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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bescheidenen Aussehens hatte sie etwas an sich, das uns rasend machte. Sie duftete enorm gut, sie stachelte unsere Fantasien an, sie hörte zu und gab uns das Gefühl, jemand Besonderer zu sein.
    Sie benutzte also all die fiesen Tricks, die Mädels nun mal draufhaben, wenn sie ein Ziel erreichen wollen.
    Und sie war verdammt zäh. Durch nichts ließ sie sich davon abbringen, Alteras Söhnen beizutreten. Ähnlich wie Alberto ein paar Monate zuvor nistete sie sich bei uns ein und weigerte sich zu gehen.
    Ihr Name?
    Sinead Keefe. Ja, meine spätere Ehefrau, und auch die spätere Bürgermeisterin von Neo-Tera.
    Ist es nicht seltsam, dass sich aus dieser Bande verlotterter und ausgehungerter Jugendlicher eines Tages eine politische Macht entwickeln würde?
    Damals hätte niemand auch nur im Traum daran gedacht, welche Konsequenzen sich aus diesen immer fester werdenden Freundschaftsbanden entwickeln würden. Wir waren jung, wir wollten der Tristesse zwischen faden Lernblöcken und »freiwilligen« Hilfsdiensten entkommen, zu denen wir von allen Seiten abkommandiert wurden.
    Im Nachhinein betrachtet, war es wohl mein Vater, der uns die Impulse in die richtige Richtung gab. Er öffnete uns die Augen und politisierte uns. Der alte Fuchs wusste ganz genau, wie er uns lenken, uns formen konnte.
    Jeden Montagabend zur selben Zeit versammelten sich Alteras Söhne im kleinen Vorgarten unseres Wohnkubus. Wir hockten uns auf rostige Verschläge, auf von wertvoller Elektronik befreite TARA-Brustkörbe oder in behelfsmäßig zusammengeschweißte Sitzgestelle. Dann holte Richard Donning tief Atem, was sich so in etwa wie Eisendraht anhörte, der durch eine Blechflasche gezogen wurde. Die Jungs hatten alle gehörig Respekt vor dem alten Herrn. Sie standen Habtacht, sobald sie das Rasseln seiner Lunge hörten.
    Dann zündete er sein altes Feuerzeug an, ließ es wieder zuschnappen, brachte die Flamme neuerlich zum Glimmen. Diese Spielerei half ihm beim Nachdenken, wie ich wusste. Mutter verteilte unterdessen kleine Lunchpakete und winzige Becher mit frisch gepresstem Orindensaft. Wofür man heute ein Vermögen hinblät-tern muss, bekamen wir einfach so. Denn damals wuchsen die wilden Obstbäume noch am Stadtrand. Man musste bloß die Hände ausstrecken und sich bedienen.
    »Mir ist zu Ohren gekommen« - so begann Vater meist -»dass in den untersten Stockwerken der SINABEL ein gut erhaltenes Forschungsabteil existiert. Geschickte Frauen und Männer« - stolz warfen wir uns in die Brust - »könnten das eine oder andere Gefäß voll wichtiger Chemikalien bergen. Unsere Ärzteschaft wäre dann möglicherweise in der Lage, die Vorräte an Blutgerinnungsmedikamenten aufzustocken.«
    »Das ist viel zu gefährlich, Richard«, mischte sich an dieser Stelle Mutter ein. Programmgemäß warf sie Vater einen tadelnden Blick zu, den er, seiner Rolle entsprechend, kühl ignorierte.
    Gefahr! Abenteuer! Unbekanntes Terrain! Nichts und niemand konnte uns mehr davon abbringen, in die Eingeweide der SINABEL vorzudringen und den Auftrag auszuführen.
    Also bargen wir defekte feinmechanische Instrumente, sackweise in genetisch bestimmtem Hiatus gehaltene Setzlinge, Bücher und Datenspeicher, Stöße unbeschriebener Schreibfolien, einfachste elektronische Schaltelemente und vieles mehr. Dinge, die während einer ersten Sichtung kurz nach dem Absturz als minderwertig gekennzeichnet worden waren und erst jetzt, ein gutes Dutzend Jahre danach, eine gewisse Bedeutung erlangten.
    So einfach mein Vater auch lebte und wirkte, er war ein vorausschauender, ein weiser Mann. Er wusste, worauf es für die nächsten Generationen ankommen würde. Die Menschen der Altera-Kolonie hatten sich noch immer nicht vollends vom Schock des Absturzes erfangen. Manche von ihnen wollten nicht akzeptieren, dass dieser Planet für immer ihre Heimat sein würde. Sie hofften auf eine Rettungsflotte, die sie aufnehmen und an ihr vorbestimmtes Ziel bringen würde. Auch wenn sie dort möglicherweise ein weitaus härteres Schicksal erwartet hätte, so richteten sie sich dennoch so ein, als wäre Neo-Tera eine Zwischenstation, die man eines Tages wieder verließ.
    Wir jedoch, die ersten Vertreter einer auf Altera geborenen Generation, hatten niemals etwas anderes kennen gelernt als die Stadt und ihr Umfeld. Das Weltall war uns fremd. Uns lockten andere Dinge. Ein riesiger Kontinent, Meere und Ozeane, die hinter einem weiten Horizont verborgen waren. Altera war eine Heimat, die es allmählich

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