PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
großen Derwische mal hierhin, mal dahin. Die Wirkungsweise der Posi-Kobolde blieb zehn bis zwölf Minuten erhalten. Dann war ihre Energie aufgebraucht, und sie fielen in sich zusammen.
Die beiden Muskelmänner lagen flach am Boden, zwischen den gelben Schwaden gerade noch erkennbar. Der eine hob mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf. Er blickte verwirrt um sich, wandte sich beiseite und erbrach noch einmal. Nachdem er sich erleichtert hatte, zog er die Waffe aus dem Brusthalfter und schoss auf einen der Posi-Kobolde.
Das künstliche Geschöpf lachte, viel zu laut und viel zu dröhnend angesichts seiner Größe. Es kam näher und umschwirrte den Bodyguard, fuhr ihm mit winzigen Tentakeln durchs Haar, beschimpfte ihn und sonderte uringelbe Flüssigkeit auf ihn ab.
Der Mann wehrte sich mit Händen und Füßen. Umsonst: Gegen den Posi-Kobold und dessen Energie hatte er keine Chance.
Wiesel grinste. Die Buff-Bombe erfüllte ihren Zweck. Er hob sich aus der Deckung, duckte sich nach hinten weg und sah zu, dass er ein Stück Weg hinter sich brachte. Er bedauerte es zutiefst, nicht länger bleiben zu können. Es bereitete immer wieder größtes Vergnügen, die Wirkung der Posi-Kobolde auf unbedarfte Opfer zu beobachten.
Wiesel wühlte sich in einen gut getarnten Verbindungsgang. Er führte ihn in einen weiteren Versorgungsschacht, dem er bis zum Krummkeil-Viertel folgen konnte. Das Isar-Museum war nah – damit auch der Resident. Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln. Er musste alle Gedanken an das Geschehene beiseiteschieben und sich ums Geschäft kümmern.
Die weitläufige Museumsanlage war terra incognita für Wiesel. Seit Jahren schreckte er vor den riesigen, offenen Flächen zwischen den einzelnen Museumsteilen zurück. Sie boten kaum Deckung und nahmen ihm das Gefühl der Sicherheit. Der Publikumszulauf war in der Regel auch nicht so groß, um in der Anonymität der Menschenmassen Zuflucht nehmen zu können.
Wiesel wertete die Daten aus, die er in einem oberflächlichen Scan der Umgebung gewonnen hatte. Überall lauerten bewaffnete und gut ausgerüstete Wachen. Ein Energieschirm spannte sich in Halbkugelform über das Zentrum des Museums. Touristen und Neugierige waren keine zu sehen.
Die ersten, nachlässig gehaltenen Kontrollen hatte Wiesel ohne Probleme hinter sich gebracht. Mit herrischem Gehabe und einem gefälschten Ausweis der Münchner Stadtgarde hatte er sich Zugang zum äußeren Ring des abgesperrten Geländes verschafft.
Er witterte gutes Geld. Perry Rhodan befand sich unweit von ihm, keine hundert Meter entfernt. Er unterhielt sich mit einem schwabbeligen, feisten Mann, dem das Wort »Bürohengst« nach Wiesels Begriffen quer über die Stirn geschrieben stand. Startac Schroeder stand stets in der Nähe des Unsterblichen. Drei ertrusische Leibwächter kümmerten sich gerade um einen auf ihren Metabolismus zugeschnittenen »Imbiss«; sie stellten keine Bedrohung dar.
Wiesel wollte jegliches Aufsehen vermeiden. Es reichte, wenn er in die Nähe Perry Rhodans vordrang und sich einen unmissverständlichen Beweis für seine Identität beschaffte.
Er benötigte einen Zutritts-Chip für den zentralen Bereich des abgesperrten Geländes.
Wiesel wog ein letztes Mal Gefahren und den zu erwartenden Profit ab. Lohnte es sich denn? Wenn man ihn schnappte, würde man ihm wegen »Gefährdung der LFT-Sicherheit« oder ähnlichem Unsinn den Prozess machen.
»Ich benötige Angebote«, sagte er leise zur Positronik. »Informations- und Wettsparte: Terranischer Resident. Thema: Neuigkeiten, möglicherweise noch nicht im Wettkatalog aufgenommen, Hintergrund interstellare Bedeutung. Sekundäre Wettsparten: Standort Terranischer Resident, sein Umfeld, seine Begleitung, Grund seines Hierseins et cetera. Erbitte Erstellung von Bündelpreisen und Einzelwetten-Provisionen.«
Die Positronik machte sich an die Arbeit. Sie nahm Verbindung zu anderen Wettrechnern auf, wühlte sich in die Redaktionen Hunderter News-Agenturen und verschaffte sich Vergleichsquoten.
Nach nur wenigen Sekunden blinkten Ziffern über das Display, die Wiesel erschreckten. Politische und Boulevard-Redaktionen schraubten ihre Angebote in ungeahnte Höhen. Die angespannte Situation im Sonnensystem erzeugte eine ganz besondere Gier der Menschen nach Neuigkeiten. Terrania News war bereit, 20.000 Galax für einen Hinweis auf Rhodans Aufenthaltsort zu löhnen, mit einem fünfzigprozentigen Aufschlag, wenn sich die Neuigkeit als »wichtig in Bezug auf den
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