PR TB 004 Sturz in Die Ewigkeit
neun Matrosen befolgten den Befehl ihres Kommandanten, und
bald darauf glitt das kleine Schiff aus dem natürlichen Hafen
heraus und erreichte das offene Meer.
Die Brise hatte aufgefrischt, und die Segel füllten sich.
Immer schneller werdend glitt das Boot dem fernen Ziel entgegen.
Die Nacht brach herein, verging und machte dem neuen Tag Platz.
Am dritten Tag tauchte am Horizont eine feine, dunkle Linie auf.
Der Süd-Kontinent! Das Reich der Süd-Wasan!
Diese unterschieden sich in nichts von ihren Rassegenossen auf dem
NordKontinent, denn schließlich besaßen sie alle
dieselben Vorfahren. Damals, als die Wasan noch fliegen konnten,
besiedelten sie beide Kontinente und vertrugen sich. Erst später,
als die Flügel verkümmerten und die beiden Völker
isoliert wurden,
begann die Feindschaft. Man baute Schiffe, mit denen man den
trennenden Ozean überwand, und bekämpfte sich.
Man tat das noch heute, wenn auch ganz anders als früher.
Rush stammte vom Nord-Kontinent. Er hatte den Auftrag, dem Feind
Schaden zuzufügen, um seiner Heimat Pluspunkte einzubringen.
Rush hatte dafür sein Leben einzusetzen, denn sein eigenes Leben
galt nichts. Starb er, würde er von jemand anderem ersetzt
werden. Für seine neun Begleiter galt das gleiche.
Sie warteten, bis es dunkel wurde, dann nutzten sie den Landwind
aus, um schräg gegen die Küste vorzukreuzen. Rush wußte,
daß sie jeden Augenblick auf ein Vorpostenboot stoßen
konnten, womit ihr Unternehmen verraten war, denn niemand würde
die telepathische Warnung des Gegners verhindern können. Rush
und seine Leute selbst hatten schon längst den Abschirmblock um
ihr Gehirn gelegt.
Die Nacht war warm. Das Licht der beiden Monde spiegelte sich in
dem unruhigen Wasser des Meeres und zauberte merkwürdige Reflexe
auf die schimmernden Panzer der Wasan. Die Sterne waren nur schwach
zu erkennen; ihr Schein wurde von den beiden Monden überstrahlt.
Und so war es auch kein Wunder, daß Rush nicht den winzigen
Lichtpunkt sah, der sich langsam in gerader Richtung über den
Himmel bewegte und bald darauf am Horizont verschwand.
Das Wasser gluckerte gegen die Holzplanken und verriet den geübten
Seeleuten, mit welcher Geschwindigkeit das Schiff dahinzog. Nicht
mehr lange, und das Ufer würde in Sicht kommen.
Es wurde Zeit, die Waffen vorzubereiten.
Man schleppte sie an Deck. Eine Spannschleuder, einige Rundsteine,
Schwerter, Schilder, Speere, Pfeile und die dazu gehörigen
Bögen. Jeder erhielt ein langes Messer und eine kurze Keule, die
sich bequem in den Gürtel stecken ließ.
Natürlich hätten die Wasan bessere und wirkungsvollere
Waffen haben können, aber sie waren im Spiel verboten. Man
beschränkte sich auf die Waffen der Vorfahren.
In Fahrtrichtung klatschten Wellen.
"Das ist das Riff", flüsterte Rush seinem
Steuermann zu. "Vorsichtig jetzt, damit wir nicht auflaufen."
Die Brandung blieb zurück.
Rush fühlte nach seinem Messer und der Keule. Das Abenteuer
machte ihm Spaß, obwohl es der Belustigung der Herren diente.
Sollten sie sich belustigen.
In Wirklichkeit waren sie zu bedauern, denn ihr ganzes Leben
bestand nur darin, andere für sich arbeiten, kämpfen oder
sterben zu lassen.
Das Festland schob sich wie eine schwarze Wand zwischen die
glitzernden Wellen und den helleren Himmel. An dieser Stelle, wußte
Rush, war die Küste unbefestigt. Weiter rechts, hinter dem Kap,
lag die Stadt. Ihr Lichterschein war am Himmel nur undeutlich zu
erkennen.
Plötzlich klangen Stimmen auf. Ein Schatten glitt über
die Wellen.
"Sie haben uns entdeckt", flüsterte Rush seinem
Steuermann zu und sah sich um. "Binde das Steuer fest, wir
müssen sie abwehren. Ich alarmiere die anderen."
Aber sie hatten keine Chance.
Rush erkannte es, als aus dem anfänglich kleinen Schatten ein
großes Schiff wurde, dessen Bug auf das kleine Segelboot
zuglitt, als wolle es den Gegner in der Mitte durchschneiden. Genau
das geschah dann auch.
Der Bug des gegnerischen Schiffes war schärfer als üblich.
Es schien, als sei er extra für diese Aufgabe geschaffen worden.
Solche Tricks waren erlaubt, denn sie hatten nichts mit einer
technischen Überentwicklung zu tun, wie sie den Vereinbarungen
nach verboten war.
Rush hörte das Knirschen des berstenden Holzes. Sein kleines
Segelboot wurde in der Mitte durchgeschnitten und begann sofort zu
sinken. Die Wasan waren sehr gute Schwimmer, so daß der
Untergang des Schiffes nicht gleichbedeutend mit sofortigem Ertrinken
war. Die Waffen allerdings waren
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