PR TB 004 Sturz in Die Ewigkeit
waren.
Er mußte eine unvorstellbare Entfernung zurückgelegt
haben und hielt sich jetzt vielleicht in einer fremden Galaxis auf.
Die Hoffnung, jemals die Erde wiederzufinden, schrumpfte auf ein
Minimum zusammen.
Während er sich weiterbewegte, machte er eine zweite und
nicht weniger beunruhigende Feststellung: Entfernung konnte er nach
Belieben überwinden und auch die Flugrichtung wechseln, aber er
hatte jede Kontrolle über die Zeit verloren. Die Bewegung der
Planeten, die er fand, bewies ihm das nur zu eindeutig. Die Zeit
verging wieder normal.
Noch ahnte Ellert nicht, was wirklich vorgefallen war. Er ahnte
auch nicht, daß er von einem Extrem ins andere gestürzt
war. Die Zeit verging für ihn normal, das stimmte. Aber sie
verging trotzdem anders als in jenem Universum, aus dem er gekommen
war.
Er steuerte die nächstbeste Sonne an und fand einen Planeten,
dessen Oberfläche intelligentes Leben verriet. Große und
weit angelegte Städte, durch breite Verkehrsadern verbunden,
ließen auf eine fortgeschrittene Zivilisation schließen.
Riesige Gebäudekomplexe gaben zu der Vermutung Anlaß, es
mit einer humanoiden Rasse zu tun zu haben, die das Problem der
Überbevölkerung zu meistern suchte.
Ellert stellte weiter fest, daß der Planet als einziger eine
mittelgroße gelbe Sonne umkreiste und keinen Mond besaß.
Das gesamte System bestand somit aus der Sonne und einem Planeten.
Er ahnte in diesem Augenblick nicht, wie sehr dieser Umstand die
Entwicklung beeinflussen konnte.
Die nächste Überraschung folgte, als er die Oberfläche
erreichte und dicht über sie dahinstrich, um die neugefundene
Lebensform zu studieren. Er fand die Huma
noiden. Sie waren auf den Straßen und in den Häusern,
sie saßen in tropfenförmigen Wagen, die allem Anschein
nach elektronisch gesteuert wurden, und er entdeckte sie auf Schiffen
und in Flugzeugen.
Aber sie bewegten sich nicht!
Es dauerte lange, bis Ellert begriff, was vor sich ging. Sie
existierten in einer anderen Zeitebene, in der alles Leben langsamer
verlief als in seiner eigenen. Sogar ihre Flugzeuge und Schiffe
standen fast bewegungslos in der Luft und klebten auf den erstarrten
Wogen der Ozeane.
Allmählich nur wurden die Bewegungen schneller, als er sich
unbewußt ihrer Zeitebene anpaßte.
Der Assimilierungsprozeß ging dann überraschend schnell
vonstatten. Die bewegungslosen Humanoiden begannen sich sichtbar zu
bewegen, wurden immer schneller, bis sie normale Geschwindigkeit in
allen ihren Handlungen erreichten.
Für Ellert war der Übergang auf der einen Seite eine
Beruhigung, auf der anderen schien sie eine Bestätigung zu sein,
daß er die Erde für alle Zeiten verloren hatte. Dieser
Planet unter ihm war nicht die Erde, und das Universum, das ihn
umgab, war nicht das Universum, das er kannte.
Ihm blieb nichts, als einen der Humanoiden zu übernehmen, um
wieder existieren zu können.
Sie nannten ihre Sonne "Hel", ihre Heimatwelt "Bracklar"
und sich selbst die "Brack". Sie sahen durchaus
menschenähnlich aus, waren sogar ein wenig größer,
wenn auch nicht massiger. Ihre Intelligenzquote war nicht geringer
als die der menschlichen Rasse, vielleicht sogar in mancher Beziehung
ein wenig höher.
Hätte man allerdings den Astronomen Glar Wandog um seine
Meinung gefragt, wäre eine Beurteilung anders ausgefallen. Glar
hielt nicht viel von der Intelligenz seiner Mitbürger, mit denen
er in Metroion, der größten Stadt des NordKontinentes,
lebte. Sein Observatorium lag in den nahen Bergen nördlich der
Stadt, und eigentlich hielt er sich nur tagsüber in der Stadt
auf, um seinen Geschäften nachzugehen oder zu schlafen. Er war
ein Einzelgänger, und selbst der Frauenüberschuß
hatte ihn nicht dazu bewegen können, trotz der staatlichen
Zuschüsse eine oder gar mehrere Vertreterinnen des anderen
Geschlechtes zu ehelichen. Er liebte seine Ruhe und seine Arbeit.
Metroion war eine angenehme Stadt, relativ gesehen. Glar fand
jedoch, daß es überhaupt keine angenehmen Städte gab
und daß man verrückt sein mußte, freiwillig in ihnen
zu leben. Aber wer tat das schon? Das Observatorium gehörte der
Regierung, in deren Diensten er stand. Es war ihm freigestellt, seine
Forschungsergebnisse in gewissen Zeitabständen zu
veröffentlichen und so allen interessierten Kreisen zugänglich
zu machen. In erster Linie hatte er dem staatlichen Verband der
Astronomen zu berichten.
Glar saß in seiner Stadtwohnung und betrachtete voller
Abscheu das Nachmittagsprogramm der
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