PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
das zentrale Tor zu, das sich am Ende des Ganges erhob.
Rhodan blieb zurück. Ein ums andere Mal hielt er an, trotz Pünktchens wachsenden Widerstands. Das Wegweiser-Geschöpf wirkte so, als wollte es endlich seinen Auftrag erledigt sehen und in die Wandmaterie zurücktauchen.
Der Unsterbliche ließ sich nicht stören. Er war froh, Distanz zu den beiden Kindersoldatinnen zu gewinnen. Er betrachtete aufmerksam die Teddys und einige der Opfergaben. Er sah billige Schmuckstücke, farbenwechselnde Haarschleifen, defekte Datenwürfel, die möglicherweise zu Holo-Spielen gehörten, ungelenke Kritzeleien mit Herzchen-Verzierungen sowie Sprachbotschaften, die lauthals los quäkten, sobald man über die Wortfolie strich. Alles wirkte infantil – und berührend.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie Zhan und Voletta das zentrale Schleusentor erreichten. Sie wirkten zunehmend verängstigt. Die Teddybären und die Opfergaben ringsum schreckten sie mehr, als sie zugeben wollten.
»Rein mit euch!«, befahl die Stimme der Unsichtbaren. Rhodan erkannte nun Farashuu, er war sich ganz sicher. »Und du auch, Perry Rhodan.«
Der Terraner fühlte, wie sich Pünktchen von seinen Beinen löste. Er – oder es – wurde wieder zum energetischen Grauschleier, der zurück in die Wand flüchtete und sich mit Was-auch-immer verband. Der Wegweiser zeigte Angst vor Farashuu.
Angst, die auch Perry Rhodan spürte.
Das Schott öffnete sich.
28
Farashuu Perkunds
Sur-Paris versteckte sich in einer der unsichtbaren Faltenladen des Spielzimmers. Er mochte es nicht, wenn ihn Fremde sahen. Farashuu verstand den Lini-O nicht. Sie war froh, ab und zu Gesellschaft bei sich zu haben.
Zhan und Voletta gaben sich trotzig, als sie das Spielzimmer betraten. Aber sie hatten böse Dinge getan. Dinge, die an Bord der ENGEL nicht erlaubt waren. Die beiden wussten, dass sie bestraft werden würden, also vergaßen sie auf ihre Bockigkeit und zeigten sich rasch von ihrer weinerlichen Seite.
Perry Rhodan trabte ihnen hinterher. Er schaffte es tatsächlich, seine Gedanken und Emotionen vor Farashuu zu verbergen. Aber sie hatte längst gelernt, Kolkotten einzuschätzen. Er zeigte denselben Respekt, den sie von den meisten Erwachsenen gewohnt war. Na ja – vielleicht war er nicht ganz so ängstlich.
»Was habt ihr zu eurer Rechtfertigung zu sagen?«, fragte Farashuu die beiden anderen Kindersoldatinnen. Sie verwendete genau jene Worte, die ihr Sur-Paris vorgesagt hatte. Sie klangen so schön streng und offiziell.
»Es tut uns leid!«, tat Zhan zerknirscht. »Wir wollten bloß ein bisschen spielen, und dann hat mich Voletta gestupst, dann hab ich zurückgestupst, und dann ist sie böse geworden und hat ein schlimmes Wort gesagt, und das hab ich auch getan, und auf einmal waren wir in den Gängen, und an alles andere kann ich mich nicht mehr erinnern…«
»Du lügst, Zhan!«, schnitt ihr Farashuu das Wort ab. »Wir können uns immer an alles erinnern.«
»Aber es ist so schwierig, sich die Regeln zu merken!«, jammerte Voletta. »Im Einsatz ist das anders. Wir üben von klein auf an, was wir im Kampf tun und lassen sollen. Aber wenn wir keine Arbeit haben und nur doof herumsitzen oder irgendeinen Lehrstoff zum dreißigsten Mal durchbüffeln, kommt man schon mal auf blöde Gedanken.«
»Und wofür habt ihr eure Lini-Os?«
»Die sind auch keine große Hilfe. Immer wollen sie dasselbe von uns. Es ist soooo langweilig auf der ENGEL…«
Farashuu verstand die beiden Mädchen. Ihr ging es ähnlich. Aber Sur-Paris hatte sie gelehrt, dass sie Verantwortung übernehmen musste. Sie war eine der Fähigsten ihres Jahrganges. Eine Präfidatin mit Vorbildwirkung, zu der die anderen aufschauten.
Auch wenn dies bedeutete, dass sie sich dem Ende ihrer Dienstzeit näherte. Man nutzte sie aus, man wollte ihre Leidensbereitschaft bis zur letzten Sekunde nutzen und sie ausquetschen.
Sur-Paris wartete nur auf die richtige Gelegenheit, sie zu melden. Mit Freuden würde er an die Zentrale funken, dass sich Farashuus Östrogenhaushalt veränderte. Er hatte sie oft genug mit dem Schreckensszenario konfrontiert und ihr erzählt, was mit ihrem Körper geschehen würde, wenn es so weit war.
Die Gonadotropin-Releasing-Hormone, die sich seit Jahren in mehreren ihrer Gehirnzentren bildeten, schossen die im Babyalter eingepflanzten Entwicklungshemmer allmählich sturmreif. Sobald sie einmal ins Rollen kamen und die künstlich errichteten Barrieren niederrissen, veranlassten sie die
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