutterschiff in den freien Raum hinaus. Der Kommandant hatte die Pilotenarbeit übernommen. Das akonische Schiff war noch zwanzig Kilometer von der LION entfernt. Tschato steuerte direkt darauf zu. Je näher sie kamen, desto deutlicher konnten sie die Spuren einer fürchterlichen Zerstörung erkennen. Picot begann allmählich daran zu zweifeln, daß es sich um eine Falle handelte. Warum sollten die Akonen eines ihrer Schiffe zerstören, um die Terraner anzulocken?
Als die Jet das Wrack erreichte, kreiste Tschato einmal um die Äquatorlinie, bis er ein Leck entdeckte, das groß genug war, um die Jet einzulassen. Ruhig, als handelte es sich um einen Routineauftrag, schaltete der Oberstleutnant den großen Scheinwerfer ein. Um das Leck herum wurde es so hell, so daß Picot jede Einzelheit erkennen konnte. Scharfgezackte und ausgeglühte Ränder wiesen darauf hin, daß hier Explosionen unter extremen Temperaturen erfolgt waren.
Tschato lenkte die Jet durch die gewaltsam geschaffene Öffnung ins Innere des Wracks. Picot hob die flache Hand vor die Augen, um besser sehen zu können. Die Jet schaltete auf Antigravantrieb um. Ihre Geschwindigkeit senkte sich bis auf eine kaum spürbare Vorwärtsbewegung. Vor sich sah Picot einen Gang oder eine Halle. Was es tatsächlich war, konnte er jetzt noch nicht feststellen.
Tschato ließ den Scheinwerfer kreisen, bis er die Innenwand beleuchtete. Der Lichteffekt ließ Picot glauben, eine Parabel vor sich zu sehen, die scheinbar ins Unendliche führte. Der Lichtstrahl sackte nach unten, wanderte über verbogene Metallstreben und blieb schließlich auf dem Boden haften. Der Plastiküberzug unter der Jet zeigte wellenförmige Vertiefungen. Die Kunststoffmasse hatte unter extremer Hitze gekocht und sich deformiert.
Die Space-Jet sank schwerelos tiefer, bis ihre Landestützen den Boden berührten. Picot blickte auf den Stabilisationskreisel. Die Unebenheiten des Untergrundes wurden von den teleskopartigen Landestützen ausgeglichen.
Tschato ließ die Schleuse der Jet aufgleiten. Die Lampe seines Anzuges flammte auf.
»Na also«, sagte er, an Picot gewandt. »Keine schießwütigen Burschen, die über uns herfallen.«
Picot warf den Kopf in den Nacken. Durch die Sichtscheibe seines Helms wirkten die unzähligen Falten seines Gesichts gespenstisch verzerrt. Er schwang seine krummen Beine aus der Schleuse und sprang noch vor dem Kommandanten in die fremde Umgebung hinaus. Er ertappte sich dabei, wie er seine Hand über den Abzugshebel des Desintegrators tasten ließ. Irgendwo aus der Finsternis schien ein Echo zu kommen. Plötzlich war Licht an seiner Seite und Tschato, der mit unnachahmlicher Lässigkeit an ihm vorbei in die Dunkelheit schritt.
Die Lampen der Männer wippten bei jedem Schritt auf und nieder, zauberten groteske Schatten an die teilweise zerstörten
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