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PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

Titel: PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Fleck aus. Und im Bauchraum. Am rechten Oberschenkel genauso. Aus den Wunden ragten dünne, teils geknickte oder gesplitterte Enden von Zweigen. Der Mann lag nicht auf den Ästen, sondern war von ihnen aufgespießt worden.
    »Hilf mir!« Die Worte waren leise und kaum verständlich, aber intensiver als das meiste, das Rhodan im Verlauf seines langen Lebens je gehört hatte.
    Der Gemarterte streckte den Arm aus. Er gurgelte, spuckte Blut, ein Zucken durchlief den Körper, dann rutschte er seitwärts.
    Dieses Geräusch, dachte Rhodan. Er war sich sicher, dass er es nie vergessen würde. Manche Erlebnisse verfolgten sogar ihn bis in die dunklen Stunden der Nacht, wenn seine Gedanken zur Ruhe kamen und der Schlaf nach ihm rief.
    Ein Schmatzen folgte, es klang wie das Platzen einer Blase in kochendem Sirup oder in einem alles verschlingenden Moor. Dann stürzte der Anjumist, der Ast schnellte zurück, Blutstropfen klatschten gegen die Decke.
    Rhodan fing den Mann auf, fast wäre er selbst gestürzt; taumelnd fing er sich. Noch in seinen Armen verdrehte der Mann die Augen; schmieriger Schaum trat über seine Lippen. Der Terraner blickte in blutig geäderte Augäpfel und wusste im selben Moment, dass diesem Opfer der Präfidatin nicht mehr zu helfen war. Er legte ihn sanft auf den Boden. Seine Aufmerksamkeit ließ keine Sekunde nach, alle Sinne waren aufs Äußerste geschärft.
    Schritte näherten sich von hinten; in gebückter Haltung blieb Rhodan stehen und wartete auf einen Angriff. Das kann nicht Farashuu sein, dachte er. Sie hätte er wohl nicht einmal gehört.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Kingris Innsa.
    Rhodan wandte den Blick.
    Die Design-Terranerin blutete stark aus der Schulterwunde. In ihrem Gesicht lag wilde Entschlossenheit. »Nun geh schon! Finde dieses Monstrum und erledige es!«
    Er nickte ihr kurz zu, erhaschte einen letzten flüchtigen Eindruck - Rot fiel auf die in Höhe des Bauchs zerrissene Uniform und den seidigen Flaum der blauen Haut -, dann rannte er los. Erledige es, dachte er. Es. Ein Mädchen namens Farashuu Perkunos, das noch nicht einmal in die Pubertät eingetreten war. Ein Instrument der Machthaber im Roten Imperium. Und doch eine zarte, zerbrechliche Seele, die sich nach ihrem Spielzimmer in ihrem mächtigen Fluidom-Raumschiff sehnte. Eine Kreatur ... ein Mensch voller Widersprüche, von einem grausamen Regime missbraucht und zu einem Zerrbild des Kindes verformt, das sie eigentlich sein sollte.
    Die Projektilwaffe des getöteten Soldaten hielt Rhodan nach wie vor in der Hand, obwohl er keine große Hoffnung hegte, damit etwas gegen Farashuu ausrichten zu können. Allerdings hatte sie angekündigt, zurückzukommen und ihn mit sich zu nehmen; darin lag seine einzige Chance. Er war wertvoll für sie - nur deshalb lebte er noch, da machte er sich keine Illusionen. Und genau da musste er ansetzen, wenn er die Kindersoldatin irgendwie überlisten und besiegen wollte.
    Zuerst musste er sie auf sich aufmerksam machen, sie vom Werk der Zerstörung ablenken. »Farashuu!«, schrie er.
    Der Ruf ging im Donnern einer Explosion unter, deren Druckwelle ihn im vollen Lauf erfasste und von den Füßen riss. Die Decke kam rasend schnell näher, dann drehte sich alles, wieder und wieder. Die Wände direkt vor ihm, die Decke, der Boden, raschelndes Grün, abgerissene Blätter, wirbelnde, zerfetzte Äste, dann wieder die Decke, die Wände...
    Er schlug gegen etwas, rutschte - nach oben? nach unten? zur Seite? - und fühlte, wie Hitze über seine Haut leckte. Einen Augenblick lang sah er Stoff verschmoren, roch das bittere, ätzende Aroma von verbranntem Haar.
    Dann ein Aufprall, dass er glaubte, jeder einzelne Knochen müsse brechen.
    Du hast einen Fehler gemacht, Farashuu, dachte er noch, dann wurde es dunkel.
    Schon wieder.
    Ich treibe im Nichts, wo ich erneut das Klacken der Knochenwürfel höre. »Das Spiel läuft, Perry Rhodan. Willst du wirklich schon aufgeben?« Die Würfel fallen, und alle landen auf der Drei.
    Drei.
    Wie hat die Stimme schon in meiner ersten Vision gesagt? Oder was immer das war, was mein Unterbewusstsein aus den Informationen gebastelt hat, die mein gequälter Körper trotz des Komas aufnahm? Sprach sie nicht damals schon von drei Wesen, die aus dem Einstein-Universum hinüberwechselten ins Rote Universum? Wie passt das alles zusammen?
    Nur einer ist mit mir gegangen, Wiesel, der Gauner aus München, dieser Mann mit vielen Talenten und verborgenen Gedanken. Sonst niemand. Und

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