PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
und springt in die sirrende Energiebahn, die sonst meinen Vater getroffen hätte. Sein Schutzschild wird durchschlagen, seine Brust brennt, sein Hals blutet. Ein rotes Ding fliegt zur Seite weg, sprenkelt Blut in einem perfekten Bogen.
»Rhodan!«, schreie ich. »Nein...!«
Und dann...
Und dann ... steht mein Vater vor mir. Umklammert meine linke Schulter. Hält mir die Mündung einer Waffe gegen den Helm. Eine geradezu lächerliche Aktion. Ich könnte ihn leicht töten. Aber wie ist er hierher gekommen? Er muss sich bewegt haben!
Entsetzt begreife ich, dass ich wie gelähmt bin. Kein Wunder-ich habe Perry Rhodan umgebracht. Meine Aufgabe werde ich nicht mehr erfüllen können. Ich habe versagt.
Über das Gesicht meines Vaters rinnen Tränen. Vor meinen Augen schwirren winzige Symbionten. Wie kommen sie dazu? Was machen sie dort? Ich zittere, als ich verstehe. Mein Hals ist eng. Meine Augen brennen. Ich weine.
Dann verschwindet plötzlich der Druck von meiner Schulter, und ein Schmerz jagt durch beide Beine.
Die Welt explodiert.
Schon stellt mich die Quantronische Armierung wieder her, schon bilden sich Waffen aus. Er wird bezahlen.
Dann wird es dunkel.
Dunkler.
Schwarz.
Eine Stimme wispert in meinem Hirn, mein zerebraler Kortex ist der Nabel der Welt: »Sie versetzten dich in ein Koma, aber sie können mich nicht von dir lösen. Ich bin bereit, doch ohne dich, Farashuu, kann ich nicht agieren. Ich weiß nicht, welche Substanzen sie nutzen, um uns zu lähmen.«
Die Quantronische Armierung! Sie lässt mich nicht im Stich.
Ich wandle durch ein dunkles Universum, das Universum meines Geistes. Ich kann meinen Körper nicht verlassen. Er gehorcht mir nicht. Sosehr ich es versuche, ich bin nicht in der Lage, auch nur einen Muskel zu bewegen.
Ich bin blind und taub und stumm, und doch existiere ich, treibe in einer Wolke aus purem Sein.
»Medikamente lahmen deinen Leib, Farashuu, aber es gibt einen Weg nach draußen, zurück in die Wirklichkeit. Ich benötige eine Analyse dessen, was dich und damit auch mich lähmt. Suche, Präfidatin, suche! Ich brauche Antworten!«
Ins Hiberns mit dir, denke ich. Und doch hat die Quantronische Armierung recht. So leicht kann man sie ohnehin nicht ins Hiberns schicken. Das Ding hat seinen eigenen Kopf. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es gibt nichts, an dem ich mich festhalten kann. Wie sehr wünsche ich mich ins Spielzimmer meines Fluidoms!
Mein Fluidom!
Was wohl aus ihm geworden ist? Ob es noch über der Knochenstadt schwebt? Oder haben meine Freundinnen es abgeholt? Wie viel Zeit ist seit dem Kampf vergangen?
Schmerzlich durchzuckt mich ein Gedanke - vielleicht bin ich sogar schon vierzehn Jahre alt geworden. Vielleicht ist mein Geburtstag schon vorbei, ohne dass ich ihn wahrgenommen habe. Das macht mich wütend, ist es doch womöglich mein letzter Geburtstag. Ich bin eigentlich schon viel zu alt... der Lini-0 wartet nur darauf, dass ich endlich gehe. Ins Hiberns mit ihm, ins Hiberns mit euch allen!
»Bleib ruhig, Farashuu!«
Die Armierung heuchelt Mitgefühl, als würde sie mich mögen. Das tut sie oft. Dabei ist das Ding nicht mehr als ein elender Vampir! Es saugt mich jeden Tag aus, Stunde um Stunde! Aber ich werde es ihm heimzahlen, irgendwann, vielleicht schon bald.
»Du darfst nicht aufgeben.«
Ich darf nicht aufgeben.
»Resigniere nicht!«
Ich resigniere nicht.
»Hol mir die Information, die ich brauche!«
Ich hole die Information, die die Armierung braucht.
Vor mir schimmert es gelblich in der allgegenwärtigen Schwärze, als glühe im lichtlosen All eine neue Sonne auf. Das Transpathein!
Natürlich, wie konnte ich es vergessen.
Es umspült meinen Geist, es weckt quasi-telepathische Fähigkeiten, wenn ich es nur will. Die Denkmaterie weitet meinen Geist, ich sauge sie auf, verbrauche dabei einen kleinen Teil der Masse. Mein Helm wird dadurch schrumpfen ...Ich muss vorsichtig sein, darf es nicht zu oft machen. Keine Präfidatin erhält neues Transpathein, wenn sie den Verschleiß nicht sehr gut begründen kann. Es wird nicht gern gesehen vom ewigen Velines.
... sollte dieses Monster töten!
Das war er, der erste Gedanke von draußen. Er stammt von einer Frau.
Könnte ich das Untersuchungsobjekt aufschneiden und diese Metallfragmente aus seinen Knochen ziehen, wüsste ich bald mehr.
Das gefällt mir nicht. Vielleicht werde ich sie aufschneiden, diese Aufschneiderin. Bei dem Gedanken muss ich kichern, zumindest in meinem Geist. Mein Mund kann
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