PR TB 012 Die Para Sklaven
flüsterte Herkamer.
Der Stoß hatte ihm fast die Sprache genommen. „Und was
wollte er von dir wissen?“
„Er wollte wissen, was ein Immuner eigentlich ist.“
„Und was hast du ihm geantwortet?“
„Das, was wir alle wissen, Ältester. Daß ein
Immuner eine Gefahr für alle Dörfer bedeutet, weil er das
Böse in sich trägt.“
„Was hat er darauf erwidert?“
„Er wollte wissen, was das Böse in einem Immunen ist.
Ich sagte ihm, das Böse sei das Böse.“
„Nichts weiter?“
Herkamer blickte den Greis verständnislos an.
„Was hätte ich noch sagen sollen?“
Hulkin senkte den Blick und starrte eine Weile auf den
festgetrampelten Boden zu seinen Füßen. Dabei runzelte er
die Stirn, als müsse er etwas Wichtiges überlegen. Mit
seinen nächsten Worten überging er Herkamers Gegenfrage.
„Warum hast du Thervanog nicht gefragt, was das Böse
ist?“
„Sollte ich das?“ Herkamer riß die Augen weit
auf. „Wir wissen es doch; genügt das nicht?“ Wieder
entgegnete Hulkin nichts darauf.
„Was interessierte den Immunen außerdem noch?“
„Er fragte, warum in der Rotzeit die Jäger unterwegs
waren. Dabei verwandte er ein unbekanntes Wort dafür.“
„Wofür?“
„Für die Rotzeit, Ältester. Ich glaube, er sagte
so etwas wie ,Nacht’ dazu.“
„Aha! Und du hast ihm die Frage beantwortet?“ „Ja.
Ich sah keine Gefahr dabei. Ich sagte ihm, daß wir die Monster
fangen würden, während sie schlafend in der Steppe lägen.
Und das stimmte ja auch.“ Herkamer überlegte angestrengt.
„Aber Thervanog wollte mir nicht glauben, daß wir das
schon vorher wüßten.“ „Er ist ja auch nur ein
Immuner“, erwiderte Hulkin abfällig. Aber sein Gesicht
drückte eher Nachdenklichkeit als Überheblichkeit aus.
„Welcher Meinung bist du denn, Herkamer?“
„Ich... ich glaube...“, sagte Herkamer leise und
stockend, „... daß es genügt, wenn wir es wissen.
Aber es ist natürlich seltsam, daß es so ist.“
Hulkin erhob sich abrupt.
„Ich erkenne Zweifel in deinen Worten, Herkamer. Weißt
du nicht, daß wir die Monster fingen? Ist das nicht genug, um
jeden Zweifel auszuschließen? Du bist nicht würdig, in der
Dorfgemeinschaft zu leben. Hiermit...“, er hob seine Stimme,
„... verstoße ich dich aus dem Schütze des Dorfes
und der Moogani und weise dich in die Steppe. Jeder Jäger, der
dich fortan trifft, darf dich töten.“
Er wandte sich an die vier Krieger. „Bringt ihn hinaus!“
10.
Irgendwo war eine Barriere.
Die Telepathie-Impulse John Marshalls gingen klar und deutlich von
seinem Espergehirn ab und stießen kraftvoll in den blauweißen
Himmel Isans; das heißt, eigentlich sollten sie das tun, aber
sie kamen nicht viel weiter als höchstens fünfhundert
Meter. Dann wurden sie reflektiert und kehrten verzerrt zurück.
Marshall konnte sich nicht erklären, warum das so war.
Er lag gefesselt unter dem winzigen, aber glutheißen Gasball
Wilanets auf dem Boden. Neben ihm lagen die Gefährten. Zwei
waren ohnmächtig geworden.
Auch Marshall bereitete das Denken bereits Mühe. Sein Gehirn
kam ihm ausgedörrt vor, so, wie ein Stück rohes Fleisch in
einem mäßig heißen Backofen etwa. Trotzdem versuchte
er wieder und wieder, die Leute der NAGASAKI oder wenigstens einen
Mann der anderen Landekommandos telepathisch zu erreichen.
Normalerweise hätte ihm das keinerlei Schwierigkeiten
bereitet. Selbst wenn die NAGASAKI sich weniger dicht über Isan
befunden hätte, wäre das kein Problem für seinen
Parasinn gewesen.
Aber auf Isan schien nichts mehr normal zu sein.
Da war die Tatsache ihrer Gefangennahme. John Marshall erinnerte
sich deutlich daran, daß weder vor noch nach der Landung ein
Ortungsimpuls ihr kleines Raumboot getroffen hatte. Das wäre bei
dem primitiven Stand der isanischen Zivilisation - wenn man es
überhaupt Zivilisation nennen konnte - auch nicht zu erwarten
gewesen.
Er hatte darum keine Bedenken gehabt, der Besatzung das Verlassen
des Bootes zu befehlen. Bully, der diesmal an Bord der NAGASAKI
zurückgeblieben war, um die Aktion zu koordinieren, war zwar
skeptisch gewesen und hatte Marshall gebeten, die Augen und Ohren
offenzuhalten. Marshall hatte es ihm lächelnd zugesagt und
nebenbei erwähnt, daß er mehr besaß als nur Augen
und Ohren und daß er schon gut aufpassen würde. Jetzt tat
ihm diese Äußerung leid.
Sie waren aus dem Boot geklettert wie Touristen, die eine harmlose
Welt besuchen wollten. Schließlich: Was konnte ihnen bei ihrer
Bewaffnung,
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