PR TB 007 Die Zeitspringer
Urwald zu durchqueren, aber das war
nicht die größte Schwierigkeit. Schlimmer war, daß
die Transmitter auch durch den zweiten Stollen nicht hindurchgingen.
Vielleicht hatten diejenigen, die sie hierhergebracht hatten, sie in
Einzelteilen transportiert und erst drinnen montiert oder sie hatten
einen größeren Fiktiv-Transmitter benutzt, der die anderen
durch einen Überraum projizierte. Das waren jedoch alles
Möglichkeiten, deren sich Miles nicht bedienen konnte. Er wäre
im Augenblick weder in der Lage gewesen, einen der Transmitter
risikolos zu bedienen noch zu zerlegen.
Es mußte einen dritten Weg geben!
Miles zermarterte sich eine halbe Stunde lang den Kopf, dann wußte
er die Lösung. In seinem Wohntraktor befand sich genügend
Sprengstoff, um den ganzen Vulkankegel in die Luft zu jagen. Als
Anthropologe, der in der Lage sein mußte, schwierige
Ausgrabungen ohne Helfer durchzuführen, konnte Miles mit
Sprengpatronen umgehen; zumindest würden seine Fähigkeiten
ausreichen, den zweiten Tunnel durch mehrere Sprengungen so zu
erweitern, daß er einige Transmitter mit der Seilwinde
herausziehen konnte. Andrew Miles machte sich auf den Weg. Es dauerte
nur eine Stunde, bis er den Wohntraktor erreicht hatte. Allerdings
war das Magazin seines Impulsblasters nun leer, denn er hatte sich
einen Pfad durch den Dschungel gebrannt. Das kümmerte ihn jedoch
wenig. Er besaß noch einen Lähmstrahler, mit dem er
zudringlich werdende Raubtiere abwehren konnte.
Der Wohntraktor war bereits nach zehn Minuten am Tunneleingang.
Miles spürte mit einem Male die Erschöpfung, aber er befand
sich in einem Rauschzustand. Ein starker Kaffee und eine Zigarette
munterten ihn wieder auf. Unverzüglich verlegte er die
Sprengpatronen.
Als die Explosionswolken sich verzogen hatten, griff Miles nach
seinem Lähmstrahler und drang in den erweiterten Tunnel ein.
Qualm und Gesteinsstaub reizten seine Schleimhäute. Seine Augen
tränten, er hustete krampfhaft und rang schwer nach Atem, aber
er schaffte es, bis zum Gewölbe vorzudringen.
Ein glückliches Lächeln stand in seinem verstaubten und
verschwitzten Gesicht. Der Stollen war groß genug, um zwei
Transmitter nebeneinander hindurchzuziehen.
Miles eilte zurück, um die Seilwinde klarzumachen. Zu spät
entdeckte er die um den Wohntraktor schwärmenden Gestalten.
Vielleicht war auch der Staub und Qualm daran schuld. Jedenfalls sah
er nur einen grellen Blitz. Den Knall konnte er schon nicht mehr
hören
- da lebte er bereits nicht mehr...
Roboter Samson stand fassungslos vor der Leiche seines Herrn, wenn
man einem Robot solche Empfindungen zugestehen will.
Der Körper Andrew Miles’ war von kleineren Raubtieren
angenagt und bereits in Verwesung übergegangen, so daß die
Todesursache nicht leicht zu erkennen war. Aber ein Roboter geht
allen Dingen auf den Grund. Samson untersuchte die Leiche, bis er den
fingerdicken Hartholzbolzen gefunden hatte. Er analysierte ihn im
Labor des unversehrten Wohntraktors und stellte fest, daß der
Bolzen Spuren einer Frucht enthielt, die von der Stützpunktbesatzung
schlicht Rakkapsel genannt wurde, da sie in fein zermahlenem Zustand
chemisch dem uralten Schwarzpulver glich und manchmal zu privatem
Feuerwerk Verwendung fand.
Jemand hatte Miles erschossen.
Mit einem Gewehr, das Holzbolzen verschoß, die von den
Verbrennungsgasen einer Frucht getrieben wurden...
Als Samson das wußte, ging er daran, den erweiterten Stollen
zu untersuchen, und wäre er so verletzlich wie ein Mensch
gewesen, er hätte bald Miles’ Schicksal geteilt. Mitten im
Stollen empfing ihn eine Salve. Holzbolzen zersplitterten an seinem
Metallplastikkörper.
Samson hob den rechten Arm mit der Waffe und streute den Stollen
vor sich ab. Die Lähmstrahlen brachten das Feuer zum Verstummen.
Der Roboter betrachtete die bewußtlosen Gestalten. Das also
waren Miles’ Mörder. Aber Miles war selbst schuld an
seinem Tode. Wie konnte er auf einer fast unerforschten Welt ein
Heiligtum der Eingeborenen aufsuchen - und noch dazu den Eingang
aufsprengen!
Denn daß das Gewölbe ein Heiligtum der Eingeborenen
enthielt, sah Samson auf den ersten Blick.
Erst dann entdeckte er die Fiktiv-Transmitter in den Nischen.
Samsons Gedächtnis war schneller als das seines Herrn. Eine
vor langer Zeit einprogrammierte Information sagte ihm, was er vor
sich hatte, eine andere, daß es im ganzen Vereinten Imperium
keine Fiktiv-Transmitter mehr gab.
Samson war ein alter Robot. Als er noch neu und die
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