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PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

Titel: PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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pünktlich abzuliefern. Er meinte, ich solle dich unbedingt zu ihm durchstellen, sobald du anrufst. Er will dir endgültig den Vertrag aufkündigen…«
    »So wie jeden Freitag, ich weiß.«
    »Diesmal ist es ihm ernst. Er spuckt Gift und Galle.«
    »Würdest du ihm bitteschön ausrichten, dass der Text schon auf dem Weg ist? Er wird ihm gefallen, da bin ich mir sicher.«
    »Warum sagst du’s ihm nicht selbst?«
    »Mir ist momentan nicht nach Streiten, meine Hübsche.« Ellert atmete tief durch. »Wie wär’s, wenn wir am Sonntag gemeinsam etwas unternehmen? Ein Picknick mit Sektfrühstück im Englischen Garten?«
    »Mir scheint, da will mich jemand bestechen, damit ich den Canossagang für ihn antrete. Und das nicht zum ersten Mal.«
    »Du bist die Einzige, die Schellinger beruhigen kann. Ein gelungener Hüftschwung von dir, und er vergisst all seine Bösartigkeit.« Ellert bemühte sein tiefstes Timbre. »Ich bitte dich darum, Resi. Nur noch dieses eine Mal.«
    »Dein Kredit bei mir ist so gut wie aufgebraucht, Ernst. Irgendwann ist’s genug. Dauernd höre ich leere Versprechungen von dir, und es folgen keine Taten.«
    Ellert seufzte unterdrückt. An diesem Tag kam er wohl nicht so leicht davon. »Ein Picknick im Englischen Garten. Dann Kino, ein Espresso in der Stadt und zum Abschluss Abendessen in einem piekfeinen Restaurant deiner Wahl. Was sagst du dazu, Liebling?«
    »Als Verhandlungsbasis ist das schon mal nicht schlecht.« Resis Stimme bekam einen weichen, sehnsüchtigen Klang. »Du bist ein ewiger Kindskopf, Ernst, und wenn du so weiter herum luderst, wird’s ein schlimmes Ende mit dir nehmen. Ich weiß ganz genau, dass da noch andere Frauen im Spiel sind; du brauchst es nicht leugnen. Du spielst mit uns, so wie das ganze Leben scheinbar ein Spiel für dich ist.« Erneut schlug Resis Stimme um, wurde noch intensiver. »Du brauchtest jemanden, der dir deine Spinnereien austreibt, deine Saufkumpanen zum Teufel jagt und dafür sorgt, dass du endlich den Boden unter den Füßen spürst.«
    »Du hast ja sooo recht…« Sein Magen zog sich zu einem Klumpen zusammen. Ellert fühlte Bedauern – und Angst. Es sah so aus, als müsste er sich anderwärtig nach Arbeit umsehen. Mit einem schmachtenden Weib am Hals, das seine liebgewonnenen Gewohnheiten ändern und ihn… zähmen wollte, konnte ein Freigeist wie er nichts Kreatives leisten.
    »Natürlich habe ich recht, mein Lieber. Eine Frau, ein kleines Häuschen am Stadtrand und zwei Kinderchen - das wäre genau das Richtige für dich.«
    »So ist es, Resi.« Ellert konnte das Entsetzen und Zittern in seiner Stimme kaum unterdrücken. Er musste das Gespräch beenden, bevor sein Magen endgültig revoltierte. »Du redest also Schellinger gut zu, damit er sich beruhigt, ja? Und wir beide sehen uns am Sonntag. Ich rufe dich am Vormittag an, einverstanden?«
    »Einverstanden. Ich freue mich schon darauf.«
    Ernst Ellert legte den Telefonhörer auf, zündete mit zitternden Fingern eine Zigarette an, mischte Rum und Jägermeister in einem größeren Glas zusammen und kippte den Muntermacher in einem Zug hinunter.
    Ehefrau. Kinder. Häuschen am Stadtrand.
    Dies war ganz sicher nicht das Leben, das er für sich vorgesehen hatte. Ellert wusste, dass er sich seit all zu langen Jahren gehen ließ und ziellos dahintrieb. Doch in ihm steckte neben seiner schriftstellerischen Begabung etwas Besonderes, dessen war er sich sicher. Eines Tages würde etwas geschehen, das ihm den Sinn seines Lebens klar vor Augen führte. Seine Zeit kam noch, keine Frage.
    Der bevorstehende Mondflug des amerikanischen Astronauten war seit Tagen Stadtgespräch. Wie hieß er gleich? Terry Rhodan? Nein, Perry, Perry Rhodan… In drei Tagen hob der Ami mit seiner Crew ab, die Mondlandung war für den 11. Juni projektiert.
    Durch die Unendlichkeit des Alls reisen, losgelöst von den Sorgen eines irdischen Daseins – das wäre es wohl, dachte Ellert sehnsüchtig.
    Seine Schritte lenkten ihn kreuz und quer durch die Stadt. Von Schwabing kommend nach Süden, Richtung Maxvorstadt. Einem der modernen Stadtteile Münchens, geprägt durch Universitäten und Museen, aber in vielerlei Beziehung erzkonservativ. Er spazierte an zusammengestauchten Wohnhäusern vorbei, gefüllt mit zusammengestauchten Bewohnern. Menschen, die die Enge und Einschränkungen dieser Zeit akzeptierten und an denen die Achtundsechziger-Revolution spurlos vorübergegangen war.
    Ellert lockerte die Krawatte, zog sie sich vom Hals, steckte

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