PR TB 007 Die Zeitspringer
Baumwipfeln dahin.
Perry Rhodan saß mit angezogenen Knien neben dem Piloten.
Die Lüftungsfenster waren geöffnet, und Rhodan sog mit
Wohlbehagen die frische Luft in die Lungen. Zwar roch es ein wenig
modrig, gleichzeitig jedoch nach grünen Blättern, duftenden
Blüten und nach feuchter Erde, kurzum nach etwas, das jeder
Raumfahrer den größten Teil seines Lebens schmerzlich
vermißt.
Das alles verführte Rhodan jedoch nicht dazu, die Umgebung zu
vernachlässigen. Zwar vermochte kein Blick das Dschungeldach zu
durch dringen, aber die Gefahr mußte ja nicht unbedingt von
unten kommen; zudem würden die Ortungsgeräte jedes Stück
Metall anzeigen, und wenn es noch so gut versteckt war.
Er versuchte, sich ein Bild von dem Gegner zu machen.
Die Wesen, die Holzprojektile verschossen, würden kaum
gleichzeitig die Erbauer solcher komplizierter Geräte sein, wie
es Zeit-Transmitter darstellten. Eine fremde Rasse hatte ihre Hand im
Spiel.
Rhodan fragte sich, was diese Rasse bewegen hatte, dreißig
Zeit-Transmitter auf Jaspis unterzustellen. Keineswegs konnten sie
damit die Absicht verfolgt haben, ihm eine Falle zu stellen. Vielmehr
schien es, als wären sie über die Entführung ihrer
Transmitter so bestürzt gewesen, daß sie übereilt
versucht hatten, sie wieder in ihren Besitz zu bringen.
Wenn es so war, benötigten sie die Geräte dringend und
zwar für einen noch unerfindlichen Zweck.
Was Rhodan noch wichtiger erschien, war die Erkenntnis, daß
die Zeitverschiebungen wahrscheinlich nur Begleiterscheinungen des
Versuchs gewesen waren, die Transmitter zurückzuerobern.
Schließlich verwendet man Geräte, mit denen man die
Galaxis beherrschen könnte, nicht zum Spielen.
Rhodan fühlte sich plötzlich beunruhigt. Es war
unwahrscheinlich, daß der Gegner falls seine Mentalität
sich von der anderer humanoider Rassen nicht ganz gewaltig
unterschied - noch nicht auf den Gedanken gekommen war, mit Hilfe
seiner kombinierten Fiktiv-Zeit-Transmitter die Herrschaft über
alle anderen Rassen der Galaxis zu erringen. Richtig angewandt,
würden die FZ-Transmitter, wie Rhodan sie in Gedanken abkürzte,
ihre Benutzer unbesiegbar machen. Sie könnten überall
unverhofft auftauchen, auf jeder Welt und in jeder Zeit.
Impulsiv beugte Rhodan sich vor.
„Fahren Sie schneller!“ befahl er dem Piloten.
Der Mann stieß augenblicklich den Fahrthebel bis zum
Anschlag. Wie ein aufgestörter Hornissenschwarm summten die
Gravomotoren des Fahrzeugs los. Schneller glitten die Baumwipfel
darunter vorbei. Schrill pfiff die verdrängte Luft um die
Kabine. Zu den Fenstern drang das Kreischen aufgestörter Tiere
herein.
Der Vulkankegel kam in Sicht.
„Einmal umkreisen!“ befahl Rhodan.
Ohne die Geschwindigkeit wesentlich zu drosseln, steuerte der
Pilot auf den aus dem Dschungel ragenden Kegel zu. Kurz davor legte
er den Gleiter auf die Seite und drehte mit schlafwandlerischer
Sicherheit eine Runde.
Währenddessen hatten Rhodan, Takenaka und die beiden
Raumsoldaten aufmerksam die Hänge des Vulkas gemustert. Keiner
vermochte etwas Verdächtiges zu entdecken.
„Soll ich noch eine Umkreisung... ?“ fragte der Pilot.
Rhodan schüttelte den Kopf.
„Nein! Landen Sie vor dem Stolleneingang!“
Jetzt begann der schwierigste Teil der ganzen Fahrt. Das
Blätterdach war so dicht, daß es dem Piloten erst beim
fünften Anlauf gelang, eine für den Gleiter ausreichend
große Lücke im Astwerk zu finden. Dünne Zweige und
Blätter kratzten und raschelten an der Fahrzeughülle
entlang, dann öffnete sich der Urwalddom abrupt. Zwischen den
feuchtglitzernden Säulen gelblichbrauner Stämme kam der
Gleiter zum Stehen.
Hier mußte der nach außen führende Tunnel münden.
Aber sosehr die Männer auch ihre Augen anstrengten, sie sahen
nur harten, gewachsenen Fels.
Immerhin blieb noch die Möglichkeit, daß sie die
richtige Stelle verfehlt hatten. Doch nachdem Rhodan einen
hufeisenförmigen Felseneinschnitt, den er beim erstenmal gesehen
hatte, wiederentdeckte, gab es keinen Zweifel mehr für ihn.
Der Tunnel war noch nicht vorhanden.
Rhodan überlegte.
Das Fehlen des Tunnels besagte - für sich allein betrachtet
eigentlich nicht viel, denn niemand
wußte, ob die Eingeborenen oder die Besitzer der Transmitter
ihn durch den Fels gehauen hatten. Die Kultstätte war eine
natürliche Höhle gewesen, und diese Höhle mußte
zweifellos schon jetzt vorhanden sein. Die Frage war, was sich in dem
Gewölbe augenblicklich befand. „Nun
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