PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
Quantronische Armierung. Viele Kinder wären in der Lage gewesen, sie zu tragen, wobei sich Mädchen bis zum Eintritt der Pubertät als besonders geeignete Träger herausgestellt hatten.
»General Kollontai Ifamas Tod ist ein herber Rückschlag«, sagte Patollo. »Ich zweifle allerdings nicht daran, dass seine Tochter eine würdige Nachfolgerin sein wird.«
»Mehr als das«, gab sich Bavo überzeugt. »Das Schicksal ihres Vaters wird ihr zeigen, wie wichtig es ist, dass sie unser Angebot annimmt.«
»Dein Angebot.«
Velines ignorierte diese Bemerkung. »Was wäre gewesen, wenn nicht ihr Vater in der KOPERNIKA gestorben wäre, sondern nur ein Filiat? Wenn sich vor den Augen der Soldatentruppen der Anführer wie ein Phönix aus der Asche des Todes erhoben hätte?«
Der suggestiven Kraft dieser Bilder würde sich auch Johari nicht entziehen können. Bavo sah in einer klaren, kurz aufflammenden Vision die Entwicklung der nächsten Jahre vor sich. Es würde eine unsterbliche Militärführerin geben, die glorreiche Generalin Johari Ifama, die den Tod nicht fürchtete, weil sie ihn überlistet hatte. Und es würde ein Heer von Kindersoldatinnen geben, jede einzelne stärker als tausend Feinde.
Den Druuf standen bittere Zeiten bevor.
Am Abend kehrte Siri auf die BRENNE! zurück, ein Schlachtschiff der terranischen Raumflotte. Wie nach jedem Einsatz kam sie sofort ins Labor, wo Bavo und Jaakko sie bereits erwarteten. Das winzige Röhrchen in Siris Hinterkopf verknüpfte ihr Neuralsystem über einen transparenten Schlauch immer noch mit der Denkmaterie, die sie in einem kleinen Rückentornister trug.
Ihr Vater kappte die Verbindung. »Nicht länger als nötig, das weißt du!«
Siris Augen funkelten zornig. »Ich mag es aber! Wenn ich nach den Kämpfen die Armierungsschienen ablegen muss, will ich wenigstens das Transpathein spüren. Ich liebe dieses Gefühl, und es tut mir gut.«
»Es schadet dir aber, wenn es dauerhaft...«
»Woher willst du das denn wissen? Du hast doch keine Ahnung!« Sie ballte die Hand und schaute fast ein wenig ungläubig darauf.
Bavo mischte sich in den kleinen Familienstreit ein, einer von der Sorte, wie sie in letzter Zeit immer häufiger vorkamen. »Du trägst die Armierung im Augenblick nicht mehr. Also kannst du auch keine Waffen mehr formen.«
Siri lachte spöttisch. »Sag bloß.«
Bavo dachte daran, wie er dem Mädchen zum ersten Mal begegnet war, vor fünf Jahren auf Xoi, im Haus ihres Vaters an den Steilklippen. Damals war Siri gerade sechs Jahre alt gewesen, obwohl Bavo sie um einiges älter geschätzt hatte. Vor drei Tagen hatte sie erst ihren elften Geburtstag gefeiert, und mit dem Kind von damals, das den Schoß und die Zuneigung des Vaters suchte, hatte sie nichts mehr gemein.
Er schaute sie forschend an. »Was hast du empfunden, als du die Trägerstation vernichtet hast?«
»Die Druuf-Raumstation? Was soll die alberne Frage?«
»Es ist wichtig, Siri. Antworte mir!«
»Ich habe meinen Auftrag erledigt, sonst nichts. Wir führen einen Krieg, und die Druuf sind unsere Feinde. Es war ein gutes Gefühl, meinem Volk gedient zu haben.«
Velines ließ diese Worte auf sich wirken. Sie klangen nicht wie die eines Kindes. Hatte sie sie irgendwo aufgeschnappt, oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Er vermutete schon lange, dass aus Siri nicht mehr nur das Mädchen sprach. »Stehst du in Kontakt mit den quantronischen Teilen der Armierung?«
Sie kicherte. »Im Augenblick nicht.«
Den aufkeimenden Ärger schluckte Bavo hinunter. »Wie ist es, wenn du im Einsatz bist?«
»Ich höre die Quantronik immer. Sie sagt mir, was ich tun muss. Deshalb bin ich so schnell. Wenn sie sagt, ich soll springen, tu ich das einfach. Es geht ganz leicht, jeder Sprung, jede Bewegung, jeder Schuss und jeder Stoß. Vorhin ist unter mir etwas explodiert. Es ist fast, als könne die Quantronik in die Zukunft sehen.«
Bei diesen Worten tauchte das Gesicht seines sterbenden Sohnes Salesch vor Bavos geistigem Auge auf. Er hatte die Zukunft zumindest teilweise gespürt. Oder erkannt? Es war lange her, er erinnerte sich kaum noch. Und ihm kam schmerzlich zu Bewusstsein, wie lange er die Nekropolis bereits nicht mehr aufgesucht hatte. Zuletzt hatte er an die Totenstadt gedacht, als Johari ihn gefragt hatte, wie viele Filiate im Laufe der Jahrhunderte entstanden waren.
»Was ist mit dir?«, fragte Siri.
»Er träumt vor sich hin«, antwortete Jaakko an seiner Statt. »Wie so oft, wenn er nachdenklich
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