PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe
über Nekos Kopf schweben. »Was machen wir mit ihm?«
»Er ist auf dem Weg zu Mitrade.« Tamra sah zu, wie Neko mühsam und mechanisch eine kleine Schräge hinauf kroch. Warum nur will Mitrade ihn unbedingt in ihre Hände bekommen?, fragte sie sich. Sie schüttelte den Kopf. »Lassen wir ihn in Ruhe. Startac braucht unsere Hilfe dringender.« Sie wies voraus, wo Schroeders Leib regungslos auf dem schwarzen Felsen lag.
Als sie neben ihm landeten, erwachte er gerade wieder aus seiner Ohnmacht. Tamra wartete nicht, bis die Laderampe den Boden berührte, sondern sprang den letzten halben Meter hinab und eilte zu ihm.
Er blutete stark aus einer Fleischwunde am Arm, und der Blutverlust hatte ihn noch bleicher werden lassen, als er ohnehin schon war. Eine lange, ebenfalls blutige Schramme zog sich über seinen Unterkieferknochen bis hinauf zum Ohr.
Aber er schien nicht ernstlich verletzt zu sein, denn er richtete sich auf, bevor sie ihn ganz erreicht hatte. Mit ihrer Hilfe kam er auf die Füße.
»Lass uns abhauen«, knirschte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Bevor Mitrade Neko hat und sich entschließt, uns abzuschießen.«
Siebenundzwanzig
Zu Mitrades Erleichterung hatten die Impulse der Flammen ihre Intensität verändert, seitdem sie Intelligenz entwickelt hatten. Zwar konnte sie sie noch immer wahrnehmen, aber sie waren nicht mehr erfüllt von animalischer Gier und ekstatischer Triebbefriedigung, sondern glichen nun eher zögerlichen, irritierten Fragen. Es fühlte sich an wie das Zupfen an ihrem Geist, wenn ihr ein Name nicht einfallen wollte, von dem sie genau wusste, dass sie ihn eigentlich in ihrer Erinnerung gespeichert hatte.
Jason Neko befand sich jetzt ganz in der Nähe des Schiffes. Wenn sie ihn erst in ihrer Gewalt hatte, würde sie ihn nicht mehr fernsteuern müssen. Dann würde sie ihn zu einem hübschen Paket verschnüren, in einen der Raumjäger verfrachten und diesen elenden Planeten endlich verlassen, um zu Kelton-Trec zurückzufliegen.
Im Lauf der Zeit, die sie nun schon damit verbracht hatte, Alteraner fernzusteuern, hatte sie es zur Perfektion darin gebracht, mit einem Teil ihres Bewusstseins die Steuerung durchzuführen und gleichzeitig mit einem anderen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
Tamra fiel ihr ein und ihre Rache, die nun noch eine Weile auf sich warten lassen musste. Allein der Gedanke an die Alteranerin führte jedoch dazu, dass sie vor Zorn am ganzen Körper zu zittern begann. Sie lenkte sich damit ab, dass sie sich auf Jason Neko konzentrierte.
Der Weg über die Lavaströme schien mühsam zu sein, denn Neko näherte sich der KERIGAN-CORT nur sehr langsam. Endlich jedoch stand er im Schatten des Schiffes, die Schultern gestrafft und der Nacken ebenfalls, wie ein Soldat, der auf einen Befehl wartete.
Mitrade entließ, ihn aus ihrer Gewalt und öffnete die untere Schleuse für ihn.
Obwohl Neko jetzt nicht mehr ferngesteuert wurde, kam er schließlich in die Zentrale. Seine Haltung hatte sich in der Zeit, die er gebraucht hatte, um das Schiff zu durchqueren, verändert. Seine
Schultern hingen nach vorn, ebenso der Kopf, sodass seine langen, schwarzen Haare seine Augen verdeckten.
»Hallo, Jason!« begrüßte Mitrade ihn. Ein erregtes Kribbeln rann über ihren Rücken. Sie hatte ihn!
Endlich hatte sie Jason Neko in ihrer Gewalt.
Er stand eine Weile reglos, als habe er ihre Worte nicht gehört. Dann hob er langsam den Kopf und richtete den Blick auf sie.
Seine Augen flackerten vor unterdrückter Wut, und eine Düsternis ging von ihm aus, die die Erregung in Mitrade noch um einige Grad nach oben schraubte. Sie liebte es, mit ihm zu spielen. Ihn zu manipulieren, ohne dabei die technischen Möglichkeiten der FernsteuerSpinne zu benutzen. Sich dabei einfach nur auf ihren Intellekt zu verlassen.
Mit einem feinen Lächeln hob sie die Augenbrauen.
»Warum, Mitrade?« Heiser war seine Stimme, ein wenig zitterig, und die Tatsache, dass er sie zum ersten Mal mit ihrem Namen und nicht mit »Herrin« angeredet hatte, ließ. Wut wie einen winzigen Funken in ihrem Magen aufglimmen.
Sie ging einige Schritte auf ihn zu. »Warum?«, wiederholte sie. Langsam umrundete sie ihn und hoffte, er würde genügend Angst vor ihr empfinden, um sie misstrauisch im Auge zu behalten.
Er tat es nicht.
Er stand einfach da und starrte geradeaus.
Mitrade knirschte mit den Zähnen. »Warum was, mein Lieber?«
Neko sog Luft in die Lungen und richtete sich dabei zu seiner ganzen Größe auf.
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