PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder
vermisste. Zumindest eine Zeit lang hatten sie beide auf eine gemeinsame Zukunft hoffen dürfen. Mittlerweile hatte das Gefühl aus gegenseitiger Achtung heraus gewachsener Vertrautheit den sexuellen Reiz erstickt. Sie waren nie ein Ehepaar gewesen, nicht einmal entsprechend den Klauseln eines äußerst kurzfristigen Ehekontrakts, dennoch fühlten sie sich, als hätten sie schon Jahrhunderte gemeinsam verbracht. Miteinander oder auch nebeneinander; sich nahe, aber trotzdem auf Distanz. Zu vieles stand zwischen ihnen, was sie verband, zugleich jedoch die Kluft zwischen ihnen aufrechterhielt.
Rhodan entging nicht, dass der Captain Mondra in Gedanken entblätterte. Olexa stand ein wenig zu starr, und seine Kiefer pressten sich zu fest aufeinander. Er atmete flach, aber seine Augäpfel glitten auf und ab, als könne er allein mit Willenskraft den Magnetsaum von Mondras Schutzanzug öffnen. Und Mondra dachte nicht daran, sich abzuwenden, obwohl sie das ebenfalls registrieren musste. Sie genoss die Blicke sogar.
Eine eigenartige, beinahe unwirkliche Situation war das, stellte Rhodan fest. Dabei berührte ihn kaum, dass er nachvollziehen konnte, welche Gedanken den Alteraner bewegten. Mondra war eine verdammt schöne Frau geblieben, ihre sechzig biologischen Jahre sah ihr niemand an.
Nur Sekunden hatte diese eigenartige Stimmung Bestand, vor allem war sie es keineswegs wert, dass er sich davon ablenken ließ. Mitunter fragte Perry sich, was für einen potenziell Unsterblichen Liebe oder Zuneigung tatsächlich bedeuteten. Jede neue Bindung hinterließ letzten Endes nur einen weiteren Stein auf dem unausweichlichen Weg in die Einsamkeit. Orte, Begebenheiten und Personen der eigenen Erinnerung standen heute schon Spalier. Irgendwann musste all das überhandnehmen und zu einem Spießrutenlauf mutieren. Solange er dem Vergessen keine Chance gab, würde eines Tages seine Erinnerung die Gegenwart nicht nur in ein unerträglich enges Korsett zwängen, sondern sie mit barbarischer Wildheit erschlagen. Dann würde er sich fragen müssen, was aus seinen Träumen und den Idealen geworden war.
»Umpf«, erklang ein dumpfes Gurgeln.
Rhodan war froh über diese Ablenkung. Ruckartig wandte er sich dem Posbi zu, der von Mauerblum allzu fürsorglich eingehüllt wurde.
»Hrrumpf!« Das hörte sich schon deutlich ungehalten an.
Der Matten-Willy verlegte sich aufs Jammern, als Drover die Metallfinger in seinen Fladenleib grub und versuchte, den zuckenden »Überwurf« von seinem Sensorkranz herabzuzerren. Sehr schnell war Mauerblum gezwungen, der rohen Kraft des Roboters
nachzugeben.
»Nano hat sich mit mir in Verbindung gesetzt«, wandte Drover sich an den Terraner. »Auf der HANSHAO wird soeben mit dem Ausladen der Fracht begonnen. Verduto-Cruz' Gepäck wurde bereits auf die BOX gebracht. Der Lare lässt trotzdem mitteilen, dass ihn seine Kabine vorerst nicht interessiert. Wichtiger sei es für ihn, sich einen Überblick über das Schiff und den Zustand der Systeme zu verschaffen. Nano soll ihn dabei begleiten.«
Eine Unmutsfalte erschien auf Rhodans Stirn. In seiner Planung für die nächsten Stunden hatte eine Aussprache mit Nano Aluminiumgärtner höchste Priorität. Daten waren für das Unternehmen lebenswichtig - genau die Informationen, über die der Pos-bi-Kommandant einfach verfügen musste.
»Du kannst Verduto-Cruz nicht allein durch das Schiff laufen lassen«, raunte Mondra, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Vorerst ist das noch, als würden wir Öl ins Feuer gießen.«
»Dann müssen die Alteraner sich eben schnell an den Laren gewöhnen!«, entgegnete Rhodan ungewohnt schroff. »Sie sind mit Nano und Drover klargekommen, sie werden auch in Verduto-Cruz nicht mehr lange einen unversöhnlichen Gegner sehen. Und wenn doch ...«
Der Rest blieb unausgesprochen. Jeder hatte Grund genug, mit den anderen zusammenzuarbeiten. Die Alteraner brauchten den Laren, um den Fragmentraumer flottzubekommen, außerdem mussten sie den Posbis aus der Milchstraße vertrauen, ohne die schon der erste Funkkontakt mit den Maschinenteufeln zum Desaster geraten würde. Verduto-Cruz seinerseits würde gezwungen sein, von seinem Vorurteil abzurücken, dass Alteraner nur Sklaven waren, die ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen hatten.
Fast war Rhodan versucht, das Geschehen in Ambriador als Lehrstück in Kosmogenese zu werten. Wahres Leben war weder ausschließlich biologischen noch technischen Ursprungs und ebenso wenig ein Mittelweg wie
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