PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
bedeckt.«
Wenig später waren sie wieder in der Luft, aber Bavo Velines sah kaum die Steppen und Wälder und Seen und Felder in der ewigen Ebene. Er dachte nur daran, was er als Einziger gesehen hatte; daran, wie das kantige Kristallgestein die wenigen Blutstropfen binnen Sekunden absorbiert hatte.
Das Jahr 3 der Innerzeit
Wieder einmal war es so weit. Bavo Velines traf sich mit Mauro Quinn in dessen Wohnung. Wie jede Woche; es war inzwischen Tradition. Nur Armana ließ sich nicht blicken.
Seit dem kleinen Unfall auf Neu-Kopernikus - kaum zu glauben, dass der Planet damals noch den Druuf-Namen Fontenot getragen hatte - hatte der Genetiker Vertrauen zu Bavo gefasst. Es war geradezu, als glaube Ouinn, Bavo habe ihm das Leben gerettet, und er müsse nun ewigen Dank ableisten. Tatsächlich hatte Bavo nicht viel mehr getan, als Mauro Quinn die Hand zu reichen. Doch über derlei Details wollte er ganz gewiss nicht streiten. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit. So kam er endlich an Mauro Quinn heran, was auch immer dessen Motivation sein mochte.
Und endlich trugen die ständigen Treffen und die investierte Zeit die Frucht, die sich Bavo Velines von Anfang an erhofft hatte.
Quinn lehnte sich in seinem Sessel zurück, einem der ersten, die auf Neu-Kopernikus aus ausschließlich planeteneigenen Materialien gefertigt worden war. Das Holz der Bäume hatte sich als merklich widerstandsfähiger als die meisten terranischen Sorten erwiesen; und eine weit verbreitete Insektenart sponn ein Garn, das edler als die feinste Seide war. Der fein regenbogenfarben schillernde Stoff aus diesem Garn war heiß begehrt und sündhaft teuer; Quinns sämtliche Sitzmöbel waren damit bezogen.
»Ab sofort bist du Mitarbeiter des Geheimprojekts Filiationskammer«, sagte der Genetiker.
Mit einem Mal pochten wieder Phantomschmerzen in Bavo Velines' linkem Arm, und weit hinten in seinem Verstand, in der dunklen Ecke der Vergangenheit, in die er schon seit zwei Jahren nicht mehr geblickt hatte, blitzte wegen dieses nahezu vergessenen Gefühls der Name Mali auf. Bavo scheuchte den Gedanken beiseite. »Ich habe schon befürchtet, arbeitslos zu werden! Die Grunduntersuchungen auf dem Planeten sind abgeschlossen und wir haben uns längst eingelebt. Was habe ich groß zu tun? Alles läuft von selbst, meine Mitarbeiter kommen ohne mich zurecht. Ein Planet mit weniger Gefahren und Problemzonen ...« Er lachte ein genau berechnetes sympathisches Lachen. »... hätten wir lange suchen müssen.«
Quinn winkte den Servorobot herbei und ließ sich ein Stück Käse reichen, der von bläulichem Schimmel durchzogen war. Mauro biss herzhaft hinein und kaute. Es dauerte einige Augenblicke, bis er schluckte. »Die Druuf haben uns ein fantastisches Geschenk gemacht, obwohl gerade du am Anfang mehr als alle anderen daran gezweifelt hast.«
»Ich habe mich getäuscht«, sagte Bavo Velines, obwohl er daran nicht glaubte. Er wusste mehr als sein Gegenüber, mehr als alle anderen. Und so sollte es noch einige Zeit bleiben. »Ein Mann muss schließlich zugeben können, wenn er sich geirrt hat.«
Die schlohweißen Haare des Genetikers waren mit einem einfachen Band zu einem breiten Zopf gebunden, der weit über den Rücken fiel. »So ist es, Bavo! Und gerade weil du dazu fähig bist, Fehler einzugestehen, habe ich dich als Mitarbeiter ausgewählt. Ich mag dich, das weißt du ... aber das hätte nicht genügt, ebenso wenig wie die Empfehlungen, die Armana ständig ausgesprochen hat.«
»Armana.« Er schloss die Augen, heuchelte inneren Schmerz. »Wie geht es ihr?«
»Sie denkt immer noch an dich und hält dich in bester Erinnerung.«
Beiläufig tippte Bavo auf den Sensor, der die Massagefunktion des Sessels einschaltete. Leichte Vibrationsimpulse belebten die Schulter, stärkten die Tiefenmuskulatur rund um die Wirbelsäule. Nachdenklich schaute er aus dem weiten Panoramafenster, das einen Blick auf einen rötlich strahlenden Himmel und gewaltige schneeweiße Wolkenberge bot. »Ich habe sie seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen.«
Quinn beugte sich im Sessel vor, stützte die Unterarme auf die Knie. »Ist das ein Problem für dich? Ich muss das wissen, Bavo - wenn du nicht mit ihr zusammenarbeiten kannst oder Groll gegen sie hegst, werde ich dich nicht in unser Team integrieren können. Ihr habt einen wichtigen Teil eures Lebens als Geliebte miteinander verbracht, aber nun...«
»Nun ist sie deine Freundin.« Bavo zauberte eine perfekte Mischung an Emotionen
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