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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Kind ohne Zukunft
     
    »Da kommt sie.«
    »Tamra. Die Untote.«
    »Klappe, Flip! Und rück dein Haarnest zurecht!«
    Die Herrin, die durch meine Augen sieht und durch meine Ohren hört, weidet sich, dessen bin ich mir sicher, an dem Unbehagen, das meine bloße Anwesenheit verbreitet. Die Knechtgeborenen wenden sich von mir ab, geben vor, mich gar nicht zu sehen. Alle haben plötzlich noch etwas an ihren Kostümen zu verbessern, bemerken einen winzigen Fleck auf einem ihrer blank polierten Schuhe oder verspüren das dringende Bedürfnis, am Blumenschmuck der Festwagen herumzuzupfen, die sich auf dem Marktplatz drängen. Mitrade lenkt meine Schritte so, dass ich durchs dichteste Gewühl muss. Ich sehe sie vor mir, wie sie grinsend in der holografischen Fernsteuer-Spinne hängt. Mit diebischer Freude tyrannisiert sie sowohl mich als auch meine unwissenden Artgenossen. Immer wieder zwingt sie mich, überraschende Haken zu schlagen und Leute, die nicht schnell genug ausweichen können, anzurempeln. »Ent-tchuuuli-kunng!«, entringt sie meiner aufgerauten Kehle. »Ent-tchuuuli-kunng!«
    Niemand antwortet. Alles flieht. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ich störe, also bin ich Luft.
    Einzig Guilder Vinales, der alte Kapitän in seinem Rollstuhl, kreuzt absichtlich meinen erratischen Kurs, hebt verstohlen den Kopf und vollführt eines unserer Geheimzeichen. Halte durch, signalisiert er mir, das Kommando ist unterwegs. Er meint es gut und ahnt nicht, wie viel Schmerz er mir damit zufügt. Alles läuft nach Plan.
    Ja, aber nicht nach unserem; sondern nach dem von Mitrade und ihren Hintermännern. Ich möchte schreien, Guilder aufklären, warnen, obwohl es zu spät ist; aber mein Mund bleibt zu.
    Die Herrin, die meinen Körper besitzt, dirigiert mich zum Verwaltungsgebäude, nicht ohne mich auf den Stufen straucheln und lang hinschlagen zu lassen. Blut tropft von meiner Stirn, rinnt mir in die Augen. Sie patscht mir mit meiner eigenen Hand ins Gesicht und wischt die warme, klebrige Flüssigkeit weg.
    Meine Beine staksen durchs Büro und hinaus auf den Balkon. Dort arretiert mich Mitrade. Ich stehe stocksteif, im Wind leicht vor und zurück wackelnd, gelähmte Puppe, die ich bin.
    Nach einiger Zeit tritt die Herrin neben mich. »Schöne Aussicht, nicht wahr?«
    Wir blicken auf den Festzug, der unter uns vorbeidefiliert. Mitrade winkt huldvoll, und die Menschlinge von Dekombor jubeln ihr zu. Mich sehen sie nicht, weil sie mich nicht sehen wollen. Stunden geht das so dahin. Auch Jason Neko gibt glaubhaft vor, er habe nur Augen für Mitrade, die ihm ein neckisches Kusshändchen zuwirft.
    Illindor, die Flammende, geht unter. Am Horizont, hinter der Skyline von Taphior, in deren Mitte der Sternturm alle anderen Gebäude überragt, erglühen die Wolken in sattem Rot. Der Himmel verdunkelt sich allmählich. Es wird Abend, es wird Nacht. Die Teilnehmer der Prozession entzünden ihre Fackeln. Unablässig erklingen die alten, immer gleichen Lieder. »Wir huldigen dem Stern der Laren... «
    Mitrade-Parkk sieht auf ihr Armband-Chronometer. Sie schmunzelt, dreht sich zu mir, ergreift grob mein Kinn und justiert meinen Kopf so, dass sich der höchste aller Türme im Zentrum meines Gesichtsfelds befindet. »Schau genau hin«, raunt sie. »In diesem Moment wird Geschichte geschrieben. Und wir beide, ich und du, Scheuche, haben das Unsrige dazu beigetragen.« Mit hoher, singender Stimme zählt sie: »Sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins... «
    Ein weißer, auf die große Entfernung alles andere als spektakulär wirkender Fetzen Stoff flattert aus einer der Öffnungen knapp unter der Spitze. Gleich darauf bildet sich ein Wölkchen. Der erste Knall ist fast komisch leise. Erst das Echo und die nachfolgenden, blendend grellen Explosionen erschüttern die Stadt. Unter uns stockt der Umzug. Einzelne, spitze Schreie, eine anschwellende Druckwelle des Entsetzens. Dann fassungslose Stille.
    Der Stern der Laren zerfällt. Ganz langsam sinkt er in Trümmer, bis eine gigantische, sich ausbreitende und dabei zerfasernde Rauchwolke den Blick auf die Lücke versperrt, die klaffende Wunde im Herzen der Stadt. Aber das Bauwerk ist es nicht, worum ich trauere.
    Wilbur, dröhnt es in mir. Yilmaz. Wu; nie wird mir Frizzi Pasterz verzeihen. Hubertus. Danji und Leila, die Kinderhüterinnen: ausgelöscht, verblasen wie Kerzen auf einem Geburtstagskuchen.
    Mitrade erahnt meine Gedanken. »Man wird ihre Leichen finden und an den Resten der

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